Deniz Undav sprach es bei DAZN vor dem Heimspiel des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Heidenheim (1:0) an, Angelo Stiller thematisierte es nach der umkämpften Partie: Beim und rund um den DFB-Pokalsieger scheint es Differenzen in der Bewertung der Leistungen in der bisherigen Saison zu geben. Innerhalb der Mannschaft ist man offensichtlich recht zufrieden mit den ersten Partien. Im Umfeld, so konnte man den Äußerungen der beiden Profis entnehmen, sei man dagegen ein bisschen überkritisch. Das schwäbische Phänomen des Bruddelns, sprich dem teilweise verfrühten Schimpfen und Nörgeln, würde hier doch ein wenig zu sehr kultiviert, so der Tenor bei Undav und Stiller.
Bis jetzt ist der VfB Stuttgart im Soll
Blickt man auf die nackten Zahlen, dann ist der Saisonstart des VfB Stuttgart jedenfalls geglückt: Zwölf Punkte aus sechs Ligaspielen, Platz vier in der Tabelle, alle drei Heimspiele gewonnen – und das zu Null. Die zweite Runde des DFB-Pokals erreicht – wenn auch mit Ach und Krach (13:12 nach Elfmeterschießen bei Eintracht Braunschweig). Und in der Europa League jeweils ein überzeugender Auftritt (2:1 gegen Celta Vigo) und ein misslungener (0:2 beim FC Basel).
Trotzdem scheint die Stimmung rund um den Pokalsieger eher durchwachsen zu sein – und zu Wochenbeginn kam ein weiterer Dämpfer hinzu: Beim gesetzten Mittelstürmer Ermedin Demirovic wurde eine beginnende Fraktur der Fußwurzel diagnostiziert. Eine konkrete Ausfallzeit gab der Verein nicht bekannt, zwischen sechs und zwölf Wochen scheint alles möglich zu sein. Da die Schwaben im Angriff nach dem Abgang von Nick Woltemade (Newcastle United) kurz vor Ende der Transferperiode und der Verletzung von Deniz Undav sehr dünn besetzt sind, gibt Demirovics Ausfall Anlass zur Sorge. Immerhin kehrt Undav bald zurück – und zur Not können auch andere Spieler in der Spitze agieren. Ein „klassischer Neuner“ fehlt jetzt aber – das könnte sich auch auf die Statik des Aufbauspiels auswirken.
Stuttgart
Fußball | Bundesliga
Nach dem Demirovic-Ausfall: Das sind die Optionen des VfB Stuttgart im Sturm
Der VfB Stuttgart muss „bis auf Weiteres“ auf Stürmer Ermedin Demirovic verzichten. Das trifft die Schwaben hart – nach der Länderspielpause wartet ein Hammer-Programm. Was sind die Optionen des DFB-Pokalsiegers im Angriff?
Mo.6.10.2025
18:40 Uhr
Sport kompakt
SWR1 Baden-Württemberg
Nach der Länderspielpause soll der jüngste Trend fortgesetzt werden. Mit drei Siegen in Serie hat sich der VfB in der Bundesliga auf den vierten Tabellenplatz vorgeschoben. Die Tendenz sei eine „sehr, sehr gute“, sagt Sportdirektor Christian Gentner. Vor knapp dreieinhalb Wochen sah das noch ganz anders aus. Nach der 1:3-Niederlage beim SC Freiburg und einer erschreckenden Offensivleistung am dritten Spieltag herrschte in Stuttgart schon fast Weltuntergangsstimmung. Die Kritik sei damals weitgehend berechtigt gewesen, so Gentner. Mitunter sei die Situation aber auch zu negativ gesehen worden. Die Mannschaft brauche Zeit, um sich nach einer turbulenten Wechselperiode zu finden.
Stuttgart
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Verlorene DNA? Die Baustellen des VfB Stuttgart
Der Saisonstart des VfB Stuttgart ist mäßig. Drei Punkte nach drei Spielen, jetzt kommt der formstarke FC St. Pauli. Grund zur Sorge oder nur eine Momentaufnahme? Eine Übersicht der VfB-Baustellen.
Sa.20.9.2025
14:00 Uhr
Stadion
SWR1
Makellose Heimbilanz
Und da ist der DFB-Pokalsieger auf einem guten Weg – das haben die letzten Spiele bewiesen. Zwölf Punkte nach sechs Spieltagen – in den vergangenen fünf Jahren waren es zu diesem Zeitpunkt nur einmal mehr: in der Vizemeister-Saison 2023/24 (15). Vor allem die Heimbilanz der Stuttgarter in der Liga kann sich sehen lassen: Drei Spiele, drei Siege, kein Gegentor.
