Washington – Mehrere oberste Mediziner früherer US-amerikanischer Regierungen warnen vor den Folgen der Politik des aktuellen Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Junior. Dessen Handlungen bedrohten die Gesundheit der Nation, schreiben sechs Ärztinnen und Ärzte, die in vergangenen Jahren die Position des Surgeon General innehatten, in der Washington Post.

„Noch nie zuvor haben wir eine solche gemeinsame öffentliche Warnung herausgegeben“, betonen Jerome Adams, Richard Carmona, Joycelyn Elders, Vivek Murthy, Antonia Novello und David Satcher.

Aber die unmittelbare und beispiellose Gefahr für die Gesundheit der Nation durch Kennedys Politik und Positionen könne nicht ignoriert werden. Missmanagement im Gesundheitsministerium untergrabe zudem die nationale Sicherheit, schade der wirtschaftlichen Resilienz und der internationalen Glaubwürdigkeit.

Der Minister sei die treibende Kraft in der Krise des staatlichen Gesundheitsapparates, so die Einschätzung der früheren Surgeon Generals. Man habe in den vergangenen Monaten mit wachsender Besorgnis beobachtet, wie die Grundlagen des öffentlichen Gesundheitssystems des Landes untergraben worden seien. Ideologie und Fehlinformationen hätten Wissenschaft und Fachwissen verdrängt.

In dem Beitrag werden mehrere Behauptungen Kennedys, allen voran zu Impfungen, zurückgewiesen. „Anstatt die rasante Verbreitung von Fehlinformationen zum Thema Gesundheit mit Fakten und Klarheit zu bekämpfen, verstärkt Kennedy diese noch“, heißt es weiter.

Die Folgen seien nicht abstrakt, sondern würden in verlorenen Menschenleben, Krankheitsausbrüchen und einem Vertrauensverlust gemessen, der schwer wieder rückgängig gemacht werden könne. Gebraucht werde ein Gesundheitsminister, der sich für wissenschaftliche Integrität einsetze und der die Moral und das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden wiederherstellen könne, appelliert die Gruppe.

Die Ärztinnen und Ärzte, die den Beitrag verfassten, waren nach eigenen Angaben unter Präsidenten seit George W. Bush tätig. Auch der Surgeon General aus Donald Trumps erster Amtszeit, Adams, stellt sich mit dem Beitrag gegen den aktuellen Kurs. Als Surgeon General wird man vom US-Präsidenten ernannt.

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Beitrag in der Washington Post

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Zu den Aufgaben zählt etwa das Vermitteln von Gesundheitsinformationen. Derzeit ist Casey Means die oberste Ärztin der USA, die als Gesundheitsinfluencerin und Bestsellerautorin bekannt war. Sie ist studierte Medizinerin, praktizierte aber zuletzt nicht als Ärztin.

Erst kürzlich hatten mehrere medizinische Fachgesellschaften Kennedys Rücktritt gefordert, Kritik kam außerdem von ehemaligen Direktoren der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

ggr