Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland mehr als 2000 Verstöße gegen die „Oster-Waffenruhe“ vorgeworfen. Es habe aber „heute keinen Luftalarm“ gegeben, erklärte Selenskyj am Sonntagabend im Onlinedienst Telegram. Er schlug vor, alle Angriffe mit Drohnen und Raketen mit großer Reichweite „auf zivile Infrastruktur für einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen einzustellen“.
Putin hatte bis Mitternacht (21.00 Uhr MESZ) eine Feuerpause ausgerufen. Doch eine Oster-Waffenruhe im Ukraine-Krieg hat es laut Kiews Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht gegeben. Er beklagte am Sonntag eine Zunahme russischer Angriffe seit dem Vormittag.
Es gebe Beschuss von russischer Seite und Angriffe mit Drohnen, teilte Selenskyj auf der Plattform X mit. Am aktivsten sei die russische Armee im Gebiet Donezk nahe der Städte Pokrowsk und Siwersk. Dort und an anderen Frontabschnitten setze der Gegner schwere Waffen ein. Es sei aber eine gute Sache, dass es zumindest keinen Luftalarm gegeben habe, sagte Selenskyj.
Putin meint Waffenruhe offenbar nicht ernst
Russland wiederum warf den ukrainischen Streitkräften eine Fortsetzung der Angriffe unter anderem in ihrem Gebiet Donezk vor. Die Attacken seien abgewehrt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. In der Nacht habe es Dutzende Drohnenangriffe von ukrainischer Seite gegeben. Hunderte Male sei mit Artilleriemunition geschossen worden.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Auch die russischen Grenzregionen Brjansk, Kursk und Belgorod seien beschossen worden. „Im Ergebnis gibt es Tote und Verletzte in der friedlichen Bevölkerung und Schäden an zivilen Gebäuden“, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Zahlen zu Opfern nannte die Behörde nicht.
Selenskyj hatte zuerst am Morgen in einer Zwischenbilanz Verletzungen der Waffenruhe kritisiert. Beide Kriegsparteien teilten mit, sie würden Angriffe jeweils mit Gegenfeuer beantworten. Unabhängig überprüfbar sind weder die russischen noch die ukrainischen Angaben.
Der ukrainische Staatschef erklärte, dass alle russischen Verstöße dokumentiert würden und den westlichen Partnern zur Verfügung gestellt werden könnten.
Russland wird Feuerpause nicht verlängern
Er forderte zudem eine 30-tägige Feuerpause ein – doch darauf geht Moskau nicht ein. Putin hat am Sonntag keinen Befehl zur Verlängerung der vermeintlichen Feuerpause über Ostern in der Ukraine erteilt. Dies erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.
Waffenruhe über die Ostertage Putins Feuerpause ist mehr Show für Trump – und Falle für die Ukraine
Das US-Außenministerium erklärte indessen, es würde eine Verlängerung begrüßen. Die USA seien bemüht, eine umfassende und dauerhafte Waffenruhe zu erreichen.
Die USA hatten im März eine 30-tägige Waffenruhe vorgeschlagen, dem die Ukraine zugestimmt hatte. Putin hatte die US-Initiative zwar begrüßt, zugleich aber Bedingungen gestellt. So forderte er, dass erst die Grundursachen des Konflikts beseitigt werden. Darunter versteht Russland unter anderem das Streben der Ukraine in die Nato.
Mehr zum Krieg in der Ukraine: Debatte um Waffen für die Ukraine Melnyk fordert von Merz schnelle Taurus-Lieferung Von Moskau völkerrechtswidrig annektiert USA offenbar bereit, Krim als russisch anzuerkennen CDU und Grüne kritisieren US-Außenminister Rubio Politik im Stile eines „Basar-Feilschens“
Zuletzt hatte Washington den Druck auf die Kriegsparteien erhöht, der baldigen Aufnahme von Friedensgesprächen zuzustimmen. US-Präsident Donald Trump hat klargemacht, dass er schnelle Fortschritte sehen will, damit der Krieg in der Ukraine schließlich endet – andernfalls könnte seine Regierung ihre Bemühungen einstellen. Er wolle „sehr bald“ eine Einigung sehen, sagte Trump im Weißen Haus. Wie viele Tage damit gemeint seien, konkretisierte er nicht.
Der US-Präsident betonte, dass er bei mangelnder Kompromissbereitschaft beider Seiten kein Interesse an einer Fortsetzung seiner Vermittlungsbemühungen habe. „Wenn nun aus irgendeinem Grund eine der beiden Parteien es sehr schwierig macht, werden wir einfach sagen: Ihr seid dumm. Ihr seid Dummköpfe, ihr seid schreckliche Menschen, und wir werden es einfach lassen“, sagte er. „Aber hoffentlich werden wir das nicht tun müssen.“ (Tsp/dpa/Reuters)