Ergebnistechnisch eine Steigerung
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Auftaktprogramm der Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß in die Karten gespielt hat. Bei allem Respekt: Es gibt schwerere Gegner als Gladbach, St. Pauli und Heidenheim (alle zuhause) sowie Union Berlin, Freiburg und Köln (alle auswärts). Aber: In der abgelaufenen Saison holte der VfB gegen Union (A), Gladbach (H), Freiburg (A), St. Pauli (H) und Heidenheim (H) einen Punkt, in der aktuellen Spielzeit neun Zähler (Köln spielte 2024/2025 in der 2. Liga).
Ebenfalls positiv: Die Abwehr steht so gut wie seit 14 Jahren nicht – und das trotz heftiger Rotation von Coach Hoeneß. Sechs Gegentreffer in sechs Bundesligaspielen sind mehr als ordentlich. Weniger gab es zuletzt 2011/12, damals kassierte die von Bruno Labbadia trainierte Mannschaft vier Tore in sechs Partien.
Die wahren Prüfsteine kommen noch
Dennoch: Der VfB hat noch gegen kein absolutes Top-Team gespielt. Die warten im November und Dezember. Am neunten und elften Spieltag stehen schwierige Auswärtspartien bei RB Leipzig und Borussia Dortmund an. Am 13. Spieltag ist Meister FC Bayern München zu Gast. In der Europa League geht es nun gegen Fenerbahce Istanbul und Fejenoord Rotterdam, später gegen die AS Rom. Die wahren Prüfsteine kommen also noch.
Mut macht indes die Integration der Neuzugänge. Bilal El Khannouss ist eine sofortige Hilfe. Der neue VfB-Spielmacher brauchte so gut wie keine Eingewöhnungszeit in Stuttgart. „Technisch sehr, sehr gesegnet“, sei er, lobt Sportdirektor Gentner. Der Marokkaner entschied die Partie gegen Heidenheim mit einem präzisen Flachschuss. „Instinkt“ sei das gewesen, sagte der Profi nach seinem bereits dritten Pflichtspieltreffer für die Schwaben.
Nach Sieg gegen Heidenheim: VfB Stuttgart jetzt Vierter – Dein VfB #171 | SWR Sport
Auch die Flügelspieler Badredine Bouanani und Lazar Jovanovic haben sich gut eingefügt, ebenso Tiago Tomas und Lorenz Assignon. Im Mittelfeld hat Neuzugang Chema Andres sogar Atakan Karazor den Rang abgelaufen. Der Kapitän ist nicht mehr unantastbar. Im Liga-Spiel gegen den FC St. Pauli (2:0) und in den bisherigen zwei Europa-League-Partien musste Karazor auf der Bank Platz nehmen. Gegen Köln und gegen Heidenheim stand der 28-Jährige dann in der Startelf, er ist aber weit von seiner Topform entfernt. Fest steht: Chema Andres performt bislang, der 20-Jährige ist ein Top-Talent und ein ernstzunehmender Konkurrent im Mittelfeld.
Der VfB Stuttgart wirkt gereifter
Es gibt also viel Positives, aber auch noch einige Baustellen beim VfB Stuttgart. Wie gut ist die Mannschaft denn nun wirklich? Fußballerisch ist noch viel Luft nach oben, im Vergleich zur abgelaufenen Saison stimmen Effizienz und Defensivverhalten. Das Team wirkt diesbezüglich gereift, spielt seriöser. Nicht unwichtig angesichts der Dreifachbelastung.
In der ohnehin ausbaufähigen Offensive schmerzt der Ausfall von „Immerspieler“ Demirovic ungemein. Hier werden die Schwaben in den kommenden Wochen improvisieren müssen – man darf gespannt sein. Ein Problem: Mit sieben Spielen in 22 Tagen kann im Training nur wenig Entwicklungsarbeit betrieben werden.
Platz vier nach sechs Spielen ist zu großen Teilen dem Auftaktprogramm geschuldet – aber die nötigen Punkte muss man erst einmal holen. Ob der VfB Stuttgart aber tatsächlich in diesem Jahr zu den Top-Teams der Liga gehört, wird sich erst im „heißen Herbst“ entscheiden.