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Kiew hofft auf einen weiteren „Gamechanger“ im Ukraine-Krieg: Tomahawk-Raketen aus den USA. Donald Trump gibt Grund zur Hoffnung – doch es gibt ein Aber.
Washington, D.C./Kiew – Inmitten eskalierender russischer Angriffe im Ukraine-Krieg hat US-Präsident Donald Trump angedeutet, dass er bezüglich der Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine „mehr oder weniger“ eine Entscheidung getroffen habe. Diese Aussage erfolgt nach einem Wochenende massiver russischer Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine.
Donald Trump hat sich zu möglichen Tomahawk-Lieferungen an die Ukraine geäußert. Das rechts von der U.S. Navy zur Verfügung gestellte Foto zeigt die Zündung einer Tomahawk-Rakete von dem Lenkwaffenkreuzer USS Monterey (CG-61) aus. © Montage: Andrew Caballero-Reynolds/AFP Trey Fowler/U.S. Navy/AP/dpa
Trump äußerte sich vorsichtig optimistisch, knüpfte seine Zustimmung jedoch an klare Bedingungen. „Ich habe mehr oder weniger eine Entscheidung getroffen, wenn man so will“, sagte der US-Präsident. Er möchte jedoch wissen, was die Ukraine damit vorhabe: „Wohin schicken sie sie? Ich müsste diese Frage wohl stellen“, sagte Trump gegenüber der Presse. Er betonte dabei: „Ich suche nicht nach einer Eskalation.“
USA offenbar kurz vor Tomahawk-Lieferungen an die Ukraine
Ein hochrangiger US-Regierungsbeamter bestätigte gegenüber der Kyiv Post, dass die USA kurz davor stünden, den Verkauf von Langstrecken-Marschflugkörpern an die Ukraine zu genehmigen. Allerdings sei die Vereinbarung – wie von Trump bereits angedeutet – an die Forderung nach Klarheit über Angriffe tief in russisches Territorium geknüpft.
Ob Kiews Pläne Trump tatsächlich negativ beeinflussen könnten, wird sich zeigen. In den vergangenen Monaten versuchte der US-Präsident als Vermittler im Ukraine-Krieg zu agieren, traf sogar Wladimir Putin und lud westliche Staatschefs nach Washington ein. Passiert ist seitdem wenig – vor allem, Putin sich bei Verhandlungen querstellt.
Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die UkraineFotostrecke ansehen
Inzwischen sollen die USA aber sogar bereit sein, der Ukraine Satelliteninformationen für Angriffe auf Russland zukommen zu lassen – ein „Gefallen“, den China offenbar auch Russland tut. Russlands Machthaber warnte derweil schon vor möglichen Tomahawk-Lieferungen. Die Tomahawk-Raketen könnten „eine neue Eskalationsstufe“ bedeuten und die Beziehung zu der Trump-Regierung schädigen, so Putin.
Ukraine-Krieg: Tomahawk-Raketen könnten Putins Drohnen-Produktion lahmlegen
Die Tomahawk-Marschflugkörper, um die es in dieser Debatte geht, haben eine beeindruckende Reichweite von 1600 Meilen (etwa 2575 Kilometer). Diese Fähigkeit würde der Ukraine ermöglichen, Ziele tief im russischen Hinterland zu treffen, was den Konflikt grundlegend verändern könnte. Die Produktion der für Putins Armee wichtigen Shahed-Drohnen könnte damit etwa gehemmt werden.
George Barros, Russland-Analyst am Institute for the Study of War (ISW), unterstrich die strategische Bedeutung: „Wenn die Ukraine Tomahawk-Raketen hätte, könnte sie die Fabrik in Tatarstan zerstören, die monatlich 2700 davon produzieren kann“, schreibt Barros in einem Bericht der Denkfabrik. Das ISW schätzt, dass mindestens 1945 russische Militärobjekte in Reichweite der erweiterten Tomahawk-Variante und 1655 in Reichweite der Standardversion liegen.
Tomahawk-Raketen für die Ukraine: Plötzlich wäre Moskau in Reichweite
Die Tomahawk-Raketen im Waffenarsenal der Ukraine dürfte Kiew nicht nur neue Schlagkraft, sondern auch eine Portion Optimismus bescheren. Die ukrainische Armee hofft bereits mit den heimisch produzierten Flamingo-Raketen auf große Erfolge; erst am Montag (6. Oktober) wurde auch mithilfe von Drohnen eine wichtige russische Ölraffinerie ausgeschaltet.
Doch die reichweitenstarken Tomahawks könnten noch tiefer liegende Ziele in Russland treffen. Moskau liegt 750 bis 800 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Damit könnte die Ukraine Ziele in Moskau erreichen. Das ist offenbar auch Wladimir Putin bewusst.
Wolodymyr Selenskyj warnte die russische Regierung bereits und drohte mit Luftangriffen auf den Kreml. „Sie müssen wissen, wo die Luftschutzbunker sind“, sagte der ukrainische Präsident dem US-Portal Axios in einem Interview. Wenn die Verantwortlichen rund um Putin den Krieg nicht beendeten, bräuchten sie die Bunker „auf jeden Fall“. (Quellen: Kyiv Post, Institute for the Study of War, Blick, Axios, eigene Recherche) (nak)