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Mariella Mehr wurde als Kind vom Hilfswerk Kinder der Landstrasse ihrer Familie entrissen. Im Roman „Daskind“ wirft sie einen Blick in die Bösartigkeit der Schweiz.
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Artikelzusammenfassung
Die Autorin Mariella Mehr hat in ihrem Werk „Kinder der Landstrasse“ den Missbrauch des Menschen am Menschen thematisiert, den sie selbst am eigenen Leib erfahren hat. Durch ihre Romane seziert sie die Realität unterhalb von Statistiken und Diagnosen und zeigt die Gewalt, die von Menschen an Menschen ausgeht. In ihrem Werk „Daskind“ eröffnet sie eine Trilogie der Gewalt, die die brutale Kindheit ohne Abstraktion und stilistische Rettungsanker darstellt. Mehr wirft einen tiefen Blick in die Bösartigkeit der Schweiz und zeigt die Dinge, ohne sie zu erklären. Am Ende ihrer Erzählung lässt sie das Kind Daskind mit einer Schleuder einen Stein auf einen gewalttätigen Mann abfeuern, der stumm zusammenbricht. Mariella Mehr lehrt uns, sprachlos zu sein, um zu verstehen, was damals zwischen 1926 und 1973 geschehen ist.
Diese Zusammenfassung wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt. Vereinzelt kann es dabei zu Fehlern kommen.
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Philipp Theisohn
© Samuel Schalch für DIE ZEIT
„Ich gehe davon aus, dass der Missbrauch des Menschen am Menschen keinem anonymen, abstrakten Machtkonstrukt zuzuschreiben ist.“ Es sind sorgsam gewählte Worte, mit denen die Verfasserin der 1987 erschienenen Dokumentation Kinder der Landstrasse. Ein Hilfswerk, ein Theater und die Folgen ihre dem Buch vorangestellte Absichtserklärung einleitet. Der „Missbrauch des Menschen am Menschen“: Das evoziert tatsächlich den Eindruck des kreatürlichen Widerspruchs. Wenn der Mensch doch bemerken würde, dass er seinesgleichen ins Auge sieht – dann würde er im Gegenüber nicht das Mittel, sondern den Zweck sehen. Da es aber besagten Missbrauch offensichtlich gibt, müsste die Ursache doch wohl eine inhumane sein, eben: ein Abstraktum, Macht, exerziert von einem Plateau aus, von dem das Menschliche nicht mehr in den Blick gerät.