Galerie mit 30 Bildern: Angra – The Shadow Shows Tour 2016

Nachdem ihr Debüt “Angels Cry” in Brasilien und Japan ein Megaseller wird, bevor es in Deutschland und dem übrigen Europa zündet, begeben sich ANGRA Mitte 1995 erneut ins Studio von Kai Hansen in Hamburg, um ein halbes Jahr lang unter der Ägide von Charlie Bauerfeind und Sascha Paeth ihr zweites Album “Holy Land” einzuspielen. Es werden die ersten Recordings mit Drummer Ricardo Confessori, der auf dem Vorgänger noch von Session-Drummer Alex Holzwarth ‘vertreten’ wurde. Zu diesem Zeitpunkt sind ANGRA noch eine kompositorische Einheit und ein verschworenes Team, sodass die Semi-Konzeptplatte ungleich ambitionierter als ihr Vorgänger ist. Thematisch geht es um Entwicklung und Entdeckung, teilweise sind die Texte eingebettet in die Kolonialgeschichte Brasiliens.

ANGRA etablieren sich als feste Größe

Um diese Inhalte musikalisch zu verdeutlichen, lassen ANGRA Elemente von Samba und anderer lateinamerikanischer Folklore mit Versatzstücken der europäischen Klassik aufeinander treffen und verschmelzen. Gerade die brasilianischen Rhythmen, die heutzutage ein Markenzeichen der Band um Gitarrist Rafael Bittencourt sind, treten auf “Holy Land” erstmals in den Vordergrund. Songs wie dem ewigen Live-Klassiker “Nothing To Say”, dem Epos “Carolina IV” oder dem Titelsong verleiht das eine gänzlich neue Tiefe.

Zwischendurch üben sie sich in proggy QUEEN-Referenzen (“Silence And Distance”), ihrer speedigen Vergangenheit (“Z.I.T.O.”) oder melancholischen Balladen (Gänsehaut bei “Make Believe”). Die Brasilianer klingen zudem eine gute Schippe eigenständiger und haben sich von sämtlichen HELLOWEEN-Referenzen der Vergangenheit befreit. Auf dem Nachfolger “Fireworks” sollten sich erste Risse im Bandgefüge zeigen, doch auf “Holy Land” zeigen sich ANGRA in der Phase mit André Matos als Sänger und Songwriter in ihrer stärksten Form. Die Songs sind zeitlos, clever arrangiert und voller kreativem Spielwitz.

“Holy Land” – Eine Blaupause

Außerdem stellt “Holy Land” die Blaupause all dessen dar, was ANGRA im Verlauf ihrer späteren – ziemlich makellosen – Diskografie so ablieferten. Das hier nicht die Höchstnote steht, liegt an der aus heutiger Sicht etwas drucklosen und muffigen Produktion, die auf sowohl Vorgänger als auch Nachfolger deutlich besser gealtert ist. In musikalischer und kreativer Hinsicht ist “Holy Land” nicht nur ein Highlight im Schaffen der Band, sondern auch eines der wichtigsten und einflussreichsten Alben aus der golden Ära des Power Metal.