- Sturmtief „Detlef“ verursacht in Nordwesteuropa Sturmfluten und Verkehrschaos, mit Stromausfällen und Flugstreichungen in Großbritannien, Irland und den Niederlanden.
- In Hamburg und an der Nordseeküste führen hohe Pegelstände zu Überschwemmungen, die Feuerwehr rettete Menschen aus gefährlichen Situationen und zog zahlreiche Pkws aus dem Wasser.
- In Frankreich und Irland fordert der Sturm Todesopfer.
Sturmtief „Detlef“ fegt derzeit über Nordwesteuropa hinweg und Hamburg eine Sturmflut beschert. Der Schiffsverkehr an den deutschen Küsten kam teilweise zum Erliegen, die Wellen reichten bis an die Dünen heran.
Aus Großbritannien, Irland und den Niederlanden wurden Stromausfälle und Flugstreichungen gemeldet. Im Südschwarzwald wurden bei Unwettern zwei Menschen schwer verletzt, als ein umstürzender Baum ihren Kleinbus traf. In Frankreich und Irland forderte der Sturm sogar Todesopfer.
Sturmflut erreicht Hamburg – Sylt-Fähren fahren eingeschränkt
An der Nordsee fielen wie bereits am Sonnabend auch am Sonntag alle Fahrten des „Halunder Jet“ von und nach Helgoland aus, wie die Reederei FRS Helgoline auf ihrer Website mitteilte. Am Sonntag gab es auch keinen Fährbetrieb zwischen Schlüttsiel und den Halligen, teilte die Wyker Dampfschiffs-Reederei mit.
Zwischen Dagebüll und den Nordseeinseln Amrum und Föhr fielen einige Fähren aus, oder die Zeiten verschoben sich. Die Fähre nach Sylt fuhr unregelmäßig.
Spaziergänger trotzen dem Sturm an der Ostsee.
© dpa | Jens Büttner
Auch die Ostsee ist betroffen: Die Reederei Scandlines hat wegen des stürmischen Wetters am Sonntag alle Fahrten zwischen Rostock und Gedser in beiden Richtungen abgesagt. Am Sonnabend legten die letzten Schiffe um 18 Uhr ab, teilte die Reederei mit.
Sturmflut überspült Fischmarkt in Hamburg am Nachmittag
Am Sonntagmittag erreichte eine Sturmflut die schleswig-holsteinische Nordseeküste. Betroffen seien auch die Flüsse Elbe, Weser und Ems, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit.
Spaziergänger sind am Sonntag bei einer Sturmflut und hohen Wellen am Strand von Westerland auf Sylt unterwegs.
© dpa | Daniel Bockwoldt
An der Küste wurden am Sonntagnachmittag Pegelstände von bis zu zwei Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet, an der Elbe noch mehr. Am frühen Nachmittag erreichte die Sturmflut dann den Hamburger Fischmarkt. Dort standen die Fischauktionshalle und andere ufernahe Bereiche unter Wasser.
Der Fischmarkt in Hamburg-Altona-Altstadt stand am Sonntagnachmittag unter Wasser. Für manche bot das Anlass genug für ein Erinnerungsfoto.
© dpa | Benjamin Haller
Das BSH hatte am Hamburger Elb-Pegel St. Pauli mit bis zu 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser gerechnet. Sollte die Marke überschritten werden, wäre sogar eine schwere Sturmflut möglich, hatte es in der Warnung geheißen.
Feuerwehr Hamburg rettet zwei vom Wasser eingeschlossene Teenager
Am frühen Sonntagnachmittag rettete die Feuerwehr Hamburg zwei Teenager in Wilhelmsburg vor der einsetzenden Sturmflut. Ein Junge und ein Mädchen seien mit einem Hund im Naturschutzgebiet Heuckenlock spazieren gewesen, als sie von den Wassermassen überrascht und eingeschlossen wurden, so ein Sprecher des Lagezentrums. Die beiden hätten sich auf einen Baumstamm geflüchtet. Dann hätten sie ihre Eltern verständigt, die wiederum die Feuerwehr alarmierten.
Polizeikräfte auf dem Moorwerder Hauptdeich: Zwei Teenager wurden am frühen Sonntagnachmittag im Naturschutzgebiet Heuckenlock in Hamburg-Wilhelmsburg von den Wassermassen eingeschlossen.
