VfB Stuttgart: Deshalb hat Platz vier nur wenig Aussagekraft Torjäger Ermedin Demirovic, Trainer Sebastian Hoeneß: Auch nach dem Sprung auf Platz vier gibt es beim VfB Stuttgart Redebedarf. Foto: Imago/kolbert-press

Der VfB Stuttgart steht auf einem Champions-League-Platz, ist nach Meinung unseres Autors Jochen Klingovsky aber (noch) kein Spitzenteam – und die schweren Gegner kommen erst.

Das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Heidenheim stand unter dem Motto „Bildung“: Die Akademie des Fußball-Bundesligisten, die sich diesem Thema widmet, präsentierte im Stadion ihre Angebote. Dazu passend stellte sich nach dem 1:0-Sieg der VfB-Kicker die Frage: Welche Erkenntnisse lassen sich aus diesem Auftritt ziehen?

Die positiven Punkte vorneweg: Der VfB ist durch den dritten Heimsieg in Serie auf Platz vier gesprungen, vor eigenem Publikum weiter ohne Gegentor und hat es geschafft, nur drei Tage nach der Pleite in der Europa League beim FC Basel eine erstaunliche Energieleistung abzurufen. Die Spieler zeigten großen Siegeswillen und liefen insgesamt 122 Kilometer, weshalb Trainer Sebastian Hoeneß zurecht konstatierte, dass sein Team sich auf dem richtigen Weg befindet. Und trotzdem täuscht der vierte Tabellenplatz – denn eine Spitzenmannschaft ist der VfB (noch) nicht.

Erst Angelo Stiller bringt die nötige Struktur

Auch gegen den 1. FC Heidenheim war, vor allem in der ersten Hälfte, zu sehen, wie schwer sich der VfB gegen tief stehende Kontrahenten tut, die nur auf Konter lauern. Spielerisch ging wenig bis nichts, es fehlte an Dynamik, Tempo und Ideen. Erst die Einwechslung des bis dahin geschonten Angelo Stiller brachte die nötige Struktur (57.).

Kurz danach fiel das Siegtor durch Bilal El Khannouss, nach dem der VfB es allerdings versäumte, den zweiten Treffer nachzulegen und die Partie zu entscheiden. Damit haderte Sebastian Hoeneß, und auch das völlig zurecht.

Zwei Gewinner-Typen: Torschütze Bilal El Khannouss (li.) und Abwehrchef Jeff Chabot. Foto: Imago/Baumann

Dies lässt nur einen Schluss zu: Der Coach weiß Position vier ganz sicher richtig einzuschätzen. Erst recht, weil der VfB bisher noch gegen kein Top-Team gespielt hat. Die Partien gegen den FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt stehen noch aus. Folglich hat das Zwischenzeugnis nach sechs Spieltagen auch nicht allzu viel Aussagekraft. Trotz des vierten Platzes würde vermutlich selbst die vereinseigene Bildungsakademie angesichts der verpatzten Auswärtsaufgaben bei Union Berlin und in Freiburg keine bessere Note als 2,5 vergeben – vor den wirklich harten Prüfungen gibt es spielerisch noch reichlich Luft nach oben.