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Die Macher der „WG 381“ essen gemeinsam zu Abend. (1 Min)

Stand: 06.10.2025 10:37 Uhr

Rund eineinhalb Jahre stand eine Ladenfläche in der Innenstadt von Braunschweig leer. Dann startete das Projekt „Laden sucht Konzept“. Herausgekommen ist ein Café mit Bar mit dem Namen „WG 381“.

von Sabine Hausherr

„Wir fühlen uns mittlerweile wie eine WG“, sagt Jakub Pakalski. „Wir kaufen ein, kochen zusammen und besprechen alles, was so ansteht.“ Daher komme auch der Name „WG 381“. Die Zahl steht für die ersten drei Ziffern der Postleitzahlen von Braunschweig. Der 21-Jährige ist seit Beginn dabei. Die Öffentliche Versicherung hatte im Herbst 2024 zu diesem besonderen Projekt aufgerufen. Rund 20 Ehrenamtliche zwischen 18 und 29 Jahren haben sich daraufhin regelmäßig getroffen und überlegt, welches Angebot in der Stadt fehlt.

Wenn Ideen Wirklichkeit werden

„Ich hatte einfach Lust auf ein neues Projekt und dachte mir, ich geh da einfach mal hin“, erzählt Kamand Kafaii. Sie sei privat gern Gastgeberin, aber ein eigenes Café allein zu eröffnen? Das hätte sie sich dann doch nicht getraut, berichtet die 29-jährige Grundschullehrerin. In verschiedenen kreativen Workshops haben die jungen Braunschweiger das Konzept entwickelt. „Es ist einfach schön zu sehen, wenn die Ideen, die man vor einem Jahr hatte, tatsächlich Wirklichkeit werden“, sagt Jakub Pakalski.

Gebrauchte Möbel aus Berlin

Die Ehrenamtlichen sind zusammen nach Berlin und Münster gefahren und haben gebrauchte Tische und Stühle für die Einrichtung gekauft. Die Holzbänke in ihrem Café sind selbst gebaut. All das zeigen sie auch auf Instagram. Ihre Community kann Schritt für Schritt die Entstehung des Cafés verfolgen. Das Besondere: Die Ehrenamtlichen haben eigentlich ganz andere Jobs. Manche sind IT-Berater, manche Lehrer, wieder andere machen eine Ausbildung zum Koch oder studieren.

Erschwingliche Preise für Essen und Getränke

Ganz wichtig ist den Machern dabei, dass es ein Treffpunkt für alle Menschen wird, sagt Johanna Wittkowski. „Besonders auch für die, die gerade nicht so viel Geld haben, um ins Café oder ins Restaurant zu gehen.“ Die Preise für Kaffee und Mittagstisch seien deshalb besonders fair kalkuliert, erzählt die 20-jährige Studentin. Unterstützt werden sie von erfahrenen Gastronomen wie Nicolas Petrek und Alexander von Krosigk, die in Braunschweig bereits ein Café und eine Bar betreiben.

Gemeinsame Zeit hat zusammengeschweißt

Zwei Männer kochen zusammen

Silas und Marvin kochen zur Probe, um zu schauen, was künftig auf die Speisekarte soll.

Natürlich gibt es in der „WG 381“ auch festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, doch die Ehrenamtlichen wollen sich künftig auch immer wieder einbringen. „Ich bin eigentlich IT-Berater“, sagt Marvin Diener. „Aber am Wochenende würde ich hier gerne in der Küche mithelfen und auch mal was mit den Händen arbeiten.“ Und er freut sich darauf, dass er dadurch seine Mitstreiter auch weiterhin regelmäßig sehen wird. Die gemeinsame Planungszeit jedenfalls habe sie zusammengeschweißt.

Versicherung unterstützt das Projekt

Finanziell und personell unterstützt wird das Projekt von der Öffentlichen Versicherung Braunschweig, der das Gebäude gehört. Der Leerstand in der Innenstadt war der Versicherung schon länger ein Dorn im Auge. Sie wollte aber keinesfalls weitere Billigshops als Mieter in die Innenstadt holen, sondern ein Projekt starten, dass die Innenstadt aufwertet und lebendig macht, sagt Alexander Anton von der Öffentlichen Versicherung. So wurde die Idee für das ungewöhnliche Gastronomie-Projekt geboren.

Alle sollen sich in der „WG 381“ wohlfühlen

Abends wird das Café übrigens zur Bar, und es sollen auch Veranstaltungen dort stattfinden. „Das Tolle ist, dass man die Stadt, in der man lebt und die man liebt, etwas mitgestalten darf“, sagt Johanna Wittkowski zum Schluss. Jetzt hofft sie, dass sich möglichst viele andere Gäste in ihrer „WG 381“ genauso wohlfühlen werden wie sie.