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Von einem Rettungshubschrauber aus seien die beiden gesichtet worden. Die Besatzung eines Schlauchbootes konnte daraufhin zu den Jugendlichen vordringen und sie in Sicherheit bringen. Dann seien die beiden gesichtet und schließlich in die Obhut ihrer Eltern übergeben worden.
Feuerwehr zieht etliche Autos aus dem Wasser
Auch andernorts in Hamburg war die Feuerwehr bereits am Mittag im Einsatz. Am Zollenspieker-Hauptdeich im Stadtteil Kirchwerder zog sie nach eigenen Angaben mehr als ein Dutzend Pkw aus dem aufsteigenden Elbwasser, ein weiteres am Rissener Ufer.
Am Zollenspieker-Hauptdeich in Hamburg-Kirchwerder zog die Feuerwehr etliche Autos aus dem Wasser der aufsteigenden Elbe.
© Christoph Leimig | Christoph Leimig
Für Windsurfer bot das Wetter offenbar gute Bedingungen. Bilder zeigen, wie sich einige Sportler auf Sylt trotz des Unwetters ins Meer wagen.
Den Windsurfern vor Sylt bot das Sturmtief offenbar gute Bedingungen.
© dpa | Daniel Bockwoldt
Auf Norderney setzte der Sturm einen Campingplatz unter Wasser. Strandkörbe kippten um, die Wellen reichten teilweise bis an die Dünen heran. Einige Fährverbindungen in Niedersachsen wurden aufgrund des Sturms gestrichen. So fuhr die Weserfähre in Bremerhaven wegen des Hochwassers zunächst nicht.
Auf Norderney wurde ein Campingplatz überflutet.
© dpa | Volker Bartels
Ausfälle am Amsterdamer Flughafen Schiphol
In mehreren Ländern verursachte das Sturmtief Einschränkungen, etwa im Flugverkehr. Auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol wurden wegen des Sturms am Sonnabend rund 80 ankommende und 70 abgehende Flüge gestrichen. Davon seien am Sonnabend vor allem Verbindungen der niederländischen Gesellschaft KLM in westlicher Richtung, darunter nach Großbritannien, betroffen gewesen, teilte ein Sprecher des Flughafens der Nachrichtenagentur ANP mit.
Mehrere Fährverbindungen zu den niederländischen Watteninseln wurden eingestellt. Vielerorts sagten Veranstalter Outdoor-Aktivitäten wie Märkte, Sportwettkämpfe und Festivals ab.
Zehntausende Schotten wegen Orkantiefs ohne Strom
Auch über Teile Großbritanniens und Irlands fegte der Sturm und sorgte für Stromausfälle, gesperrte Straßen und ausgefallene Flug- und Bahnverbindungen. London schloss vorsorglich Parks.
In Teilen Schottlands waren Zehntausende Menschen ohne Strom, der Netzbetreiber Scottish and Southern Electricity Networks (SSEN) arbeitet laut der Nachrichtenagentur PA weiter daran, die Versorgung wiederherzustellen. Die Windgeschwindigkeiten erreichten demnach bis zu 160 Kilometer pro Stunde. Bereits am Freitag kam laut PA ein Mann in Irland durch den Sturm ums Leben.
Zwei Todesopfer durch Sturm in Frankreich
Im Norden Frankreichs starben französischen Medien zufolge zwei Männer. Ein 48-Jähriger ertrank an der Küste der Normandie. Er war trotz der zweithöchsten Warnstufe schwimmen gegangen. Der zweite Mann starb laut Medienberichten, als ein großer Ast auf sein Fahrzeug fiel. Die Beifahrerin des 25-Jährigen wurde demnach schwer verletzt.
Zu weitreichenden Stromausfällen kam es auch in Teilen Norwegens, zahlreiche Zugverbindungen wurden eingestellt. Zehntausende Haushalte sind demnach in den betroffenen Gebieten ohne Strom, wie die Nachrichtenagentur NTB berichtete. Das meteorologische Institut des skandinavischen Landes rechnet teils weiter mit Sturmböen und großen Regenmengen. In Schweden und Dänemark sorgte das Wetter für ähnliche Auswirkungen.
dpa/HA