Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an Susumu Kitagawa (Kyoto Universität, Japan), Richard Robson (Universität Melbourne, Australien) und Omar Yaghi (Berkeley Universität, Kalifornien, USA) für die Entwicklung metallorganischer Gerüstverbindungen. Das teilte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. „Metallorganische Gerüste haben ein enormes Potenzial und eröffnen bisher ungeahnte Möglichkeiten für maßgeschneiderte Materialien mit neuen Funktionen“, sagte Heiner Linke, Vorsitzender des Nobelkomitees für Chemie.

Die drei Forscher „haben Molekülkonstruktionen mit großen Zwischenräumen geschaffen, durch die Gase und andere Chemikalien strömen können“, teilte die Akademie mit. In diesen Konstruktionen fungieren demnach Metallionen als Eckpfeiler, die durch lange organische (kohlenstoffbasierte) Moleküle miteinander verbunden sind. Diese Konstruktionen, sogenannte metallorganische Gerüste (MOF), können demnach dazu verwendet werden, Wasser aus der Wüstenluft zu gewinnen, Kohlendioxid zu binden, giftige Gase zu speichern oder chemische Reaktionen zu katalysieren.

„Nach den bahnbrechenden Entdeckungen der Preisträger haben Chemiker Zehntausende verschiedener MOFs entwickelt“, hieß es von der Akademie weiter. Einige davon könnten demnach zur Lösung einiger der größten Herausforderungen der Menschheit beitragen. Beispiele dafür seien die Abtrennung von PFAS (Ewigkeitschemikalien) aus Wasser oder der Abbau von Spuren von Arzneimitteln, etwa Antibiotika, in der Umwelt. Überdies schaffe es auch Möglichkeiten, Früchte langsamer reifen zu lassen oder Medikamente gezielt in den Körper einzubringen.

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Alles begann laut der Akademie im Jahr 1989, als Robson versuchte, die Eigenschaften von Atomen auf neue Weise zu nutzen. Kitagawa und Yaghi machten dann zwischen 1992 und 2003 „unabhängig voneinander eine Reihe revolutionärer Entdeckungen“, hieß es weiter.

© Lea Dohle

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Im
vergangenen Jahr bekamen den Chemienobelpreis
zur einen Hälfte David Baker „für computergestütztes Proteindesign“
und zur anderen Hälfte Demis Hassabis und John M. Jumper „für die
Vorhersage von Proteinstrukturen“
. Damit eröffneten sie unter anderem Möglichkeiten, im Labor
neue Proteine zu entwickeln.

Literatur-, Friedens- und Wirtschaftswissenschaftsnobelpreise stehen noch aus

Die
Nobelpreisträger in Medizin oder Physiologie sowie in Physik wurden diese Woche
bereits verkündet. Die Immunologen Shimon Sakaguchi und Fred Ramsdell sowie die
Molekularbiologin Mary Brunkow entdeckten eine neue Art von
Immunzellen
. Regulatorische
T-Zellen sind entscheidend für die Antwort auf die Frage, woher die
Körperabwehr weiß, dass sie Krankheitserreger angreifen, eigene Zellen und
Organe aber verschonen soll. Die Erkenntnisse der drei Wissenschaftler helfen
bei der Entwicklung von Therapien gegen Autoimmunerkrankungen und Krebs.

Mit
dem Physiknobelpreis werden in diesem Jahr drei Quantenphysiker geehrt: John
Clarke, Michel Devoret und John Martinis. Sie zeigten im Prinzip, dass sich ein
elektrischer Schaltkreis wie ein Atom verhalten kann. Damit schufen sie nicht
nur ein eigenes Forschungsfeld, sondern bereiteten der Entwicklung
von Quantencomputern den Boden
.

Am Donnerstag wird der Nobelpreis für Literatur verkündet und am Freitag
der Friedensnobelpreis. Den Abschluss bildet die Bekanntgabe der
Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften am kommenden Montag. Der
Nobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million
Euro) dotiert. Verliehen werden die Auszeichnungen am 10. Dezember, dem
Todestag von Preisstifter Alfred Nobel.

Die Nobelpreise

Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle Alfred Nobel (1833–1896) einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Erfinder des Dynamits konnte nicht verwinden, dass seine Entdeckung für den Krieg genutzt wurde.

Der engagierte Pazifist Nobel vermachte sein Vermögen einer Stiftung. Die Zinserträge sollten Preise für jene finanzieren, die „im vorhergehenden Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben„. Die drei wissenschaftlichen Preiskategorien sind Physik, Physiologie oder Medizin sowie Chemie. Hinzu kommen der Literatur- und der Friedensnobelpreis.

Die Nobelpreisjurys haben bisher allerdings oft Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gewartet, bis sie die Preise für eine Leistung, Entdeckung oder Theorie verleihen. Begründet wird dies damit, dass oft erst lange Zeit später klar sei, ob eine Errungenschaft tatsächlich von derart großer Bedeutung gewesen ist, dass sie mit einem Nobelpreis geehrt werden sollte.

Dotierung und Verleihung

Die Preise werden seit 1901 vergeben. Die Dotierung stieg von anfangs 150.782 schwedischen Kronen auf zehn Millionen und wurde zeitweise etwas gesenkt, um auch künftig die Aufgaben der Nobelstiftung finanzieren zu können. 2025 liegt das Preisgeld bei elf Millionen Kronen. Umgerechnet sind das fast eine Million Euro.

Bis zu drei Menschen können sich den Preis in einer Kategorie teilen. Der Friedensnobelpreis wird auch an Organisationen verliehen.

Am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember, werden die Preise jedes Jahr in einer Zeremonie verliehen. Die Geehrten erhalten eine Urkunde und die goldene Medaille mit dem Konterfei des Stifters. Zusätzlich füllen sich die Konten der Ausgezeichneten mit dem Preisgeld, das versteuert werden muss. Gibt es mehrere Preisträgerinnen oder Preisträger in einer Kategorie, wird die Summe aufgeteilt.

Weitere Preise

Neben den eigentlichen Nobelpreisen wird seit 1969 eine Ehrung für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel verliehen. Sie wird von der Schwedischen Reichsbank gestiftet.

Die Preisträger für Physik und Chemie werden immer von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die der Medizin vom Karolinska-Institut in Stockholm und die Literaturpreisträger von der Königlich Schwedischen Akademie der Künste ausgewählt. Die Friedensnobelpreisträgerinnen bestimmt ein Ausschuss des norwegischen Parlaments in Oslo.

Seit 1980 vergibt die Stiftung zur Auszeichnung richtiger Lebensführung die Right Livelihood Awards, die oft als alternative Nobelpreise bezeichnet werden.

Bekanntgabe 2025

Die Preisträgerinnen und Preisträger des laufenden Jahres werden traditionell Anfang Oktober verkündet. Die Reihenfolge ist dabei stets dieselbe.

Dies sind die Daten für 2025:

  • Montag, 6. Oktober, ab 11.30 Uhr: Nobelpreis für Medizin oder Physiologie
  • Dienstag, 7. Oktober, ab 11.45 Uhr: Physiknobelpreis
  • Mittwoch, 8. Oktober, ab 11.45 Uhr: Chemienobelpreis
  • Donnerstag, 9. Oktober, ab 13.00 Uhr: Literaturnobelpreis
  • Freitag, 10. Oktober, ab 11.00 Uhr: Friedensnobelpreis
  • Montag, 13. Oktober, ab 11.45 Uhr: Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel, verkündet von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm