Premiere für das neue Frankfurter „Tatort“-Team. Das Duo wickelt einen beklemmenden und brutalen alten Fall wieder auf. Das hinterlässt Eindruck.
Eine „Tatort“-Kritik von Maria Bode
Das neue Frankfurter „Tatort“-Team um Maryam Azadi (Melika Foroutan) und Hamza Kulina (Edin Hasanović) liefert alles andere als klassisches Krimimaterial. Das Duo ermittelt ab sofort in der Abteilung für Altfälle und stellt so eine gelungene Antithese zu manch routiniertem „Tatort“-Duo dar. Der verstörende und fesselnde erste Fall mit dem Titel „Dunkelheit“ ist ein starker Auftakt.
Alles beginnt mit Michaela Zeller (Anna Drexler), die beim Ausräumen der Garage ihres verstorbenen Vaters Leichenteile in Fässern findet. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um die sterblichen Überreste einer Prostituierten handelt – so weit, so gewöhnlich für einen „Tatort“. Doch: Die Frau ist bereits seit vielen Jahren tot. Der grausame Fund erinnert an weitere ungelöste Mordfälle.
Statt Täterhatz im Präsens rekonstruieren Azadi und Kulina eine grausame Serie von Morden aus der Vergangenheit. Mehr und mehr Opfer werden dem Mörder zugeordnet. Die Ermittelnden arbeiten gegen die Zeit. Sie wollen alle Opfer, auf denen hier ganz klar der Fokus liegt, vor einer anberaumten Pressekonferenz identifizieren und den trauernden Angehörigen nach teilweise mehreren Jahrzehnten Gewissheit geben. Und es stellt sich die Frage: Gab es einen Mittäter?
Azadi und Kulina ermitteln empathisch, klug, fokussiert. Sie wirkt souverän und bedacht. Er emotionaler, impulsiver, aber nicht unkontrolliert. Was beide eint: der Respekt vor den Opfern und ein unbedingter Wille zur Aufklärung. Ihre Chemie stimmt. Die Ermittlerin mit iranischen Wurzeln und der gebürtige Bosnier machen sich gemeinsam über Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund lustig, sie streiten nicht um Rangordnungen, sondern arbeiten miteinander.
Anders als in vielen anderen „Tatort“-Filmen dominiert das Private hier nicht die Ermittlungen. Und doch bleibt es präsent: Kulina besucht seine Mutter, ist konfrontiert mit der eigenen Herkunft. Anfangs wirkt dieser Erzählstrang fast bremsend, doch er ergibt im Verlauf des Films Sinn. Azadis Geschichte bleibt hingegen im Dunkeln. Dass sich das mit weiteren Folgen ändern dürfte, deutet das Ende an. Hier werden Fäden ausgelegt, die wohl in kommenden Fällen aufgenommen werden. Offenbar hat Azadi ein Geheimnis …