Krise in Frankreich

Plötzlich scheint es einen Ausweg zu geben

08.10.2025 – 12:21 UhrLesedauer: 4 Min.

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Emmanuel Macron: Wir die Staatskrise in Frankreich noch abgewendet? (Quelle: Philippe Magoni/dpa)

Kann Sébastien Lecornu doch noch einen Ausweg aus der Regierungskrise in Frankreich finden? Am heutigen Mittwoch gab sich der zurückgetretene Premier zunächst optimistisch.

Eigentlich hatte Sébastien Lecornu noch bis heute Abend Zeit. Der Präsident Emmanuel Macron hatte dem bereits zurückgetretenen Premier am Montag den Auftrag gegeben, bis Mittwochabend einen Ausweg aus der politischen Krise zu finden. Lecornu trat dann aber schon am Morgen in Paris vor die Kameras.

Der Wunsch, dass Frankreich am Ende des Jahres einen Haushalt habe, sei so groß, „dass sich die Möglichkeit von Neuwahlen entfernt“, sagte Lecornu am Mittwochmorgen. Gemeint war damit: Der 39-Jährige ist optimistisch, dass er im Laufe des Tages noch eine Lösung präsentieren kann und damit weiteres Chaos in Frankreich verhindern könnte.

Doch wie genau könnte eine solche Lösung jetzt aussehen und welche Optionen hätten Lecornu und Macron? Ein Überblick über mögliche Szenarien:

1. Lecornu einigt sich mit anderen Parteien

Im Zentrum von Lecornus Gesprächen steht die Aufstellung eines Haushalts für das kommende Jahr: Die französische Nationalversammlung muss bis Ende dieses Jahres einen Plan für 2026 beschließen. Bislang waren alle Versuche, einen mehrheitsfähigen Kompromiss zu finden, gescheitert.

Lecornu machte am Morgen deutlich, dass wohl eine Lösung mit dem linken Lager im Parlament die wahrscheinlichste Option sei: Er wolle als Nächstes mit der „republikanischen Linken“ darüber sprechen, „welche Zugeständnisse sie verlangt, um Stabilität zu garantieren“.

Sollte es so kommen, wäre es eine Abkehr von der bisherigen Linie der Regierungschefs unter Macron: Bislang hatten die Regierungen unter Macron größtenteils die Zusammenarbeit mit den konservativen Republikanern im Parlament gesucht, deren Politiker auch zum Teil in der Regierung vertreten waren.

Die Fraktionen links der Mitte blieben in der Regierungsbildung bislang eher außen vor, was durchaus ungewöhnlich ist: Bei der vergangenen Parlamentswahl hatte das Wählerbündnis NFP, das aus Sozialisten, Grünen, Linkspopulisten und Kommunisten besteht, knapp die meisten Stimmen erzielen können. Traditionell ernennt der Präsident danach einen Politiker aus der stärksten Fraktion zum Premier. Bislang hatte aber Macron stets auf Politiker der Mitte oder aus dem konservativen Lager gesetzt.

Sollte es zu einer Einigung mit den linken Parteien kommen, ist weiter unklar, was mit Lecornu passiert: Macron hatte seinen Rücktritt am Montag bereits angenommen. Im Umfeld des 39-Jährigen hieß es zuletzt, er wolle unabhängig von den Verhandlungen nicht mehr als Premier weitermachen. Macron müsste dann einen neuen Premier ernennen. Denkbar wäre, dass in diesem Fall der Regierungschef einer der linken Parteien angehört.