Wie erwartet, waren die Zweitligisten chancenlos bei ihren Duellen mit Teams aus der „stärksten Liga der Welt“ in der zweiten DHB-Pokalrunde – nur der HSG Nordhorn (35:32 über HC Erlangen) und dem HC Elbflorenz Dresden (47:46 n.V. über HSV Hamburg) gelangen faustdicke Überraschungen. Da bildete der TSV Bayer Dormagen keine Ausnahme, im Gegenteil: Seine 23:38-Niederlage (Halbzeit 13:21) gegen die TSV Hannover-Burgdorf reihte sich nahtlos ein in Ergebnisse wie das 21:32 von Tabellenführer TV Hüttenberg gegen den VfL Gummersbach oder das 25:36 von Eintracht Hagen gegen den TBV Lemgo.

Dabei durfte die jüngste Mannschaft der 2. Handball-Bundesliga in der Anfangsphase der Partie vor immerhin 972 Zuschauern durchaus von einer Pokalsensation träumen: 11:11 hieß es nach 18 Minuten, nachdem die Dormagener einen schnellen 0:2-Rückstand sogar in eine 4:2-Führung (5.) gedreht und anschließend die Vorlagen der Gäste immer wieder ausgeglichen hatten, weil sie gut in der Deckung standen und im Angriff zumindest ansatzweise an ihr Tempospiel anknüpfen konnten, das ihnen fünf Tage zuvor das 40:38 bei TuSEM Essen, ihren ersten Saisonsieg, beschert hatte. „Da hat man gemerkt, dass wir verunsichert waren, weil es zuletzt in der Liga nicht so gut lief für uns,“ gab Hannovers Trainer Christian Prokop zu.

Zwei Faktoren brachten dann das Spiel schon bis zum Pausenpfiff zum Kippen. Der frühere Bundestrainer stellte die Abwehr um, brachte Lukas Stutzke auf der zentralen Position und ausgerechnet „der Ex-Dormagener hatte großen Anteil daran, dass wir uns relativ schnell absetzen konnten,“ sagte Prokop. Auf der anderen Seite versuchte Julian Bauer, der nun stabileren Gästedeckung mit dem Einsatz des siebten Feldspielers beizukommen – ein Schuss, der völlig nach hinten los ging. „Die Umstellung hat nicht so funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten,“ gestand der Dormagener Trainer. In Zahlen ausgedrückt: Mit einem 10:2-Lauf innerhalb von knapp zwölf Minuten machten die Hannoveraner aus dem 11:11 einen 21:13-Pausenstand und entschieden die Partie damit schon recht früh zu ihren Gunsten.

Bayer steckte zwar nie auf, kam im zweiten Durchgang aber nie näher als bis auf zehn Tore an den Erstligisten heran, zuletzt beim 23:33 durch Moritz Köster (53.). Auch das hatte seine Gründe. „Unsere Chancenverwertung war nicht gut,“ sagte Bauer – allein 13 Mal scheiterten seine Schützlinge an Nationaltorhüter Joel Birlehm, weitere vier Mal an dessen nach 43 Minuten eingewechselten Vertreter, dem Norweger Simon Gade. Und weil der Dormagener Trainer mit Blick auf das enorm wichtige Meisterschaftsspiel am Samstag (18 Uhr) gegen Aufsteiger HC Oppenweiler-Backnang „kein Risiko eingehen“ wollte – die Schmidt-Zwillinge Jan und Max hatten in der Halbzeitpause über leichte Beschwerden geklagt – stand am Ende eine Formation auf dem Parkett, „mit der wir so noch nicht mal im Training gespielt haben“, gab Bauer zu, der dem talentierten, aber noch unerfahrenen Julius Hein am Kreis erste (13) Einsatzminuten gab. Auch Prokop schenkte in der Schlussphase seiner „zweiten Garde“ das Vertrauen, doch die war „heiß“, auf sich aufmerksam zu machen, so dass das Endergebnis um ein paar Tore zu hoch ausfiel. „Dormagen hat nie aufgegeben, deshalb war das insgesamt ein schöner Handballabend“ – dem Fazit von Christian Prokop wollte am Ende niemand widersprechen.

TSV-Tore: Krist (1), Bertl (1), Leis (2), Kriescher (2), Köster (2), Böckenholt (4/2), Schroven (1), Strosack (2/1), M. Schmidt (1), J. Schmidt (4), Sondermann (3)