Nicht nur Menschen halten Polizisten in ihrem Berufsalltag auf Trab. Bei ihren Einsätzen haben es Gesetzeshüter auch immer wieder mit Tieren zu tun, die entweder selbst in Not geraten, für Chaos sorgen oder Grund für ein Verbrechen sind. Insgesamt 1181 Tiereinsätze seien laut Sprecher Bastian Demann bei der Bremer Polizei allein dieses Jahr (1. Januar bis 29. September 2025) dokumentiert worden. „Darunter fallen alle Einsätze, die einen Bezug zu Tieren haben, wie etwa gemeldete Tierkadaver am Straßenrand“, erklärt er auf Nachfrage. „Auffällig und herausfordernd sind insbesondere Einsätze im Zusammenhang mit exotischen Tieren oder solche, bei denen größere Nutztiere eingefangen werden müssen“, berichtet Demann.
Tauchen Tiere bei Einsätzen auf, arbeite die Polizei laut Polizeisprecher je nach Einsatzanlass mit weiteren Stellen zusammen, darunter der Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienst, das Ordnungsamt, Tierärzte, Stadtjägermeister und zuständige Jagdpächter, das Tierheim sowie das Tiertaxi. Für den Umgang mit Tieren gebe es für die Bremer Polizisten im Rahmen des Fortbildungsprogrammes Seminare. Zudem werde in der Schießaus- und Fortbildung auch das Thema Zwangsmitteleinsatz gegen Tiere behandelt. Der WESER-KURIER hat sich einige der tierischen Einsätze der Bremer Polizei aus den vergangenen Jahren genauer angesehen.
Skorpion auf die Wache gebracht
Nachdem ein 53-Jähriger in Horn-Lehe im September 2020 einen Skorpion in seiner Küche gefunden hatte, alarmierte er die Gesetzeshüter. „Der Bremer suchte die Wohnung nach weiteren exotischen Krabbeltieren ab, fand aber keine“, heißt es in der Mitteilung der Polizei dazu. Die Beamten hätten die Aufgabe gehabt, den Skorpion in einer mit Lüftungsschlitzen versehenen Box zur Wache zu transportieren, wo er später in die Obhut eines Experten gegeben worden sei. Wie das Tier in die Wohnung kam, sei unklar gewesen. Die Vermutung: ein Einschleppen durch den Import von Obst.
Ein 53-Jähriger fand im September 2020 plötzlich einen Skorpion in seiner Küche, woraufhin er die Polizei rief.
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Polizei Bremen
Der Diebstahl einer Edelkatze namens „Joki“ beschäftigte die Bremer Polizei im Juli 2021. Eine 21-Jährige war morgens mit ihrer zwölf Wochen alten Ragdoll-Katze in einer Tragetasche in der Neustadt unterwegs, als sich ihr von hinten ein Mann näherte, teilte die Polizei damals mit. Da sie Musik gehört habe, habe sie dies nicht mitbekommen und der Mann habe ihr die Tasche beim Vorbeilaufen von der Schulter gerissen und sei entkommen. Ob „Joki“ mit ihrer Besitzerin wieder vereint wurde, kann die Bremer Polizei heute auf Nachfrage „aufgrund der Löschfristen bei den polizeilichen Erfassungssystemen“ nicht sagen.
Einem Rehkitz kam die Polizei Bremen im Juni dieses Jahres zur Hilfe. Ein junges Mädchen hatte es laut Mitteilung in Burglesum am Straßenrand liegen gesehen, „voller Mitleid“ aufgehoben und mit nach Hause genommen. Dann sei die Polizei gerufen worden. „Was das Mädchen nicht wusste: Rehkitze sind nicht verlassen, wenn sie allein sind. Ihre Mutter sucht tagsüber Futter und kehrt bei Dämmerung zurück“, so die Polizei. Auf Rat eines Jägers hin habe man dem Tier zunächst Zeit gegeben, sich zu beruhigen, und es dann in eine Decke gelegt, die zuvor über einen Rasen gerieben worden sei, damit sie nach Natur duftete. Mit dem Streifenwagen ging es zurück an den Fundort, wo das junge Reh wieder ausgesetzt wurde – „in der Hoffnung, dass seine Mutter es wiederfindet“.
Eine spezielle Ostertradition – das Schlachten von zwei Schafen in der eigenen Garage – rief im April 2022 in Huchting die Bremer Polizei auf den Plan. Laut Mitteilung hätten Anwohner ein für ihr Wohnviertel ungewöhnliches Geräusch eines blökenden Schafs wahrgenommen. Als dann ein lebendiges Tier an den Hufen zusammengebunden auf ein Grundstück getragen worden sei, hätten sie die Polizei alarmiert. Die Einsatzkräfte hätten in der Garage dann zwei offensichtlich frisch geschlachtete Schafe entdeckt. Die drei angetroffenen Männer hätten geschildert, dass sie eine alte Ostertradition gepflegt hätten.
