Der Ausstellungstitel „EX NIHILO“ spielt auf die alte theologische Idee einer Schöpfung aus dem Nichts an, die in der Kunstgeschichte lange mit dem Mythos des schöpferischen Genies verbunden wurde. Doch statt das Genie zu feiern, rückt die Ausstellung andere Perspektiven in den Mittelpunkt:

  • Wie arbeiten Künstler:innen wirklich?
  • Welche Wege, Umwege und Pausen gehören zum Prozess, bevor ein Werk entsteht?

In den Fokus rücken Zugänge und Strategien künstlerischen Schaffens, die gängigen Vorstellungen von effizienten Arbeitsweisen scheinbar zuwiderlaufen.

Was gehört zum künstlerischen Arbeiten?

„Wir möchten zeigen, dass künstlerisches Arbeiten weder geradlinig noch magisch ist, sondern auf vielfältigen Methoden und Praktiken basiert“, erklärt Katja Pfeiffer, Leiterin der Kunsthalle Barmen und Professorin für Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal. „Dazu gehören scheinbar banale Tätigkeiten wie zielloses Umherschlendern, Sammeln, Basteln oder Ausruhen ebenso wie die bewusste Verweigerung, das Experimentieren, das Scheitern oder sogar die Zerstörung von Werken.“

Die Besucher:innen können im Rahmen der Ausstellung nachvollziehen, wie diese Prozesse in der zeitgenössischen Kunst sichtbar werden – und entdecken Arbeiten, die sowohl humorvoll als auch kritisch mit diesen Ideen spielen.

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Kulturtheoretiker Friedrich von Borries ist Teil der neuen Ausstellung

Die Ausstellung nimmt unter anderem Bezug auf den Kulturtheoretiker Friedrich von Borries, der in seinem Modell „artistic epistemology“ künstlerische Produktion in Phasen wie rumlaufen, ausschlafen, basteln, verweigern, zerstören oder ausstellen beschreibt. Seine Werke werden als Teil der Ausstellung einen Blick darauf werfen, wie beispielsweise das Umherlaufen oder Erkunden einer Umgebung den kreativen Prozess durch die Erfahrung des Raumes und die Sammlung von Inspirationen flankieren oder wie das lapidare „Basteln“ als Form der Materialerkundung dazu dienen kann, durch das Gestalten von Gegenständen auf praktische Art Verständnis für die verschiedensten ästhetischen Prinzipien zu gewinnen.


Inspiration entsteht oft dort, wo man sie nicht vermutet

Auch andere Praktiken finden in der Ausstellung ihren Platz. So zeigen die Künstler:innen unter anderem, wie das sogenannte „Cornern“ – also das Verweilen, Abhängen, Warten oder Feiern – oft an öffentlichen Orten, den künstlerischen Schaffensprozess beflügeln kann. Ganz nach dem Motto: Inspiration entsteht oft dort, wo man sie nicht vermutet, zum Beispiel durch gemeinsames Verweilen an Orten wie Straßencafés oder Parks. „Das ‚Warten auf Inspiration‘ wird dabei als aktiver Prozess verstanden, bei dem durch gemeinsames Verweilen neue Ideen und kreative Impulse entstehen“, heißt es in der Veranstaltungsankündigung.

Insgesamt verdeutlicht EX NIHILO, dass Kunst nicht „aus dem Nichts“ entsteht. Vielmehr handelt es sich um einen komplexen, zyklischen Prozess aus Erkundung, sozialem Austausch, Reflexion, Widerstand, Ressourcenmanagement sowie Präsentation und – manchmal – Zerstörung. Das Spannungsfeld zwischen Schaffen und Dekonstruktion wird so zum Motor künstlerischer Wissens- und Werkproduktion. »red«

Über die Kunsthalle Barmen

Die 2024 wiedereröffnete Kunsthalle Barmen im Haus der Jugend wird in Trägerschaft der Bergischen Universität Wuppertal sowie gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland und die Stadt Wuppertal über drei Jahre hinweg für jährlich drei Ausstellungen genutzt.

Seit dem Start im Oktober letzten Jahres fanden bereits die Ausstellungen „Shared Spaces“, „Fruchtbare Strukturen“ und „Do Worry Be Happy“ statt. Jede strebte spannende Begegnungen zwischen Kunst, Lehre und Wissenschaft sowie vor allem auch die aktive Begegnung mit der Quartiers- und Stadtgesellschaft an.

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