„Hessen-Ripper“

Neuer Frankfurt-„Tatort“: Dieser wahre Fall inspirierte den Film

06.10.2025 – 14:31 UhrLesedauer: 2 Min.

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„Tatort: Dunkelheit“: Maryam Azadi (Melika Foroutan) und Hamza Kulina (Edin Hasanovic) sind die neuen Ermittler in Frankfurt am Main. (Quelle: HR/ARD Degeto/Sommerhaus/Daniel Dornhöfer)

Ein grausamer Fund in einer Garage bringt eine Mordserie ans Licht. Der Fall diente nun als Vorbild für den neuen Frankfurt-Tatort.

Ein unscheinbarer Mann aus Schwalbach am Taunus führt über Jahrzehnte ein Leben zwischen Normalität und Abgrund. Als seine Tochter 2014 nach seinem Tod die Garage aufräumt, entdeckt sie zwei Kunststofffässer – darin die Überreste einer seit Jahren vermissten Frau. Der Verstorbene entpuppt sich als mutmaßlicher Serienmörder. Dieser reale Fall diente dem am Sonntag ausgestrahlten neuen Frankfurt-„Tatort“ „Dunkelheit“ als Inspiration.

Der Mann hieß Manfred S. Er war Rentner, Familienvater, Musiker. Nach außen hin gab er sich freundlich und zuverlässig, spielte Saxofon, arbeitete als Entrümpler und kümmerte sich um seinen Garten. Erst nach seinem Tod wurde bekannt, dass er offenbar über Jahrzehnte Frauen getötet hatte – viele von ihnen Prostituierte aus Frankfurt.

In den beiden Fässern, die seine Tochter fand, lagen Arme, Beine, Kopf und Torso einer Frau. Auf mehreren Festplatten und DVDs entdeckten Ermittler später mehr als 30.000 Fotos und Tausende Videos mit sadistischen Gewaltdarstellungen. Daraufhin überprüfte eine Sonderkommission alte ungeklärte Mordfälle im Rhein-Main-Gebiet.

Schon in den 1970er-Jahren waren in der Region mehrere Frauen verschwunden, die später tot aufgefunden wurden – unter ihnen zwei junge Beschäftigte eines Frankfurter Pflegeheims, in dem S. gearbeitet hatte. In den 1990er-Jahren kam es zu weiteren Fällen mit ähnlicher Handschrift: 1991 wurde eine Frau im Main-Taunus-Kreis ermordet, 1993 tauchte ein zerstückelter Körper in Plastiksäcken in Frankfurt auf, 1996 der Kopf einer Bankangestellten in einer Kleingartenanlage.

Auch spätere Funde deuten auf ein grausames Muster hin. 2004 wurde ein Schädel in einer Main-Schleuse entdeckt, in Aluminiumfolie eingewickelt. Die Identität der Toten ist bis heute ungeklärt.

Die Ermittler sahen Parallelen zwischen den Fällen und sprachen von einer Mordserie. In den Medien wurde Manfred S. bald als „Main-Ripper“ bezeichnet. Der erfahrene Ermittler Frank Herrmann sagte 2017 der Deutschen Presse-Agentur: „Manfred S. war in seinem Heimatort Schwalbach als unbescholtener Familienvater bekannt.“ Zeugen beschrieben ihn als freundlich, aber unberechenbar – ein Mann, der teils plötzlich wütend wurde und häufig auf dem Frankfurter Straßenstrich gesehen wurde.

Bis zu zehn Tötungsdelikte werden Manfred S. zugeschrieben. Da er 2014 an Krebs starb, kam es zu keinem Verfahren. Hinweise auf einen Mittäter ließen sich nicht bestätigen. Wie viele Menschen S. tatsächlich tötete, ist bis heute unklar. Der Fall gilt als einer der komplexesten Kriminalfälle in Hessen.