Hessen
Angeklagter bestreitet Mord an 81-Jähriger in Wiesbaden
06.10.2025, 14:18 Uhr
Nach der Analyse einer DNA-Spur landet ein Mann erneut in Untersuchungshaft. Das mutmaßliche Tatmesser ist bis heute verschwunden. Was sagt der Angeklagte beim Auftakt seines Mordprozesses?
Wiesbaden (dpa/lhe) – Ein Wiesbadener Angeklagter hat zu Beginn seines Prozesses wegen Mordes an einer 81-jährigen Frau den Tatvorwurf zurückgewiesen. „Ich schwöre beim Haupt meines Sohnes, dass ich nichts damit zu tun habe“, sagte der angeklagte 48-jährige Türke, der in Deutschland aufgewachsen ist, vor dem Landgericht Wiesbaden.
Staatsanwalt Florian Breidenbach hatte ihm vorgehalten, im Juni 2023 bei seinem 81 Jahre alten Opfer in Wiesbaden-Klarenthal geklingelt und noch in der Eingangstür mehrmals mit einem Küchenmesser auf es eingestochen zu haben – mit solcher Wucht, dass die Messerspitze abbrach. Das Opfer sei an Ort und Stelle gestorben. Zum möglichen Motiv erklärte Breidenbach lediglich am Rande des Prozesses, dieses werde „im persönlichen Bekanntschaftsverhältnis“ von Täter und Opfer vermutet.
„Man wird sich schweigend verteidigen“
Der Verteidiger Axel Stöckel sagte nach der sehr kurzen Anklageverlesung: „Man wird sich schweigend verteidigen.“ Der Angeklagte äußerte sich dementsprechend – abgesehen vom generellen Abstreiten des Tatvorwurfs – vorerst nicht zur Sache, aber ausführlich zu seinem Lebenslauf.
Er sei in der Türkei geboren und mit seiner Familie bald nach Deutschland gezogen. Sein Vater habe ihn als Kind geschlagen, tagsüber hätten ihn seine arbeitenden Eltern als „Schlüsselkind“ alleine gelassen. Als Jugendlicher habe er früh zu kiffen begonnen. Er habe später mehrere Jahre als Busfahrer in Wiesbaden gearbeitet, aber auch mit Gelegenheitsjobs sein Geld verdient, und sei gegenwärtig in Privatinsolvenz.
Zweimal in Untersuchungshaft gekommen
Der Angeklagte ergänzte, über seine Mutter, die als Reinigungskraft gearbeitet habe, sei er schon sehr früh in Kontakt mit einem Wiesbadener Ehepaar gekommen und habe ihm gegen Bezahlung regelmäßig im Haushalt geholfen. Später, ohne sonstige feste Arbeit, habe er das schon ältere Paar täglich als Pfleger in ihrem Haushalt unterstützt. Der Ehemann sei für ihn wie ein Ziehvater gewesen. Die Ehefrau ist das Mordopfer.
Staatsanwalt Breidenbach sagte am Rande des Prozesses, der Angeklagte sei nach der Tat 2023 zunächst in Untersuchungshaft gekommen, aber aufgrund der Indizienlage bald wieder in die Freiheit entlassen worden. Erst die Auswertung einer DNA-Spur habe 2025 zur erneuten Untersuchungshaft bis heute geführt. Das mutmaßliche Tatmesser sei nicht gefunden worden. In dem Prozess würden sehr viele Zeugenvernehmungen erwartet.