Landesbühne Esslingen: Kindertheater: Wie war die Premiere von  „Die Gangsta-Oma“? Diese Oma kann mehr als Kohlsuppe: Chiara-Luisa Schrenk und als Enkel Steffen Lehmitz im Stück „Die Gangsta-Oma“. Foto: Tobias Metz/WLB

An der Jungen WLB Esslingen feierte das Stück „Die Gangsta-Oma“ Premiere – mit zwei Schauspielern, die alles geben und alles selbst spielen.

Igitt, schon wieder Kohlsuppe! Der elfjährige Ben hat’s satt. Jeden Freitag wird er von den Eltern bei seiner Oma abgeliefert. Mama und Papa frönen dann ihrer Tanzleidenschaft, und Ben droht nicht nur ekliges Essen, sondern vor allem Langeweile. Omas TV ist futsch, deshalb muss er Scrabble mit ihr spielen. Gääähn. Aber dann: Auf der Suche nach Keksen findet er eine Blechdose voller Diamanten. Wo hat Oma die denn her?

Ein Bühnenbild voller Häkeldecken

An der Jungen WLB Esslingen, im Studio am Blarerplatz, gibt es jetzt eine lustige Parodie aufs Juwelendieb-Krimi-Genre zu sehen: für alle ab acht Jahren – nach dem Buch des englischen Kinderbuchbestsellerautors David Walliams. Der hat darin 2011 schlau und witzig die Generationenkonflikte zwischen einem vorpubertären Jungen, seinen Eltern und seiner Großmutter verpackt. Die Bühnenfassung stammt von der Regisseurin Dalila Niksic, die das Ganze flott und slapstickreich in Szene gesetzt hat – mit einem tollen Duo, das alle Rollen gekonnt selbst spielt. Die Ausstatterin Miriam Brunnert hat dazu ein minimalistisches, multifunktionales Bühnenbild geschaffen: Alles voller Häkeldeckchen und -Überzüge. Der Blechtonnen-Tisch wandelt sich schnell zum Abwasserrohr, der Servierwagen zum E-Mobil, und eine Kleiderstange mit bemalten Rollos markiert Elternkörper oder einen Juwelierladen.

Esslinger WLB: Ist das Großmutter-Bild antiquiert?

Gleich der Beginn zeigt pointiert, wo das Problem zwischen Enkel und Oma liegt: Ben (Steffen Lehmitz) will auf die Bühne stürzen vor Spielwut, aber die kohlsuppentopftragende Oma blockiert in ihrem schildkrötenhaften Tempo den Weg. Chiara-Luisa Schrenk spielt sie anrührend als geduldige, liebe, nur angedeutet tatterige alte Dame. Während Ben, der ungeduldige, vor Energie fast explodierende Junge, Bewegung und Unterhaltung sucht. Freilich wirkt das Großmutter-Bild, das hier transportiert wird, etwas antiquiert: Tragen Omas heute wirklich noch Küchenkittel? Gehen sie nicht auch ins Fitnessstudio und frönen der Trennkost?

Das Stück „Die Gangsta-Oma“ feierte in Esslingen Premiere. Foto: WLB/Tobias Metz Esslinger Kindertheater: Klauen auf dem Kreuzfahrtschiff

Sei’s drum. Nachdem Ben die Edelsteine entdeckt hat, stellt er jedenfalls der Oma nach. Sehr skurril: Wie sie zu aufregender Gangsterfilmmusik mit Henkeltasche und gehäkelter bunter Mützenmaske samt Brille drüber auf ihrem E-Mobil auf ein Londoner Juweliergeschäft zurast, äh, zuschleicht, und beim Abwurf einer Dosenbombe – was immer da auch drin ist – gerade noch von Ben gestoppt wird. Ja, dann muss Oma beichten: „Ich war die meist gesuchte Juwelenräuberin der Welt!“, Spitzname: „Die schwarze Katze“, und erzählt die wahnwitzigsten Storys vom Schmuckklau auf Kreuzfahrtschiffen und in Landlord-Schlafzimmern. Nur die Juwelen im London-Tower blieben bisher unerreichbar für sie. Wow! Das sitzt. Alte Leute waren eben auch mal jung und haben noch Träume!

„Klempner-Magazin“ lotst zum Schatz

Und so baldowert Ben einen Plan aus. Denn, natürlich rein zufällig, begeistert er sich für den Klempnerberuf, was durchaus eine gelungene Werbung fürs Handwerk ist – zum Unwillen der Eltern, die sich einen Tanzstar-Sohn wünschen. Er findet nämlich in seinem geliebten, stets heimlich gelesenen „Klempner-Magazin“ alte Pläne des Londoner Abwasserkanalsystems, die auch den London-Tower nicht auslassen. Und so begibt er sich mit der plötzlich so abenteuerlustigen Oma auf eine rasante Unterwassertour in Richtung der panzerverglasten Kronjuwelen, die nur die Queen höchstpersönlich stoppen kann.

Die nächsten Vorstellungen sind am 12. Oktober, 2. November und 13. Dezember.