Nagelsmann und DFB-Elf unter Druck
Jetzt darf nichts mehr schiefgehen
06.10.2025 – 15:44 UhrLesedauer: 3 Min.
Kapitän und Trainer unter Druck: Joshua Kimmich (l.) und Julian Nagelsmann vor den Länderspielen gegen Luxemburg und Nordirland. (Quelle: IMAGO/Herbert Bucco/imago)
Deutschlands Start in die WM-Qualifikation hinterließ viele Fragen. Der Bundestrainer muss nun die richtigen Antworten finden. Dabei ist er selbst noch auf der Suche – nach passendem Personal und dem richtigen System.
Eines ist schon vor den beiden WM-Qualifikationsspielen der deutschen Nationalmannschaft am Freitag gegen Luxemburg und am Montag in Nordirland klar. Für Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Spieler gibt es deutlich mehr zu verlieren als zu gewinnen.
Zwei Erfolge gegen den 96. und gegen den 72. der Fifa-Weltrangliste erwartet jeder. Gelingt das jedoch nicht, gerät Gruppenplatz eins und damit die direkte Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada ernsthaft in Gefahr.
Schuld an der frühzeitigen Drucksituation ist bekanntermaßen die unerwartete 0:2-Auftaktpleite in der Slowakei im September, die die Folge eines behäbigen und blutleeren Auftritts war, der mehr Anlass zur Sorge bereitete als das Ergebnis an sich. Diesen Eindruck konnte das Team mit dem 3:1 im folgenden Heimspiel gegen Nordirland zumindest in Teilen revidieren. Nun geht es darum, den absoluten Siegeswillen und die von Nagelsmann als Grundvoraussetzung angesehene Emotionalität an den Tag zu legen und dabei auch fußballerisch zu überzeugen.
Deshalb lautet die Ansage des Bundestrainers: „Zwei Siege – das ist unser klares Ziel, um die WM-Qualifikation weiter auf direktem Weg zu erreichen.“ Generell will der 38-Jährige nach der Analyse der letzten Auftritte verbal aber etwas weniger in die Offensive gehen: keine vollmundigen Titelansagen oder selbstbewusste Vorgaben von Dominanz-Fußball mehr. Seine Prämisse: „Wir wollen mehr ins Machen kommen und weniger ins Reden.“
Die Lage ist schließlich angespannt. Der Bundestrainer betrachtet sie selbst als „instabile Situation“. Der EM-Schwung und die Euphorie sind spätestens seit den enttäuschenden Nations-League-Finals im Juni mit zwei Niederlagen gegen Frankreich und Portugal verpufft. Nach dem Slowakei-Spiel schlug das Pendel gar in Richtung jener Untergangsstimmung aus, wie sie vor fast genau zwei Jahren im Vorfeld der Heim-EM vorgeherrscht hatte, als man im November jenen Jahres gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) stellenweise vorgeführt wurde und die Angst vor einem Europameisterschaftsdebakel groß war.
Dazu kam es nicht, aber im Anschluss zu einem Rückfall, der nun wieder behoben werden muss. Instabil ist die aktuelle Situation auch deshalb, weil Nagelsmann personell immer wieder umbaut, sein Mannschaftsstamm noch nicht gefunden oder nicht immer beisammen hat. Diesmal fehlen Jamal Musiala, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Torwart Marc-André ter Stegen verletzungsbedingt. Sie sollen eigentlich Säulen der WM-Elf im kommenden Jahr sein.