Oberhausen (NRW) – Er schlug sie immer wieder. Und doch gab Kitem S. (32) dem Vater ihrer drei Kinder und ihres ungeborenen Babys noch eine Chance. Jetzt ist die junge Frau tot und Kutjem S. wird wegen Mordes der Prozess gemacht.

Am 11. April erschütterte der Femizid das Ruhrgebiet: Mitarbeiter des Jugendamtes Oberhausen hatten Alarm geschlagen, weil die sonst so zuverlässige Kitem S. die Tür nicht öffnete, als die beiden jüngeren Kinder von einer Fördermaßnahme nach Hause gebracht wurden. Der ältere Sohn war nicht aus dem Kindergarten abgeholt worden. Polizisten brachten die Tür auf und fanden die Leiche.

Anklage geht von „purem Frauenhass“ aus

Vor dem Landgericht Duisburg vertritt Staatsanwalt Martin Mende die Anklage wegen Mordes. Er ist überzeugt, dass der Kosovare aus niederen Beweggründen tötete, der Frau „jegliches Lebensrecht aberkannte und über sie bestimmen wollte“. Auch seine ehemaligen Lebensgefährtinnen hätten unter seiner Gewalttätigkeit gelitten. „Sein Handeln war laut Anklage von purem Frauenhass geprägt“, erklärte Gerichtssprecher Philipp Hein.

Im Fenster der Wohnung, in dem Polizisten die Leiche fanden, steht Spielzeug der Kinder

Plüschtiere standen im Fenster der Wohnung, in der Kitem S. getötet wurde

Foto: Justin Brosch – ANC-NEWS

Kitem S. muss in etwa acht Jahren langen Beziehung viel gelitten haben. Kutjem S. kam wegen häuslicher Gewalt in Untersuchungshaft, wurde verurteilt, schlug danach wieder zu.

Am 9. März flüchtete Kitem S. offenbar nach einer erneuten Attacke mit ihrer Tochter (3) und den Söhnen (2, 4) in ein Frauenhaus. Und nahm den Ermittlungen zufolge schon dort wieder Kontakt mit ihrem Peiniger auf.

Opfer dachte, die Schwangerschaft würde es schützen

Rechtsanwältin Kirsten Etzbach vertritt die Geschwister der Frau: „Nach meiner Kenntnis dachte sie, ihr Lebensgefährte werde ihr nichts tun, weil sie schwanger ist. Sie hat ihn geliebt und wollte an ihn glauben.“

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Was genau am 11. April in der Wohnung des Paares geschah, ist unklar – Kutjem S. bestreitet nach BILD-Informationen, ein Mörder zu sein. Doch die Ermittlungen ergaben laut Anklage, dass er seine Freundin im Badezimmer erdrosselte und mit stumpfer Gewalt gegen den Kopf tötete. Er flüchtete, stellte sich drei Tage später im badischen Kehl.

Der Prozess wird fortgesetzt, ein Urteil soll am 10. Dezember fallen.