Die Verbrennung fossiler Energieträger fördert das Risiko, dass Menschen an der neurodegenerativen Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erkranken und sterben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung in Kanada.

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Schwefeldioxid im Visier
Eine der Folgen bei der Verbrennung von Erdöl-Produkten und Kohle ist die Emmission von Schwefeldioxid. Dieses geriet als Risikofaktor für ALS in den Verdacht, nachdem medizinisches Personal einer ALS-Klinik in der Provinz New Brunswick eine ungewöhnlich hohe Zahl von Erkrankungsfällen festgestellt hatte.

„Wir fragten uns, was in dieser Region passiert – warum es hier so viele Fälle gibt“, sagte Studienleiter Daniel Saucier, Postdoktorand an der Universität Sherbrooke in Quebec, gegenüber ABC News. Denn über die Ursachen von ALS wisse man bislang nur sehr wenig. Die Ergebnisse der neuen Untersuchung wurden nun im Fachjournal Environmental Research veröffentlicht.

Das Forschungsteam verglich Daten von 304 ALS-Patientinnen und -Patienten mit 1207 gesunden Kontrollpersonen gleichen Alters und Geschlechts. Mithilfe von Umwelt- und Adressdaten wurde berechnet, wie stark die Teilnehmenden über die Jahre verschiedenen Luftschadstoffen ausgesetzt waren. Dabei zeigte sich ein auffälliger Zusammenhang zwischen erhöhten Schwefeldioxidwerten und einer späteren ALS-Diagnose.

Personen, die über längere Zeit höheren SO₂-Konzentrationen ausgesetzt waren, hatten laut der Studie ein um 23 Prozent erhöhtes Risiko, an ALS zu erkranken. Zwar konnte kein kausaler Zusammenhang bewiesen werden, doch die Forschenden sehen die Ergebnisse als deutlichen Hinweis darauf, dass Luftverschmutzung eine Rolle spielen könnte.

Daten mit Konsequenzen
Schwefeldioxid entsteht insbesondere bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie bei Bergbauaktivitäten, etwa beim Betrieb von dieselbetriebenen Maschinen oder bei der Nutzung von Kohle zur Energiegewinnung. Obwohl alle untersuchten Regionen offiziell die kanadischen Richtlinien für saubere Luft einhielten, vermuten die Wissenschaftler lokale Konzentrationsherde.

Langfristig könnten die Ergebnisse politische und gesellschaftliche Konsequenzen haben. „Wenn wir wirklich ein sicheres Niveau ohne Schadstoffbelastung erreichen wollen, muss die Energiegewinnung durch Verbrennung eines Tages durch saubere Technologien ersetzt werden“, betonte Saucier. Nur so lasse sich das Risiko umweltbedingter Erkrankungen wie ALS nachhaltig verringern.

Zusammenfassung

  • Kanadische Studie zeigt erhöhtes ALS-Risiko durch Schwefeldioxid aus fossilen Brennstoffen
  • Medizinisches Personal in New Brunswick stellte ungewöhnlich viele ALS-Erkrankungen fest
  • Datenvergleich von 304 ALS-Patienten mit 1207 gesunden Kontrollpersonen
  • Personen mit längerer Exposition gegenüber SO₂ haben 23 Prozent höheres ALS-Risiko
  • Schwefeldioxid entsteht vor allem bei Verbrennung fossiler Brennstoffe und im Bergbau
  • Trotz Einhaltung kanadischer Luftrichtlinien werden lokale Konzentrationsherde vermutet
  • Forscher fordern langfristigen Ersatz der Verbrennung durch saubere Technologien

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