Fragen & Antworten

Standdatum: 7. Oktober 2025.

Autorinnen und Autoren:
Alexander Schnackenburg

Ein schultergestützter Störsender Drohnenabwehr vom Typ HP 47+ bei einem Übungsszenario der Bundeswehr im Hafen

Eine Übung zur Drohnenabwehr in einem Hafen: Soldaten trainieren mit einem schultergestützten Störsender. Er unterbricht die Verbindung zwischen der Drohne und ihrem Bediener

Bild: dpa | Jens Büttner

Innenminister Dobrindt will ein Drohnen-Abwehrzentrum aufbauen. Bremens SPD-Fraktionschef Güngör möchte es nach Bremen holen. Schwierig, aber möglich, sagen Experten.

Noch handelt es sich bei Alexander Dobrindts (CSU) deutschem Drohnenabwehr-Kompetenzzentrum nur um eine Idee. Was alles dazugehören soll, ist noch nicht klar. Fest steht: Der Innenminister möchte bei der Abwehr von Drohnen die Kompetenzen von Bund, Ländern und Bundeswehr bündeln. Der Grund: Deutschland tut sich mit der Abwehr von Drohnen auch deshalb schwer, weil oft gar nicht klar ist, wer zuständig ist: meist ist es die Landespolizei, über Bahnhöfen und Flughäfen jedoch die Bundespolizei. Abschießen schließlich könnte die Drohnen lediglich die Bundeswehr.

Bei Mustafa Güngör, dem Vorsitzenden der Bremer SPD-Fraktion, ist Dobrindt mit seiner Idee vom Drohnenabwehr-Zentrum auf offene Ohren gestoßen. Mehr noch: Güngör möchte, dass es nach Bremen kommt, und hat Dobrindt deshalb bereits angeschrieben.

Inwiefern sich Bremen für die nationale Drohnenabwehr eignen würde – darüber hat buten un binnen mit den Bremer Unternehmern Harald Rossol und Martin Nägele gesprochen. Rossol ist Geschäftsführer der „b.r.m. IT & Aerospace GmbH“ Erfinder der „Drone Days“ und Miteigner des Flugplatzes Oldenburg-Hatten. Nägele ist Geschäftsführer von Opto Precision, einer Firma, die sich auf Überwachungs- und Steuerungstechnik – unter anderem mit Drohnen – spezialisiert hat.

Was spräche für Bremen als Standort eines nationalen Drohnenabwehr-Kompetenzzentrums?

„Bremen wäre der richtige Ort dafür, weil wir sowohl das Knowhow als auch die nötigen Fachkräfte dafür haben“, sagt Rossol. Insbesondere bei Systemen, die Drohnen ausfindig machen, seien die hiesigen Unternehmen führend: „Wir können feststellen, woher Drohnen kommen und wohin sie verschwinden.“

Das gelte schon jetzt für so genannte kooperative (legale) Drohnen. Und um auch nichtkooperative, also illegale Drohnen aufzuspüren, müssten die Bremer Unternehmen lediglich etwas hinzu bauen, so Rossol: „Das ginge schnell. Es müsste nur jemand in die Hand nehmen, uns damit beauftragen.“

Ein Mann präsentiert die mit einem Netz abgefangene Drohne durch die Abfangdrohne A1-Falke

Manche Drohnen lassen sich auch mit Netzen abfangen.

Bild: dpa | Marcus Golejewski

Was spräche gegen Bremen als Standort?

„Viele werden jetzt schreien: Ja, her zu uns!“, glaubt Martin Nägele. Denn das Drohenabwehr-Zentrum, wie auch immer es letztlich aussehen werde, verspreche zusätzliche Wirtschaftskraft für jene Region, die den Zuschlag erhalte. Bremen sei zwar durchaus ein hoffnungsvoller Kandidat, ein „Hotspot“ für die notwendige Technologie, findet der Unternehmer. Gleiches gelte allerdings auch für andere Regionen in Deutschland, etwa für München oder Nürnberg.

Es gibt starke Konkurrenz. Bremen hat zwar eine Chance, die haben andere Regionen aber auch. Da wird man sich noch einige gute Argumente überlegen müssen.

Drohnen-Experte Martin Nägele

In einem Verifikator-Fahrzeug des Bundeskriminalamt werden durch Mitarbeiter der Drohnengruppe Drohnen erkannt und aufgeklärt

Blick in ein Verifikator-Fahrzeug des Bundeskriminalamts. In solchen Fahrzeugen bestimmt das BKA Drohnen am Bildschirm.

Bild: Imago | Björn Trotzki

Was könnte Bremen tun, um seine Chancen auf das Drohnenabwehr-Zentrum zu verbessern?

Zwar wisse man bislang noch nicht viel darüber, was genau alles zum Drohnenabwehr-Zentrum dazugehören soll, sagt Nägele. Klar sei aber, dass man dazu große Testflächen brauchen werde. „Man kann bei der Drohnenabwehr nicht alles am Computer simulieren. Man muss das auch ausprobieren“, sagt Nägele. Ein Stadtstaat eigne sich für derartige Experimente aufgrund seiner Siedlungsdichte und fehlender Freiflächen allerdings schlecht.

„Anders liegen die Dinge, wenn wir die Metropolregion-Karte ausspielen“, sagt der Fachmann und verweist beispielhaft auf den Flugplatz Oldenburg-Hatten: „Der würde sich sehr gut für Versuche zur Drohnenabwehr eignen“, betont Nägele.

Das sagt auch Harald Rossol, Miteigner des Flugplatzes: „Man kann da die Dinge sofort ausprobieren.“ Zum Flugplatz Oldenburg-Hatten gehöre ein 3.600 Quadratkilometer großes Testgebiet, das sich über den Jadebusen bis weit in die Nordsee erstrecke.

Wie geht es mit dem nationalen Drohnenabwehr-Zentrum weiter?

Das lässt sich derzeit nicht sagen. Das Innenministerium hat hierzu keinen Zeitplan ausgegeben. Innenminister Dobrindt möchte zunächst das Luftsicherheitsgesetz ändern – dahingehend, dass die Bundeswehr im Wege sogenannter Amtshilfe – also für die Polizei oder die Bundespolizei – Drohnen abschießen darf, die im deutschen Luftraum unterwegs sind.

Das darf die Bundeswehr derzeit nur in Ausnahmefällen, erklärte ARD-Rechtsexperte Christoph Kehlbach in der Tagesschau: „Die Bundeswehr hat (…) laut Verfassung den Auftrag, das Land zu verteidigen. Sie könnte also nur gegen Drohnen vorgehen, die im Rahmen eines militärischen Angriffs auf die Bundesrepublik abgefeuert werden.“

Zwar hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Wochenende erklärt, dass er Dobrindts Vorstoß zur Novelle des Luftsicherheitsgesetzes unterstütze. Widerstand regte sich aber prompt aus der eigenen Partei. So sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Falko Droßmann dem „Spiegel“: „Unsere Soldatinnen und Soldaten sind täglich auf Land, auf See, in der Luft und im Cyberraum erheblichen Provokationen Russlands ausgesetzt.“ Es sei für die Soldatinnen und Soldaten „schlicht nicht zu schaffen, jetzt auch noch die Aufgaben der Polizei in Deutschland zu übernehmen.“

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der aktuell Vorsitzende der Innenministerkonferenz ist, sprach sich gegen Alleingänge in der Drohnenabwehr aus. „Das Thema ist ein bundesweites und betrifft alle Länder gleich. Insofern ist ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Bund und Ländern hier elementar“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 4. Oktober 2025, 11 Uhr