
Stand: 06.10.2025 18:57 Uhr
Viele VW-Werke in Niedersachsen sind nicht ausgelastet. Mitten in dieser Krise kauft das Land Niedersachsen für die Polizei rund 200 neue Streifenwagen – überraschend nicht von VW, sondern von Audi.
Niedersachsens Polizei bekommt neue Streifenwagen. Das Land hat den Auftrag für neue Elektrofahrzeuge vergeben, die nach und nach in ganz Niedersachsen unterwegs sein sollen. Bis zum kommenden Jahr sollen 208 Fahrzeuge aus dem Auftrag angeschafft werden. Weitere könnten folgen. Die Beamten fahren künftig im Audi A6 Avant e-tron durchs Land – ein Premiumfahrzeug, hergestellt in Bayern. Dabei hat Volkswagen mit dem ID.7 auch einen Elektro-Kombi im Programm, der in Emden gebaut wird. Aber: VW hat es offenbar nicht geschafft, beim Land ein konkurrenzfähiges Angebot abzugeben.
Auftrag in Höhe von 26,4 Millionen Euro
Niedersachsens Innenministerium in Hannover hat dem NDR Niedersachsen den Großauftrag bestätigt. Es geht um ein Gesamtvolumen von 26,4 Millionen Euro. Eine Ausstattungsfirma aus Bayern hat den Zuschlag erhalten, sie baut die Audi A6 zu Einsatzfahrzeugen um – zum Beispiel mit Blaulicht und Funkgerät. Das Innenministerium spricht von einem Endpreis je Polizeiwagen ab etwa 65.700 Euro, inklusive Polizei-Sonderausstattung.
Das Land Niedersachen ist Anteilseigner im VW-Konzern, kauft aber Streifenwagen nicht von der VW-Kernmarke, sondern von der bayerischen Premium-Tochter Audi – die Gewerkschaft IG Metall findet das mindestens unglücklich. „Aus Sicht der Automobilbeschäftigten wäre es sicherlich ein starkes Signal gewesen, wenn sich das Land Niedersachsen bei dieser Wahl auch zur heimischen Automobilproduktion im Bundesland bekannt hätte“, sagte ein IG-Metall-Sprecher dem NDR.
Polizeiautos als „Aushängeschild des Landes“
Polizeifahrzeuge seien nicht nur wichtige Einsatzmittel, sondern auch ein „sichtbares Aushängeschild des Landes“, so die IG Metall weiter. VW-Fahrzeuge, etwa aus dem Werk Emden, stünden für modernste E-Auto-Technik und sicherten zugleich Industriearbeitsplätze. Auch bei der Polizei löst die Entscheidung Verwunderung aus – zumal sie seit Jahren zum Beispiel den VW Passat als Streifenwagen nutzt.
Land: Vorfestlegung auf Hersteller ist nicht erlaubt
Das Innenministerium verweist auf das strenge Vergaberecht. „Am Ende eines erfolgreichen Verfahrens erhält das wirtschaftlichste Angebot den Zuschlag“, erklärte ein Sprecher. Eine Vorfestlegung auf einen bestimmten Anbieter oder Hersteller sei „nicht zulässig“. Auch eine gezielte Berücksichtigung des Produktionsstandortes Niedersachsen sei mit den Vergaberegeln nicht vereinbar. Das Ministerium verweist auf eine europaweite Ausschreibung, die hier nötig gewesen sei.
Volkswagen hat Angebot für Polizeiautos abgegeben
Auch bei Volkswagen hätte man gerne den Auftrag der Polizei gehabt. Ein Unternehmenssprecher erklärte auf NDR-Anfrage: „Wir haben ebenfalls ein Angebot abgegeben.“ Darüber hinaus: kein Kommentar. Während der Audi-Auftrag im politischen Raum für Diskussionen sorgt, reagieren andere entspannt. Manch Beamter dürfte sich freuen, bald im Oberklasse-Audi seinen Dienst leisten zu dürfen, heißt es aus Polizeikreisen. Und: Das Land bestellt nicht bei der Konkurrenz, sondern bei einer VW-Konzernmarke.

Hintergrund der Investitionen ist das Sondervermögen des Bundes. Auch der Stellenplan der Polizei soll ausgebaut werden.
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