„Hotel – Ort der Erinnerung“ heißt eine Ausstellung in einer brandneuen Galerie in Friedenau. Eröffnet wird sie am Donnerstag von Bogota-Hotel-Legende Joachim Rissmann und seiner Lebensgefährtin Anne Zeppmeisel. Es ist ein kleiner Raum, in dem es allerdings viel Nostalgisches zu entdecken gibt. „Die Andenkenkultur, die es einmal gab und die so ungewöhnliche Dinge hervorgebracht hat wie Kätzchen, die bei jedem Wetter die Farbe ändern, hat sich verändert“, sagt er. „Häufig sind Bilder auf dem Handy das Einzige, was als Souvenir einer Reise übrigbleibt.“

Fotos und andere Kostbarkeiten

Yva Abzug

Joachim Rissmann zeigt eines seiner Originale der Fotografin Yva aus den 1920er Jahren. Es ist Teil der aktuellen Ausstellung „Hotel – Ort der Erinnerung“.
© BM | Iris May

Betritt man die Galerie „Van Alom“ in Schöneberg, wird man sofort in den Bann gezogen von den dortigen Exponaten: Zeitschriften aus den 1920/1930er Jahren, Fotografien von Berliner Bekanntheiten wie Lars Eidinger, Rolf Eden oder Alexandra Maria Lara im Hotel Bogota. Einige wenige Originale der Fotografin Yva sind ebenfalls darunter. Und Kostbarkeiten, die Rissmann bei Antiquitätenhändlern oder im Internet ersteigert hat. „Es ist kein gewinnorientiertes Atelier“, erklärt Rissmann. „Eher ein Projektraum. Hier kann man sich treffen.“ Kann man hier nichts kaufen? „Doch. Wenn es sich ergibt, kann man einzelne Fotos auch kaufen. Aber das ist nicht der Fokus.“

Rissmann: „Wäre auch in den 20ern Gastgeber gewesen“

Rissmann Sammelbilder

Marlene Dietrich und andere Film-Ikonen zum Sammeln: Joachim Rissmann mit Zigaretten-Bildern aus den 1930er Jahren.
© BM | Iris May

Joachim Rissmann betrieb bis 2013 das nostalgische Kult-Hotel Bogota in der Schlüterstraße, das für Besucher wie eine Zeitmaschine in die Weimarer Republik war. Drei Jahre später eröffnete er eine Pension, die er „Little Bogota“ nannte. Auch in den 20er Jahren wäre Rissmann ein Hotelier oder Gastgeber geworden. „So wie Fräulein Schröder im Musical Cabaret.“

Woher kommt bei Rissmann eigentlich die Faszination für die so genannten Goldenen Zwanziger und die 1930er Jahre in Berlin? „Das liegt daran, dass Berlin für sehr kurze Zeit eine Art Blütezeit erlebte“, sagt der 62-Jährige. „Berlin brachte damals viele große Schauspieler, Schriftsteller und die neue Frau hervor. Es gab verbotene Bars, eine blühende Unterhaltungsindustrie und viel Zustrom aus der ganzen Welt. Die 20er waren den 90er Jahren der Wendezeit gar nicht so unähnlich.“

Newton im Yva Studio

Exponat in der Hotel-Ausstellung: Der Fotograf Helmut Newton ließ sich 2002 im „Hotel Bogota“ Berlin ablichten. Hier, im Yva-Atelier, lernte er 1936 sein Handwerk. 
© BM | Joachim Rissmann

Und jetzt? „Jetzt ist Berlin anders“, sagt Rissmann. „Das Kreative wird verdrängt. Viele Künstler gehen beispielsweise nach Krakau. Menschen kaufen ganze Etagen, sind aber nicht schöpferisch.“

„Hotel – Ort der Erinnerung“ in der Galerie „Van Alom“, Südwestkorso 65, 12161 Berlin-Friedenau, Vernissage: 9. Oktober, 18 Uhr, Reguläre Öffnungszeiten ab 13. Oktober: Montag und Mittwoch, 14 bis 19 Uhr und Samstag 12 bis 18 Uhr