Polizei bringt Frettchen Klaus zurück in sein Zuhause
Ein tierischer Einbrecher sorgte im November 2021 in Blockdiek für einen Polizeieinsatz. Ein 58-Jähriger hatte laut Polizei an seiner Tür verdächtige Geräusche gehört. Als er sie geöffnet habe, habe er ein „nicht identifizierbares Tier“ entdeckt, das an der Tür gekratzt habe. Der Mann habe die Polizei gerufen, die das Tier als Frettchen identifiziert habe. „Das Tier ergab sich widerstandslos und ließ sich auf den Arm nehmen“, so die Polizei. Hinweise hätten schließlich zu einer anderen Bewohnerin geführt, die nicht bemerkt habe, dass ihr Frettchen „Klaus“ ausgebüxt war. „Die Wiedersehensfreude war groß.“
Ein Frettchen rief die Polizei im November 2021 auf den Plan.
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Im Oktober 2023 machten sich Polizisten auf die Suche nach einem Wolf, nachdem mehrere Anrufer von einer Sichtung in Hastedt berichtet hatten. Da die Einsatzkräfte vor Ort laut Polizeimeldung aber nicht fündig geworden seien, sei die Wolfsberaterin benachrichtigt worden. „Unter keinen Umständen Wölfe füttern“, riet die Behörde in dem Zusammenhang.
Mit ähnlichen, jedoch deutlich ungefährlicheren Tieren hatte es die Bremer Polizei im März 2022 zu tun, als Gesetzeshüter Hundewelpen aus einer verwahrlosten Wohnung in Gröpelingen befreiten. Ein interessierter Käufer wollte sich auf eine Anzeige hin einen Labradorwelpen anschauen, so die Polizei. In der verdreckten Wohnung habe er dann festgestellt, dass der Welpe und weitere Jungtiere augenscheinlich nicht artgerecht gehalten wurden, und habe die Polizei alarmiert. Laut Polizei befanden sich die fünf Welpen „in verwahrlostem und zum Teil besorgniserregendem Zustand“. Sie seien in ein Tierheim gebracht und tierärztlich versorgt worden.
Fünf Hundewelpen befreite die Bremer Polizei im März 2022 aus einer verdreckten Wohnung.
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Ein ungewöhnlicher Diebstahl rief im Januar 2022 die Bremer Gesetzeshüter auf den Plan. Unbekannte hatten laut Mitteilung drei trächtige Kühe und eine Kuh mit Kalb von einer Weide in Arbergen gestohlen. Die Täter seien mit einem Anhänger auf die eingezäunte Weide gefahren und hätten die Tiere im Schutz der Dunkelheit auf den Anhänger getrieben. Als der Landwirt am Morgen nach seinen Rindern geschaut habe, habe er den Diebstahl bemerkt und die Polizei alarmiert. Diese habe Zeugen befragt und nach Hinweisgebern gesucht – wie der Fall ausging, kann die Polizei auf Nachfrage nicht sagen.
Ein achtbeiniger Besucher sorgte im Februar 2022 für einen Einsatz der Polizei in Horn-Lehe. Mitarbeiter eines Großhandels hatten in einem Container laut Mitteilung eine augenscheinliche Giftspinne entdeckt. Mit einem Karton hätten sie die Flucht des etwa 20 Zentimeter großen, vermutlich der hochgiftigen Familie der Bananenspinnen zugehörigen Tiers verhindert. Die Einsatzkräfte hätten die Spinne sichergestellt und sie in die Obhut einer Tierfachärztin gegeben.
Mit einer 20 Zentimeter großen Spinne hatte es die Polizei im Februar 2022 zu tun.
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Pferde von Weide ausgerissen
Mit drei behuften Ausreißern musste sich die Bremer Polizei im Juni 2021 befassen. In Osterholz seien laut Polizeimeldung drei Pferde von einer Weide ausgerissen. In der Folge sei es zu einem Verkehrsunfall gekommen, bei dem jedoch weder Menschen noch Tiere schwerer verletzt worden seien. „Die Streife nahm die Verfolgung der Ausreißer mit Blaulicht und etwa 40 Stundenkilometern auf“, heißt es. Am Ende habe man die Pferde nach mehreren Kilometern einfangen und beruhigen können und die Besitzer hätten ihre Tiere wieder wohlbehalten in Empfang genommen.
Zudem gibt es noch die Tiere, die offiziell in der Polizeiarbeit in Bremen eingesetzt werden: die Diensthunde. „Mögliche Einsatzlagen für die Polizeischutzhunde sind neben Maßnahmen aus besonderem Anlass, wie Fußballspiele oder Versammlungen, auch die Unterstützung des Einsatzdienstes. Alle ausgebildeten Polizeischutzhunde werden nach erfolgreicher Polizeischutzhundprüfung auf ein Spezialgebiet konditioniert, zum Beispiel Rauschgift- und Banknotenspürhund“, erklärt Polizeisprecher Bastian Demann.