Alte philosophische Grundsätze können bei der Lösung technischer Herausforderungen des 21. Jahrhunderts helfen. Philosophie sei eine Wissenschaft, die „nichts von vornherein glaubt, sondern alles erstmal hinterfragt“, sagte Johannes Wallacher, Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie (HFPH).

Philosophie als Schlüsselkompetenz im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

„Kritisches Denken ist jetzt und in Zukunft wichtiger denn je“, betonte der Wirtschaftsethiker mit Blick auf die Entwicklung neuer Technologien wie „Künstlicher Intelligenz“ (KI).

Die Hochschule für Philosophie wurde vor 100 Jahren vom Jesuitenorden gegründet. Am 10. Oktober feiert die Einrichtung ihr Jubiläum mit einem Festakt, an dem der Generalobere des Ordens, Pater Arturo Sosa, sowie der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) und der Münchner Kardinal Reinhard Marx teilnehmen.

Vor drei Jahren war die HFPH Mitgründerin des Centers for Responsible AI Technologies (Zentrum für verantwortungsvolle KI-Technologien). Dort stehe man unter anderem mit Datenanalytikern und Programmierern im interdisziplinären Austausch. „Dabei geht es unter anderem um folgende Fragen: Wie wird KI konstruiert? Welche Daten gehen ein? Welche Erkenntnisinteressen sind damit verbunden?“, zählte Wallacher auf. Ziel sei es, philosophisch-ethische Fragen schon in der Konstruktion von Algorithmen mitzudenken.

Verantwortungsvolle KI-Entwicklung durch interdisziplinären Dialog

Das Interesse der Techniker an philosophischen Ansätzen sei groß:

„Wir merken, dass sehr viele Informatiker und Data-Scientists interessiert sind, diesen vertieften Zugang der Philosophie aufzunehmen, weil sie dann in ihrer Disziplin besser und verantwortungsvoller werden“, sagte der HFPH-Präsident.

Deshalb gebe es seit Jahren auch eine strukturierte Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München. Alle Philosophieveranstaltungen seien für deren Studierende offen – „und sie kommen auch, um diesen weiten Blick aufzunehmen.“

Die Hochschule für Philosophie war 1925 zunächst unter dem Namen Berchmanskolleg in Pullach im Süden Münchens beheimatet und zog 1971 in die Landeshauptstadt. Sie ist nach Angaben des Jesuitenordens die einzige Hochschule im deutschsprachigen Raum, die sich ausschließlich der Philosophie widmet. An der HFPH sind nach Hochschulangaben rund 500 Studierende gemeldet. Etwa ein Drittel von ihnen absolviert das Philosophie-Studium zusätzlich zu einem anderen Hauptfach wie Medizin, Jura, Informatik oder Ingenieurswissenschaften.