Stand: 06.10.2025 16:55 Uhr

Ein 46-jähriger Ukrainer bleibt in Polen für weitere 40 Tage in Untersuchungshaft. Deutschland hält ihn für einen der Saboteure, die den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines verübten. Ein Warschauer Gericht will über seine Auslieferung entscheiden.

Ein Gericht in Polen hat die Untersuchungshaft für einen mutmaßlichen Beteiligten an den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines verlängert. Der von Deutschland mit Haftbefehl gesuchte Ukrainer Wolodymyr Z. muss nach einer Entscheidung des Warschauer Bezirksgerichts für weitere 40 Tage in Haft bleiben, sagte sein Anwalt der Nachrichtenagentur dpa.

Das Gericht habe diesen Schritt damit begründet, dass bei seinem Mandanten Fluchtgefahr bestehe. Der 46 Jahre alte Verdächtige war vergangenen Dienstag in der Nähe von Warschau gestellt worden. Das Gericht möchte in den kommenden Wochen darüber entscheiden, ob Z. auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls an Deutschland überstellt wird.

Die Verteidigung hatte angekündigt, sich gegen eine Überstellung nach Deutschland zu wehren. Sie argumentierte, die Vollstreckung des Europäischen Haftbefehls sei angesichts des russischen Krieges in der Ukraine unzulässig.

Bundesanwaltschaft: Verfassungsfeindliche Sabotage

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft Z. das gemeinschaftliche Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, verfassungsfeindliche Sabotage sowie die Zerstörung von Bauwerken vor. Der Beschuldigte soll nach einer Überstellung aus Polen dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) vorgeführt werden. Die Auslieferung kann aber mehrere Wochen oder Monate dauern.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft handelt es sich bei Wolodymyr Z. um einen ausgebildeten Taucher, der mutmaßlich Mitglied der Gruppe war, die im Herbst 2022 nahe der Insel Bornholm Sprengsätze an den Nord-Stream-Gaspipelines platzierte. Der Ukrainer soll an den Tauchgängen beteiligt gewesen sein. Der Strang von Nord Stream 1 wurde dabei so sehr beschädigt, dass kein Gas durchgeleitet werden konnte. Der Anschlag verschärfte damals die Energiekrise in Europa.

Mutmaßlicher Drahtzieher in Italien

Im August hatte die Bundesanwaltschaft bereits die Festnahme eines Ukrainers in Italien erwirkt, der ebenfalls an der Sprengung der Pipelines beteiligt gewesen sein soll. Der Beschuldigte Serhii K. soll laut der Bundesanwaltschaft der Koordinator des Sabotage-Kommandos gewesen sein. Mitte September ordnete ein italienisches Gericht seine Auslieferung nach Deutschland an. K. wehrt sich gerichtlich dagegen.