Abgestorben, mutwillig beschädigt, von Pilzen befallen: Der Umweltbetrieb hat wieder Bilanz gezogen, wie viele Bäume in welchen Quartieren in den nächsten Monaten wegmüssen – und auch erklärt, aus welchen Gründen. Die Liste, die dabei herauskam, ist zum zweiten Mal in Folge kürzer als in den vorangegangenen Fällperioden. Zumindest, was die bremenweiten Zahlen angeht. In manchen Gebieten Bremens gibt es einen gegenläufigen Trend, auch in zwei Nordbremer Stadtteilen.

Auf einer Karte im Internet kann man sehen, wo die Kontrolleure des Umweltbetriebs bei welchen Bäumen was festgestellt haben – und demnächst Arbeiter mit der Motorsäge kommen werden. Die Zahl der roten Kreuze, die online jeden Baum markieren, der weichen muss, ist diesmal so klein ausgefallen wie seit Langem nicht. 879 lautet sie. Was 0,39 Prozent des Bremer Bestandes entspricht. Der städtische Eigenbetrieb hat mittlerweile 222.968 Bäume in seinem digitalen Kataster erfasst, davon sind 74.844 Straßenbäume.

Wie es um sie steht, ist im Dreierteam beschrieben worden: von Viola Hellwag, Monika Osteresch und Christina Ruschin. Die Chefin des Umweltbetriebs, die Abteilungsleiterin und die Unternehmenssprecherin sind bei einer Videokonferenz die einzelnen Stadtteile durchgegangen. Vor allem Ortsamtsleiter und Beiratspolitiker wollten wissen, welche Bäume bis Februar wegkommen und wie viele im Herbst und im Frühjahr nachgepflanzt werden können. Zeitweise waren etwas mehr als 30 Frauen und Männer zugeschaltet.

Osteresch erklärte, was sie vor einem Jahr ähnlich erläutert hat: Dass der Umweltbetrieb froh darüber ist, erneut weniger Bäume fällen zu müssen. Und dass zumindest das Wetter für sie im Großen und Ganzen günstiger war als in anderen Jahren: mehr Regen, weniger Stürme. Bei der vorangegangenen Bilanz hatte die Abteilungsleiterin noch von mehr als doppelt so vielen Bäumen wie diesmal gesprochen, die wegmüssen: 1771. Und den Prozentsatz gemessen am Baumbestand mit knapp über eins angegeben.

Auch wenn die Zahl der Bäume stadtweit sinkt, die gefällt werden müssen, macht der Klimawandel ihnen zu schaffen. Osteresch spricht von schwindender Vitalität, wenn die Trockenperioden zunehmen. Und davon, dass der Umweltbetrieb bei Nachpflanzungen längst nicht nur auf Arten achtet, die widerstandsfähiger sind. Sondern auch darauf, dass der Standort zum Baum beziehungsweise der Baum zum Standort passt. Ihr zufolge ist das eine genauso wichtig wie das andere, wenn gerade Jungpflanzen eine Chance haben sollen.

Nach der Statistik sind sie in den ersten vier bis fünf Jahren am gefährdetsten. Und werden Bäume in Bremen im Schnitt 40 Jahre alt. So sagt das Abteilungsleiterin Osteresch. Und auch, was die häufigsten Gründe für eine Fällung sind und welche am seltensten vorkommen. In den meisten Fällen müssen Bäume weg, weil sie nicht mehr sicher stehen und somit eine Gefahr für Fußgänger, Radler und Autofahrer sind – 71,79 Prozent. Und in den wenigsten, weil sie von Fahrzeugen gerammt wurden – 0,34 Prozent.

Auch in allen Nordbremer Stadtteilen ist das so. Nur kommen eben nicht alle von ihnen auf weniger Bäume, die weichen müssen, sondern auf mehr. Allen voran Blumenthal, wo die Arbeiter diesmal am meisten zu tun haben: Statt 46 Bäume wie in der Saison zuvor stehen 53 auf der Liste. Ein noch größeres Plus gibt es in Vegesack, wo über Jahre am wenigsten gefällt wurde und jetzt 42 statt 29 Bäume wegmüssen. In Burglesum ist das Aufkommen dagegen so wie in den meisten Stadtteilen: rückläufig. Dort müssen 16 Bäume gefällt werden statt 59.

Egal, ob sie gerade sinken oder steigen – mit seinen Zahlen liegt der Bremer Norden, wenn man so will, im Mittelfeld. Ausreißer nach oben und unten gibt es in anderen Gebieten Bremens. Zum Beispiel in Gröpelingen und Horn-Lehe, wo jeweils 120 Bäume wegmüssen. Und damit mehr als in allen anderen Teilen der Stadt. Auf die wenigsten Abgänge kommt Seehausen. Dort ist diesmal ein einziger Baum von den Kontrolleuren ausgemacht worden, dessen Vitalwerte so schlecht sind, dass er weg- und ein anderer hermuss.

So genau wie bei den Fällzahlen kann der Umweltbetrieb bei den Ersatzpflanzungen im Moment nicht sein. Weil noch nicht alle Standorte klar sind, gibt es bisher auch nur eine ungefähre Zahl. Diesmal sollen 700 Bäume neu dazukommen. Drei Millionen Euro stehen dafür vor allem aus Fördermitteln des Bundes bereit. In der vergangenen Pflanzsaison war die Zahl ähnlich: 677. In Vegesack, Blumenthal und Burglesum wurden damals 135 Bäume nachgepflanzt.

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