„Jedem Menschenkind einen guten Start ins Leben ermöglichen“ – unter diesem Motto arbeitet das Hebammenzentrum Nord. Seit dem Sommer kann die Einrichtung in der Reeder-Bischoff-Straße 28 dieser Aufgabe noch besser nachkommen als bisher, denn sie hat personelle Verstärkung bekommen. „Wir haben drei neue Kolleginnen hinzugewonnen“, sagt Natalie Luke. Die Hebamme ist als Koordinatorin in der Nordbremer Einrichtung tätig und froh, dass das Team gewachsen ist. Nun kümmern sich von hier aus fünf Hebammen um Schwangere und Mütter im Wochenbett. Durch die zusätzlichen Fachkräfte sowie vier externe Kursleiterinnen konnte inzwischen auch das Kursangebot erheblich erweitert werden, sagt Luke. Die Nachfrage sei groß.
„Die Frauen mussten bisher zum Teil bis in die Innenstadt fahren, wenn sie an einem Rückbildungskurs teilnehmen wollten. Es gab sie in Bremen-Nord nur sehr vereinzelt. Unsere Rückbildungskurse sind immer sehr schnell ausgebucht. Das zeigt, wie groß der Bedarf ist.“ Ähnlich war die Situation Lukes Worten nach bei Geburtsvorbereitungskursen. „Inzwischen haben wir so viele, dass es tatsächlich noch freie Plätze gibt.“ Sie finden alle im Eltern-Zentrum im Klinikum Bremen-Nord statt, mit dem das Hebammenzentrum eine Kooperation hat.
Nachgefragte Schulung „Fit im Kindernotfall“
Ganz ohne Anmeldung können Eltern aus Bremen-Nord am offenen Eltern-Kind-Treff teilnehmen. Das Angebot richtet sich an Eltern mit Babys bis zwölf Monaten, die andere Eltern kennenlernen, sich austauschen oder einfach mal rauskommen möchten. Die Treffen sind jeweils mittwochs von 10 Uhr bis 11.30 Uhr und werden von einer Hebamme begleitet. Auf große Resonanz sei die Schulung „Fit im Kindernotfall“ gestoßen. „Die erste fand im September statt und die nächste im November ist schon ausgebucht“, sagt Luke. Eine Fortsetzung des Angebots sei geplant. Auch der Kurs „Babyzeit – Bindung durch Berührung“ war sehr nachgefragt. Ebenso wie der Austausch mit Ernährungsberaterin Helena Nareyka von der Verbraucherzentrale für Eltern vor oder nach der Geburt. Er wird in regelmäßigen Abständen wiederholt.
Eröffnet wurde das Hebammenzentrum Nord – eines von mittlerweile vier in Bremen und Bremerhaven – im April 2024. Träger ist die Hans-Wendt-Stiftung. Sie hat die Einrichtungen im Auftrag der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz aufgebaut – mit dem Ziel, Frauen in sozial benachteiligten Stadtteilen vor und nach der Geburt besser zu versorgen. Aktuell ist ein fünftes Zentrum in Planung. Es soll in Bremen-Süd entstehen.
Großes Einzugsgebiet
Die Hebammen arbeiten alle freiberuflich und haben durch die Strukturen im Hebammenzentrum mehrere Vorteile. „Unser Team schätzt die Strukturen sehr“, betont die Koordinatorin. Beispielsweise werden die Hebammen von administrativen Aufgaben wie Apothekenbestellungen und Büroarbeiten entlastet. Teamassistentin Sabrina Heitz bedient das Telefon und vereinbart erste Termine. Dadurch können sich die Hebammen voll auf ihre Arbeit mit den Frauen konzentrieren. „Außerdem können die Kolleginnen die komplett ausgestatteten Räume kostenfrei nutzen. Sie haben planbare Arbeitszeiten, müssen keine Vertretung organisieren und teilen sich die Dienste an den Wochenenden.“
Ein weiterer Vorteil seien die regelmäßigen Teamsitzungen und Fallbesprechungen. „Unser Team ist sehr gemischt, was die Berufserfahrung angeht. Eine Kollegin kommt direkt von der Uni und ist somit auf dem allerneuesten Stand. Andere Kolleginnen haben jahrzehntelange Berufserfahrung. Dadurch können alle voneinander profitieren.“ Die Hebammen – zwei von ihnen arbeiten in Vollzeit, eine Mitarbeiterin hat eine halbe Stelle und zwei weitere Kräfte arbeiten mit einer noch geringeren Stundenzahl – betreuen Frauen aus ganz Bremen-Nord – von Farge bis Burg-Grambke.
Viele Frauen in schwierigen Lebenslagen
„Wir betreuen Frauen aus allen sozialen Schichten, darunter sind aber auch viele Frauen in schwierigen Lebenslagen. Die, die sich mit unserem Gesundheitssystem auskennen, melden sich meistens sehr früh und kommen von selbst auf uns zu. Andere werden von unseren Netzwerkpartnern wie der Schwangerenberatungsstelle der Caritas und Gynäkologen zu uns geschickt“, erläutert Luke. Unter ihnen seien viele Alleinerziehende, Frauen mit Gewalterfahrungen oder mit einer Drogenvorgeschichte und Frauen mit Migrationshintergrund, die wenig Unterstützung vor Ort haben. „Viele wissen nicht, dass sie Anspruch auf eine Hebammenbetreuung haben und dass die für sie kostenlos ist.“
Auch die Mitarbeiterinnen des Programms „Tiptapp – Beratung rund um das erste Lebensjahr“ vermitteln junge Mütter mit ihren Babys an das Hebammenzentrum. Zum Beispiel dann, wenn es sich um eine Frühgeburt handelte, das Geburtsgewicht des Kindes sehr niedrig war oder es sich um eine sehr junge Mutter handelt. „Wir versuchen, diese Frauen bestmöglich auch spontan zu betreuen, und kalkulieren von vornherein so, dass wir auch Frauen mit einer besonderen Dringlichkeit aufnehmen können.“
Insgesamt, so Luke, haben in diesem Jahr bisher 250 Frauen die Angebote des Hebammenzentrums Nord in Anspruch genommen – entweder, indem sie einen Kurs belegt oder darüber hinaus weitere Hebammenleistungen wie Schwangerenvorsorge, Wochenbettbesuche oder die offene Sprechstunde genutzt haben. Lediglich die Geburtsbegleitung übernehmen die Hebammen vom Hebammenzentrum nicht.
Zur Sache
Hier gibt es noch freie Kursplätze
In den zweitägigen Geburtsvorbereitungskursen an den Wochenenden 8. und 9. November sowie 13. und 14. Dezember, jeweils von 10 bis 16 Uhr, mit Hebamme Susanne Toth, sind noch einige Plätze frei. Die Kosten für die Teilnahme der Schwangeren übernimmt die Krankenkasse. Wer möchte, kann eine Begleitperson mitbringen. Einige Krankenkassen erstatten die Partnergebühr (140 Euro) anteilig. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0421/98990696 sowie per E-Mail unter hebammenzentrum-nord@hwst.de. Anmeldungen sind online unter www.hebammenzentrum-bremen.de/unsere-standorte/hebammenzentrum-nord möglich.