Ob cloudbasierte Anwendungen, Teamsbesprechungen im Homeoffice oder auch Fernwartung von Maschinen: Die Gründe, weshalb Unternehmen heute auf schnelles Internet angewiesen sind, gehen weit über E-Mail-Verkehr oder die Abwicklung von Bestellungen hinaus. Bei der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ist man deshalb überzeugt: „Mit der Verfügbarkeit von leistungsfähiger digitaler Infrastruktur steht und fällt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, sagte Norbert Peine, stv. Vorsitzender der vbw Bezirksgruppe München-Oberbayern, bei einem Pressegespräch am Dienstag.

Und diese Verfügbarkeit wird in Oberbayern gemäß aktueller vbw-Daten immer besser: Die Versorgung von Haushalten mit 1000 Mbit ist, seit der letzten Erhebung von 78,4 auf 80,8 Prozent gestiegen. Damit liegt man rund acht Prozent über den bayerischen Landesschnitt. Bei der vbw führt man das darauf zurück, dass die diversen Förderprogramme der Politik fruchten.

Aber: Nur ein Teil der Haushalte bekommt die hohen Bandbreiten über die zukunfträchtige Glasfasertechnologie. Zwar stieg die Glasfaserversorgung zuletzt deutlich um 8,2 Prozentpunkte. Mit einem Wert von 47,2 Prozent ist aber trotzdem noch nicht einmal jeder zweite Haushalt angeschlossen.

Glasfasernetze besonders in Gewerbegebieten dicht

Besser sieht es in den Gewerbegebieten aus – also da, wo viele Unternehmen sitzen: Hier sind rund 63 Prozent ans Glasfasernetz angeschlossen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Trotz vieler Förderprogramme haben viele Unternehmen nur deshalb eine gute Internetversorgung, weil sie selbst in Vorleistung gegangen sind und sich die betreffenden Leitungen selbst legen ließen.

So auch die Andreas Karl GmbH aus Fahrenzhausen (Lkr. Freising), Herstellerin von Arbeitsplatzsystemen. „Eine Internetverbindung über Satellit haben wir geprüft, aber für unsere Bedürfnisse war das keine Option“, berichtet Geschäftsführer Andreas Karl, gleichzeitig Vizepräsident des Metallarbeitgeberverbands bayme vbm. Stattdessen entschied man sich für einen Ausbau auf eigene Kosten – eine Entscheidung, die man nicht bereut habe: „Seit Corona hat natürlich das Homeoffice auch in unserem Haus stark zugenommen, manche Kollegen kommen nur zwei oder drei Mal pro Woche ins Büro. „Ohne gute Anbindung ließe sich der Datenstrom nicht bewerkstelligen“, ist Karl überzeugt.

Ähnlich die Situation bei Brückner ins Siegsdorf (Lkr. Traunstein): Thomas Schlicht, als Export System Manager verantwortlich für die Internetversorgung des Maschinenbauers erinnert daran, wie hoch der Datenstrom alleine für eine Videokonferenz ist: „Mit jedem Teilnehmer innerhalb des Unternehmens verzigfacht sich schließlich der Datenverkehr“

Früher hätte ich gesagt: Das schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass der Grill ausfällt. Heute ist es ein Internetausfall.“

Andreas Reisert vom McDonald’s-Betreiber ARR Holding

Aber nicht nur die Industrie, auch Dienstleister sind dringend auf gutes Internet angewiesen: Die ARR Holding aus München beispielsweise ist Betreiberin von neun McDonalds-Filialen rund um die Landeshauptstadt, 400 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. „Früher hätte ich gesagt: Das schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass der Grill ausfällt“, sagt Geschäftsführer Andreas Reisert. Heute sei der „Supergau“ ein Internetausfall. „Dann geht gar nichts mehr.“

Das deshalb „noch mehr geht“ in Sachen Ausbau – auch auf dem flachen Land – dafür machte sich beim Pressegespräch Peter Ostenrieder, Bürgermeister der Gemeinde Peiting (Lkr. Weilheim-Schongau) stark. Er erinnerte daran, dass Oberbayern seiner Meinung nur deshalb so gut dasteht, weil die sehr gut ausgebaute Metropolregion München den Schnitt nach oben verzerre. Tatsächlich gebe es aber noch immer viele „weiße Flecken“ – gerade auch, was die Versorgung mit schnellem Internet per Handy angeht.

Handynetz: Empfangsqualität in allen oberbayerischen Teilregionen mit Schwächen

Auch diese hat sich die vbw in der Studie angesehen und kommt zum Schluss: „Die Empfangsqualität weißt in allen oberbayerischen Teilregionen Schwächen auf.“ Bei einer Befahrung Ende 2024 habe keiner der drei Mobilfunk-Provider an mehr als 68,8 Prozent der Messpunkte eine gute Empfangsqualität gewährleisten können. „Die Herausforderung liegt also nur zum Teil darin, Lücken in der Fläche zu schließen. Wir stehen gleichzeitig auch vor der Herausforderung, verbliebene Schwächen in den bereits ausgebauten Netzteilen zu beheben – vor allem mit Blick auf die gestiegene Nachfrage oder Neubauten“, so vbw-Bezirksvize Peine.