Die Premiere der Filmbiografie „Springsteen: Deliver me from Nowhere“ in New York war eine Auflage, die Bruce Springsteen nutzte: „Derzeit gibt es jeden Tag Ereignisse, die uns daran erinnern, dass wir besonders gefährliche Zeiten durchmachen“, sprach der Musiker relativ direkt die Regierung von US-Präsident Donald Trump und ihren radikal angelegten Umbau des Staatsgefüges an.

Der Hass, der sich im Land breitmacht, bereite ihm große Sorgen – er wolle dagegen antreten und brachte seine „lebenslange Lieblingswaffe“, die Akustikgitarre, zur Vorführung der filmischen Hommage mit. Er habe sich selbst stets „als eine Art musikalischer Botschafter für Amerika“ gesehen und „versucht, die Distanz zwischen der amerikanischen Realität, in der wir oft hinter unseren Idealen zurückgeblieben sind, und dem amerikanischen Traum zu ermessen“.

Angriffe

Der 76-Jährige, der mehrfach von Trump persönlich angegriffen und etwa als „vertrocknete Pflaume von einem Rock-Musiker“ beschimpft wurde, ist freilich seit Jahrzehnten auf verschiedene Arten politisch: Das Album „Nebraska“, das Springsteen 1982 in der Ära von US-Präsident Ronald Reagan veröffentlichte und das im Film nachgezeichnet wird, liefert ein düsteres Bild des Landes der vermeintlich „unbegrenzten Möglichkeiten“. Die zehn rauen Songs, die der Musiker spartanisch mit einem Kassettenrekorder aufnahm, sind Spiegel einer zerfaserten, oft hoffnungslosen Nation. Das nun stark erweitert wiederveröffentlichte Album wirkt aktueller denn je.

Springsteen, der auf der Tour „Land of Hope and Dreams“ in den USA laut eigener Aussage „die Hälfte der Zuschauer“ verlor, weil diese seine politischen Ansichten nicht teilen, stimmte das gleichnamige Lied von 1999 im Lincoln Center an und betonte: Obwohl seine Heimat, „so wie sie sich gerade anfühlt“, gebeutelt sei, seien die USA weiter „ein Land der Hoffnung und Träume, nicht der Angst oder Gespaltenheit oder Zensur durch die Regierung oder des Hasses“. Und für dieses Amerika sei „es wert zu kämpfen“, so Springsteen, der stets über innere und äußere Kämpfe der Arbeiterklasse sang.

Dass Trump sein Feindbild Springsteen bei Auftritten als „sehr überschätzt“ bezeichnete und bar aller Fakten behauptete, zu seinen Veranstaltungen kämen mehr Menschen als zu Konzerten des Musikers und seiner E Street Band, scheint diesen nicht kümmern: „Es könnte mir nicht gleichgültiger sein, was er über mich denkt“, wird Springsteen zitiert. Zudem kann der „Boss“, wie er von Fans genannt wird, auf eine 55-jährige Karriere ohne nennenswerte Durchhänger und 150 Millionen verkaufte Tonträger verweisen.

Bruce Springsteen bei einem seiner Auftritte




Bruce Springsteen bei einem seiner Auftritte


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„Trump ist die lebende Verkörperung dessen, wofür der 25. Zusatzartikel zur US-Verfassung und das Amtsenthebungsverfahren gedacht waren“, sagte Springsteen dem „Time Magazine“. „Hätte der Kongress nur die geringste Schneid, würde er auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden.“ Der 25. Zusatzartikel zur US-Verfassung regelt, was passiert, wenn der Präsident oder der Vizepräsident stirbt, zurücktritt, geschäftsunfähig wird oder anderweitig nicht in der Lage ist, seine Pflichten zu erfüllen – inklusive einer Amtsenthebung.

Während Trumps erster Amtszeit (2017-2021) hielt sich Springsteen bei Konzerten mit Aussagen über ihn eher zurück – davon ist keine Spur mehr: Während seiner diesjährigen Tournee sagte er vor seinen Fans, sein Heimatland werde derzeit von einer „korrupten, inkompetenten und verräterischen Regierung“ geführt. Er forderte auf, „gegen Autoritarismus“ und „für Freiheit“ einzutreten.