Fragen & Antworten

Standdatum: 7. Oktober 2025.

Autorinnen und Autoren:
Milan Jaeger

Im Frühjahr kam bei einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von Radio Bremen heraus, dass nur 30 Prozent der Befragten Kathrin Moosdorf überhaupt kannten. Jetzt ist die Polit-Quereinsteigerin zurückgetreten. (Archivbild)

Bild: dpa | Sina Schuldt

Am Samstag zog Kathrin Moosdorf die Reißleine: Nach der Kritik an den Umständen der Entlassung von Staatsrätin Strebl ist die Senatorin zurückgetreten. Doch wie kam es dazu?

Was ist die Vorgeschichte des Rücktritts?

Am Montag vor drei Wochen, 15. September, verschickte das Umweltressort eine Pressemitteilung zum Abgang von Staatsrätin Irene Strebl. In der lobte Kathrin Moosdorf (Grüne) Strebl für ihre Verdienste. Die 59-jährige Strebl war unter anderem mit der Rekommunalisierung der Stadtreinigung befasst. Weiter hieß es in der Mitteilung, dass Strebl nicht wegen eines Zerwürfnisses oder im Streit, sondern aus persönlichen Gründen gehe.

Ein paar Tage nach der ersten Erklärung sagte Moosdorf plötzlich, dass sie nicht mehr das Vertrauen in Strebl gehabt habe. Der Verdacht der Opposition: Mit dieser Begründung kann Strebl in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden, was für sie finanziell deutlich lukrativer ist als ein bloßes Ausscheiden aus dem Dienst. Denn: Strebl war etwas länger als zwei Jahre im Amt. Staatsräte, die nach diesem Zeitpunkt entlassen werden, haben drei Monate lang Anspruch auf das volle Gehalt in Höhe von 11.400 Euro. Weitere drei Jahre fließen dann noch 72 Prozent des Gehalts und ab dann weitere drei Jahre immerhin noch 35 Prozent.

Wer vor diesem Zeitpunkt gekündigt wird oder freiwillig geht, verliert diese Ansprüche und muss obendrein noch Rentenversicherung nachzahlen. Für die Opposition lag daher der Verdacht im Raum, dass Moosdorf Strebl den Abgang auf Kosten der Steuerzahler vergolden wollte.

Wie reagierte die Opposition?

Am vergangenen Donnerstag musste sich Moosdorf im Haushalts- und Finanzausschuss den Fragen der Opposition stellen. Viele Fragen beantwortete sie hier allerdings nicht, sondern erweckte den Eindruck, bloß nicht noch mehr Fehler machen zu wollen. Spätestens nach dieser Sitzung lag ihr Rücktritt im Raum, die FDP forderte diesen, die CDU kündigte an, einen Untersuchungsausschuss prüfen zu wollen.

Wie reagierte der Senat auf Moosdorfs Rücktritt?

Am Samstag teilt Moosdorf mit, dass sie ihren Hut nimmt. Bezeichnend: Niemand von den Grünen sprang ihr zur Seite. Das war auch schon am Donnerstag im Haushalts- und Finanzausschuss zu beobachten, als die Regierungskoalition von SPD, Grünen und Linken schweigend dabei zusahen, wie CDU, FDP und Bündnis Deutschland Moosdorf mit ihren Fragen löcherten.

Und wie geht es jetzt weiter?

Jetzt müssen die Grünen eine Nachfolgerin für Moosdorf finden. Eine Interimslösung scheint schon einmal gefunden zu sein: Am Dienstag will sich der Senat auf Finanzsenator Björn Fecker (Grüne) als Übergangslösung festlegen. Doch bis November soll eine offizielle Nachfolge für Moosdorf gefunden werden. Und auch mit Blick auf die nächste Bürgerschaftswahl brauchen die Grünen jetzt einen Plan B: Moosdorf war nämlich als Spitzenkandidatin für den Wahlkampf im Gespräch.

Kirsten Kappert-Gonther wird nicht Nachfolgerin der zurückgetretenen Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf. Nach Informationen von buten un binnen will die Grünen-Politikerin ihr Bundestagsmandat behalten. Damit scheidet eine Favoritin um die Amtsnachfolge aus.

Der Untersuchungsausschuss, den die CDU forderte, ist zwar erstmal vom Tisch. Die Christdemokraten fordern aber weiter Aufklärung: „Gibt es weitere ähnliche sogenannte goldene Handschläge im Senat Bovenschulte?“

Die Frage, wie die Regierungskoalition und der Senat aus der Causa Strebl herauskommen, ist also noch nicht abschließend geklärt.

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 4. Oktober 2025, 19:30 Uhr