Selten sah Gelsenkirchen so gut aus wie in der neuen TV-Serie „Euphorie“. Die Einfamilienhäuser sind schick eingerichtet, die Schulen wirken frisch renoviert, in den Schrebergärten feiert die Jugend und von den ehemaligen Kohlehalden schweift der Blick nicht über Kaliforniens Strände wie im US-Vorbild „Euphoria“, sondern über das im Sonnenuntergangslicht verglühende Revier. Die Abgründe lauern hier hinter den Fassaden eines missglückten Strukturwandels, im gleichermaßen verkorksten wie verkoksten Seelenleben der jugendlichen Protagonisten. „Wer in Gelsenkirchen aufwächst“, sagt die 16-jährige Hauptfigur Mila aus dem Off, „kotzt mit 14 Wodka-O in Papas Garten.“