Die Wuppertalerin Gisela Nögel hatte ein gut einstündiges Chorkonzert mit dem Kammerchor Amici del canto, dem Frauenchor Cantica feminarum, ihrer Familie, Freunden und weiteren Stimmen organisiert, das zu Recht diesen Titel trug. Die zahlreichen Besucher erfuhren, dass Musik der Seele guttut und in schwierigen Zeiten Zuversicht, Vertrauen und Trost spenden kann.
Vor zwei Jahren erhielt Gisela Nögel – Sängerin, Stimmbildnerin, Lehrerin und Mutter von vier erwachsenen Kindern – die Diagnose Brustkrebs. Während der Chemotherapie besuchte sie ein Benefizkonzert und fasste den Entschluss: „Wenn ich das überlebe, veranstalte ich auch ein Benefizkonzert.“
Von lieben Menschen
wurde sie begleitet
Während der Krebstherapie mit Höhen und vielen Tiefen waren Familie und Musik äußerst wichtig für sie. Ging es ihr einigermaßen gut, besuchte sie die Proben des Kammerchors Amici del canto, dem sie seit seiner Gründung 2008 angehört. Der Frauenchor Cantica feminarum, den Nögel leitet, kam zum Proben zu ihr nach Hause. Familie und Freunde unterstützten sie. „Alle, die heute mitwirken, haben mich während der Krankheit begleitet“, sagte die Organisatorin des Konzerts. Mit lieblichen Klängen begann der Frauenchor Cantica feminarum und sang „Ein kleines Lied op. 60,3“ von Wilhelm Berger (1861-1911). Es folgte der Stimmbildungskursus, den Gisela Nögel im Auftrag des Chorverbands Nordrhein-Westfalen und des Bergischen Chorverbands leitet. In Kooperation mit der Bergischen Musikschule bietet sie ein Stimmbildungstraining für Menschen über 60 Jahren an. „Weil Singen glücklich macht und die Abwehrkräfte stärkt, und um in fortgeschrittenem Alter die Stimme zu trainieren und ihre Schönheit zu erhalten“, heißt es für den Kursus. Dieser sang „Kinderbriefe an den lieben Gott“, geschrieben von Hartmut Klug (1928-2019) – Komponist, Dirigent, Pianist und Professor, der in Wuppertal viele Jahre die Musikhochschule und mehrere Orchester leitete. Nach den bezaubernd naiv anmutenden und doch in die Tiefe gehenden „Kinderbriefen“ sang der Frauenchor eine Vertonung des 23. Psalms „Der Herr ist mein Hirte“ von Franz Schubert (1797-1828) und Lieder von John Rutter (*1945). Das letzte Lied, „The Music’s always there with you“, erzählte von der Musik, die immer da ist und auch nach dem Ende nie ganz aufhört. Es folgte Musik für Klavier und Viola, die eine tiefgehende Ruhe ausstrahlte und für einen Moment die Zeit anzuhalten schien.
Anspruchsvolle
A-cappella-Literatur
Mit dem Werk „Spiegel im Spiegel“ von Arvo Pärt zogen Gisela Nögels Tochter Susanne Pantel und Ralf Hochstein, ein guter Freund der Familie, die Besucher in ihren Bann. Arvo Pärt, der vor wenigen Tagen 90 Jahre alt wurde, hat das Werk im warmen freundlichen F-Dur im Jahr 1978 geschrieben. Heute zählt es zu seinen bekanntesten Kompositionen. Großen Hörgenuss bot anschließend der Wuppertaler Kammerchor Amici del canto, der sich vor allem anspruchsvoller A-cappella-Literatur aller Epochen widmet.
Auf hohem gesanglichen Niveau vereint der Chor ausgebildete Musiker und versierte Laien. Drei Lieder von Heinrich Schütz (1586-1672) präsentierten die „Freunde des Gesangs“ kraftvoll und in großartiger fünfstimmiger Harmonie. „Herr, auf dich traue ich“ erklang mit großer Strahlkraft. „So fahr ich hin zu Jesu Christ“ und das bekannte „Verleih uns Frieden gnädiglich“ wirkten wie Balsam für die Seele. Der sehr gut vorbereitete Kammerchor wurde von Timo Nuoranne geleitet. Der Professor für Chorleitung an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und Studenten seiner Masterklasse vertreten zurzeit den Chorleiter Dennis Hansel-Dinar, der sich in Elternzeit befindet. In zwei Psalmvertonungen des weniger bekannten Romantikers Albert Becker (1834-1899) stellten die Amici inniges Flehen und große Freude dar und füllten den Kirchenraum mit achtstimmigem Wohlklang.
Enkelin reiste
vom Bodensee an
Zum Abschluss bat Gisela Nögel die Besucher, alle sieben Strophen des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ gemeinsam mit den etwa 60 Beteiligten zu singen. Begleitet wurde der Gesang von einem achtköpfigen Orchester aus Freunden und Familie. Svea, die elfjährige Enkelin von Gisela Nögel, war für das Konzert von Radolfzell am Bodensee angereist und spielte Saxophon. Das Publikum spendete begeisterten Zwischen- und lang anhaltenden Schlussapplaus. Am Ausgang wurden Geldspenden für die Vereine „Hilfe für Krebskranke Wuppertal“ und „Grazie – Verein für Gesundheit von Frau und Familie“ – insgesamt 1945,82 Euro – gesammelt. Der Oktober ist weltweit als Brustkrebsmonat „Pinktober“ bekannt. Auch in Wuppertal gibt es „pinke“ Aktionen. Sie sollen die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Brustkrebs in das öffentliche Bewusstsein
rücken.