Schon einmal in einem Baumhaus übernachtet? Oder in einem Zirkuswagen? Was in einem konventionellen Hotel nicht zu finden ist, das bieten private Anbieter im Internet auf Plattformen wie „AirBnB“ und „FeWo Direkt“ an. Jeder kann hier ein Gästezimmer in seiner Wohnung oder ein Apartment anbieten. Wer ungenutzten Wohnraum besitzt, kann daraus ein Geschäft machen. Das dachte sich auch Heike Schotte, als sie 2011 bis 2014 mit ihrem Partner nach Möglichkeiten zur Geldanlage suchte. Sie kauften unter anderem drei leerstehende Ruinen in Straßberg, sanierten sie, um sie als Ferienhäuser der gehobenen Klasse zu vermieten. Doch sie stoßen immer wieder auf Widerstand.

Ihre Gäste waren zufrieden, einige wurden zu Stammgästen. So etwa die portugiesische Kanuslalom-Nationalmannschaft, die alle vier Jahre für Wettkämpfe in Augsburg ist. „Es kommen viele internationale Gäste. Sie nutzen meine Ferienhäuser als Ausgangspunkt, um Neuschwanstein oder München zu besichtigen“, sagt Schotte. Nicht nur Touristen checken bei ihr ein: „Gegen Jahresende kommen Monteure, die ihre Aufträge fertigbekommen müssen. Wenn sie keine billigen Unterkünfte bekommen, nehmen sie meine Häuser.“

Die Stadt Bobingen will keine Ferienhäuser

Weniger glücklich ist hingegen die Stadt Bobingen: „Ich habe mir von den Behörden oft anhören müssen, dass hier keine Tourismusregion sei“, sagt Schotte. Der Bauausschuss habe sich der Nutzung ihrer Häuser als Ferienwohnungen immer entgegengestellt. Als sie 2014 die Anträge stellte, die sanierten Häuser an Touristen zu vermieten, war das Landratsamt laut Schotte dafür, weil Straßberg ein Mischgebiet und kein reines Wohngebiet sei. „Die Stadt war aber dagegen, sie will keine Ferienhäuser“, sagt Schotte. Ein wichtiges Argument sei unter anderem gewesen, dass man die Häuser als Wohnraum nutzen solle, um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken. Schotte sagt dazu: „Einen Großteil der Flächen habe ich neu geschaffen, weil ich die Häuser als Ruinen gekauft habe – ohne Heizung und ohne Dämmung.“

In Straßberg gab es eine Unterschriftensammlung der Anwohner, dass man eine „friedliche Dorfgemeinschaft“ sein und keine Touristen haben wolle. Es gab auch regen Mailverkehr zwischen Landratsamt und Straßbergern. „Da waren böse Beschimpfungen dabei, mit denen die Leute generell gegen Ferienhäuser geredet haben: Die Straßen würden zugeparkt, es gäbe Lärmbelästigung – aber auf Nachfrage konnten sie nicht sagen, wann es die konkret gab. Nur, dass es eventuell Lärm geben könnte“, sagt Schotte. Partys in ihren Häusern hat sie untersagt. Allerdings gab es drei Hochzeitsfeiern, unter anderem von ihrem Sohn: „Da haben die Anwohner so brutal dagegen gestimmt, dass ich keine mehr veranstaltet habe“, sagt Schotte.

Bürokratie wird zur Nervenschlacht

Was folgte, empfand Schotte als nervlich belastende Bürokratie-Schlacht: „Mein Antrag auf Nutzungsänderung lag von 2014 bis 2024 beim Landratsamt. Es hat sich nichts getan. Der Bearbeiter hat immer wieder gewechselt. Niemand hat sich getraut, meinem Antrag zuzustimmen, obwohl sich das Landratsamt über die Stadt Bobingen hinwegsetzen könnte“, sagt Schotte. 2024 fragte sie nach, was aus ihrem Antrag geworden ist. Eine Akte sei verschwunden, deswegen müsse sie einen Bauantrag für die Nutzungsänderung neu stellen, inklusive hoher Kosten für Zeichnungen einer Architektin.

Am Ende resigniert Schotte. Ausschlaggebend sind die nervliche Belastung und gesundheitliche Gründe. „Eine Unterkunft ist schon verkauft. Der Rest steht zum Verkauf.“ Noch beherbergt sie Gäste, aber das Ende ist absehbar.

  • Denise Kelm

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  • 86399 Bobingen

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  • Bauruine

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