Standdatum: 8. Oktober 2025.

Autorinnen und Autoren:
Lisa-Maria Röhling

Rackles und Högl nach der Wahl beim SPD-Landesparteitag.

Mark Rackles (2. von rechts) wird neuer Bremer Bildungssenator.

Bild: Radio Bremen | Hauke Hirsinger

Bremen bekommt einen neuen Bildungssenator: Mark Rackles tritt heute das Amt an – und muss sich vielen Herausforderungen stellen.

1 Platzprobleme und Sanierungsstau

Während Sascha Aulepp (SPD) beim Kita-Ausbau echte Fortschritte erreicht hat, ist die Lage an den Schulen immer schlimmer geworden: Die Klassenzimmer sind veraltet und marode, an vielen Schulen ist nicht genug Platz für alle Kinder. Gerade auf die Oberschulen und Gymnasien kommen bald erhebliche Probleme zu, wenn nicht mehr Klassenzimmer geschaffen werden.

Die Kinderzahlen sind in Bremen überproportional gestiegen, der Platz, den es jetzt in den Kitas gibt, muss auch in den Schulen her. Aktuell gibt es aber keine weiteren Ausbauprojekte, auch die neu gegründete Schulbaugesellschaft hat noch nicht die erhoffte Trendwende erreicht. Und: Das alles kostet Geld. Zuletzt hatte die Bildungsbehörde die Kosten für anstehende Sanierungen und Bauprojekte auf gut zwei Milliarden Euro in den kommenden Jahren geschätzt. Wo das Geld herkommen soll, ist unklar.

2 Personalmangel

Ob Kitas oder Schulen, überall fehlt Personal. Gerade in den Kitas hat der Personalmangel zuletzt zu drastischen Maßnahmen geführt: Mit dem neuen Kita-Gesetz können nun auch Menschen ohne pädagogische Ausbildung Kinder allein betreuen. Damit wollte Sascha Aulepp gegen den Fachkräftemangel vorgehen, es hagelte Kritik von Eltern und auch Kita-Personal. Auch wenn Bremen mehr Fachkräfte in den Kitas gewinnen konnte: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung arbeiten nur noch in einem Viertel der Kitas hoch ausgebildete Fachkräfte.

In den Schulen hingegen herrscht Dauerbelastung: Personalvertreter kritisieren immer wieder, dass der Druck in den Schulen inzwischen zu hoch ist und Lehrkräfte immer mehr Zusatzaufgaben übernehmen müssen. Außerdem sind weiterhin zahlreiche Stellen unbesetzt, besonders schlimm ist es bei Assistenzkräften und pädagogischem Personal. Die Bildungsbehörde hatte zuletzt Stunden gekürzt, Beamte müssen eine Stunde mehr arbeiten – das sorgt für Unmut. Hoffnung macht vielen Schulangestellten die Arbeitszeiterfassung: Die kommt im kommenden Jahr als Pilotprojekt – und Mark Rackles hat sich in seiner Zeit in der freien Wirtschaft auch damit auseinandergesetzt.

3 Sprachprobleme

Fast jedes zweite Vorschulkind in Bremen kann nicht richtig Deutsch sprechen. Die Zahlen sind seit Jahren stabil schlecht – trotz Maßnahmen aus der Behörde. Ein verpflichtendes Kitabrückenjahr hat wenig Abhilfe geschafft. Künftig sollen die Sprachkenntnisse der Kinder früher getestet werden, gleichzeitig klagen Erzieherinnen und Erzieher über zu wenig Personal, um den Kindern wirklich sinnvoll beim Deutsch lernen zu helfen.

Das Thema sorgt auch immer wieder für Zoff zwischen rot-grün-roter Koalition und der Opposition: Einen Vorschlag der CDU, Eltern zu sanktionieren, wenn sie förderbedürftige Kinder nicht in die Kita schicken, ist im August in der Bürgerschaft gescheitert. Die SPD hat bei einer Klausurtagung hingegen einen eigenen Vorstoß gewagt: Kinder sollen automatisch zur Kita angemeldet werden, wenn ein Test zwei Jahre vor Einschulung einen Bedarf aufzeigt. Und die, die dann noch nicht gut genug Deutsch sprechen, wechseln nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten erst nach einem Sprachvorkurs in eine reguläre Klasse.

Was davon wirklich umgesetzt wird, muss auch der neue Bildungssenator entscheiden. Denn gerade in Bremen, wo die Kinderarmutsquote sehr hoch ist und Sprachkenntnisse über die weitere Bildungsbiografie entscheidet, braucht es in diesem Bereich schnelle Lösungen.

4 Finanzierung

Bremen ist ein Haushaltskonsolidierungsland und muss sparen. Die Handlungsspielräume zum Beispiel beim Schulbau sind deshalb eingeschränkt. Trotzdem ist „mehr Geld für Bildung“ seit Jahren in der Diskussion: Vor allem soll Bremen seine Pro-Kopf-Ausgaben für Schülerinnen und Schüler an die der anderen Stadtstaaten anpassen – das fordern Experten, Lehrkräfte und auch Politiker seit Jahren.

Bremen hat 2021 knapp 9.600 Euro pro Schüler ausgegeben, in Hamburg waren es 11.700, in Berlin sogar 13.300. Weil Hamburg es unter anderem mit höheren Investitionen geschafft hat, die dortige Bildungsmisere rumzureissen, gilt die Hansestadt als Vorbild. Für Mark Rackles wird sich deshalb die Frage stellen, ob er die Ausgaben erhöht – und wo das Geld dafür herkommen soll.

5 Störrische Behörde?

Die Bildungsbehörde gilt seit vielen Jahren als besonders langsam und unflexibel. Senatorinnen wie Claudia Bogedan sollen mit vielen Ideen und Projekten an der Sperrhaltung in der Behörde gescheitert sein. Die Opposition kritisiert, dass Vorlagen in den Fachausschüssen erst sehr spät vorgelegt werden. Mark Rackles hingegen gilt als Hardliner – und wird das wohl als erstes in seiner eigenen Verwaltung beweisen müssen. Denn auch wenn er viele innovative Ideen und Erfahrung mitbringt: Ohne die Behörde wird er die wenigsten davon umsetzen können.

Mehr zum Thema Bildung:

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 8. Oktober 2025, 19:30 Uhr