Sindy Mohamed: Farasha © Berlin Classics

Berlin Classics

Bild: Berlin Classics
Album der Woche | 29.09. – 05.10.2025 mit Verlosung

Sindy Mohamed: „Farasha“

Die in Berlin lebende Bratschistin Sindy Mohamed hat ihr Debütalbum zwar „Farasha“ – arabisch für Schmetterling – genannt. Doch schon ihr erster Flügelschlag ist wie ein Orkan in der Bratschenwelt. Einer Freibeuterin gleich hat sie Ausschau nach Repertoire gehalten, das ihre eigene Metamorphose vom jungen Talent zur selbstbewussten Künstlerin spiegelt. Und wartet mit spektakulären Fundstücken auf.

Wie ein spätromantisches Werk klingt die Sonate für Viola und Klavier von Pierre de Bréville, ist aber erst 1944 geschrieben und war damit wohl stilistisch aus der Zeit gefallen. Das könnte der Grund sein, warum sie selbst in der Bratschenwelt kaum bekannt ist und de Bréville nie aus dem Schatten seines berühmten Lehrers César Franck getreten ist. Man höre deutlich den späten Franck, findet Sindy Mohamed, deshalb passe de Brévilles Musik haargenau zu ihrem Aufnahme-Debüt.

Wer | wie | was


Besondere Gabe

Sindy Mohamed besitzt ein außerordentliches Talent: das der emotionalen Hörerbindung. Man fühlt sich als Zuhörerin oder Zuhörer sofort ganz nah bei ihr. Sie führt staunend durch jedes Stück; natürlich weiß sie genau, was sie tut, aber sie verliert nie den Ausdruck des Entdeckens in genau diesem Moment. Ihre Tongebung ist überwältigend glanzvoll und schön; zart, aber nie sich in der Schönheit der Musik verlierend. Das „Singen“ auf der Bratsche gelingt der in Frankreich geborenen Künstlerin eindrucksvoll.


Farasha heißt Schmetterling

Ihre eigene Metamorphose vom jungen Talent zur selbstbewussten Künstlerin hat sie unüberhörbar vollendet. Das will ihr erst jetzt, mit Anfang 30 erscheinendes Album ausdrücken. Farasha, arabisch für Schmetterling, hat Sindy Mohamed es genannt.

Ihre Mutter stammt aus Ägypten, weshalb Mohamed zweisprachig – arabisch und französisch – aufgewachsen ist. Beim Hören von Film- und Fernsehmusik ist ihr immer wieder die Tonsprache des ägyptischen Komponisten Khaled al Kammar begegnet. Sie fragte ihn, ob er nicht eines seiner Stücke für sie und ihre Bratsche adaptieren könne.

Sindy Mohamed zu Gast auf dem Parkfest © Gregor BaronBild: Gregor Baron


Frauenrechte

Sindy Mohamed hat selbst einen kleinen Sohn, deshalb hat die Titelmelodie einer Fernsehserie sie besonders angesprochen, „Faten Amal Harby“, in der eine Mutter nach der Scheidung darum kämpft, dass ihr nicht wie vom ägyptischen Gesetz erlaubt, die Kinder weggenommen werden. Frauenrechte liegen ihr am Herzen, erklärt die Bratschistin.


Starke Partner

Für diesen Titel hat Sindy Mohamed den Oud-Virtuosen Wassim Mukdad und Sardar Saydan mit der Rahmentrommel Riq gewonnen. Wie der hier improvisierende Pianist Julien Quentin fügt sie sich geschmeidig und inspirierend in die mediterrane Klangwelt ein. Auch hier verliert sie ihr Publikum nicht aus dem Blick, das sie auf eine Reise mitnehmen will. Mal kurz für vier Minuten 3.000 Kilometer in die Ferne.


Beutegut

Der spektakulärste Mundraub für ihr Instrument ist Camille Saint-Saëns‘ Fagott-Sonate. Hier wird Sindy Mohamed eindeutig zur Freibeuterin für viel zu wenig solistisch hervortretende Instrumente: „Das Fagott ist sozusagen die Bratsche der Woodwinds-Gang und das Instrument hat einen unglaublichen schönen Klang.“

Das Arrangement für Viola und Klavier stammt von der französischen Bratschistin Léa Hennino, die gern zugelassen hat, dass Sindy Mohamed es für ihre Aufnahme „kaperte“. „Ich habe angefangen zu üben und ich wusste nach zehn Takten: das ist jetzt meins und ich muss das jetzt unbedingt nicht nur aufnehmen, sondern vor allem weiterspielen und programmieren!“

Ein spektakulärer Farbenrausch ist Sindy Mohameds Album, eine stilistische Entdeckungsreise und ein federleicht beschwingendes Sommeralbum zugleich. Es holt die Viola ins Rampenlicht und hat großes Suchtpotential.

Verlosung Album der Woche – Sindy Mohamed

Stand vom 29.09.2025