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Nachdenkliche Worte beim offiziellen Festakt: Pater Hermann Sturm und Markus Graf. © Jepsen
Mit einem Gottesdienst und anschließender weltlicher Feier zelebrierte der Veteranen- und Reservistenverein Söchering am vergangenen Sonntag sein 160-jähriges Gründungsjubiläum. Aufgrund der geopolitischen Lage war zumindest der offizielle Festakt keine ganz unbeschwerte Angelegenheit.
„Zu unserem 140-jährigen Vereinsjubiläum war das Wetter schlecht, ebenso beim 150-jährigen und jetzt auch beim 160-jährigen“, scherzte Gemeinderat Anton Nebl kurz vor Beginn des Festgottesdienstes zum Ehrentag des Veteranen- und Reservistenvereins Söchering. Aufgrund der Windböen und der kühlen Temperaturen wurde der angekündigte Kirchenzug kurzerhand gestrichen und der Feldgottesdienst in der zur Festhalle umgerüsteten Maschinenhalle am Rennenberg verlegt.
Die Chronik
Der Söcheringer Veteranen- und Reservistenverein hat seine Ursprünge im 1865 gegründeten „Veteranenverein Obersöchering und Spatzenhausen“. Laut der Vereinschronik erfolgte ein paar Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg die Neugründung als „Veteranen- und Kriegerverein Obersöchering“. Seinen heutigen Namen erhielt der Veteranen- und Reservistenverein Söchering am 1. Mai 1988, als in einer Generalversammlung der Zusammenschluss mit der Reservistenkameradschaft Söchering über die Bühne ging.
Die örtlichen Vereine entsendeten zur Feier Fahnenabordnungen, auch viele Veteranen- und Reservistenvereine aus der Umgebung gaben sich die Ehre – wie zum Beispiel der Krieger- und Soldatenverein Oberhausen. Die Patenkompanie vom Murnauer Informationstechnikbataillon 293 präsentierte vor der Halle ihre Ausrüstung. Die Bundeswehrfahrzeuge waren irgendwie ein Sinnbild dafür, dass sich die Zeiten in der Weltpolitik geändert haben. „Ich bin besorgt“, erklärte Reinald Huber am Festsonntag im Gespräch mit der Heimatzeitung. Söcherings Bürgermeister, der früher selbst Berufssoldat war, hat einen Wunsch: „Dass alle mehr Frieden im Herzen tragen.“
Nachdenkliche Töne schlug auch Pater Hermann Sturm in seiner Predigt an. Der Geistliche verwies auf die Schöpfungsgeschichte: „Die hört sich wunderbar an. Es ist alles gut gelungen – und es wäre auch heute noch so, wenn es denn so geblieben wäre.“ Doch Gott habe mit den Menschen einen „Reinfall“ erlebt. „Was haben wir aus dieser Erde Gutes gemacht?“, fragte Sturm, um die Antwort selbst zu geben: „Wir bauen die Erde nicht auf, sondern zerstören unsere Welt.“ Sturm dürfte damit wohl auch auf die geopolitischen Rahmenbedingungen angespielt haben, mit den Kriegen in Nahost und in der Ukraine.
Markus Graf, der Vorsitzende des Veteranen- und Reservistenvereins Söchering, bezeichnete es in seiner Festrede als „grausam“, wie Russlands Präsident Wladimir Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine vorantreibt. Nach über 75 Jahren in Frieden habe sich die Lage seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 leider gedreht. Aufgabe der Veteranen und Reservisten sei es nun, über die Vereine hinaus die Stimme zu erheben, dass sich Politiker und Militärführer ihrer hohen Verantwortung bewusst werden: „Wir hoffen auf Frieden“, so Graf.
Der Söcheringer Veteranen- und Reservistenverein hat derzeit rund 160 Mitglieder. Durch die weltpolitische Lage, so erklärt Graf gegenüber der Heimatzeitung, sei der Verein wieder mehr ins Interesse gerückt. Vor allem junge Leute würden sich Sorgen machen.
„Wir haben über 75 Jahre in Frieden gelebt. Viele kennen nichts anderes“, sagte Graf in seiner Rede, der selbst bei den Gebirgsjägern diente. Die Veteranen im Verein sind inzwischen alle verstorben. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine Bundeswehr-Vergangenheit. Doch eine Öffnung respektive Lockerung der Zugangskriterien ist laut Graf nicht ausgeschlossen: „Wir haben im Vereinsvorstand gesagt, wenn wir unter 120 Mitglieder rutschen, dann müssen wir was ändern.“