Bis auf den Schuppen ist hier aber alles neu entstanden, oder?

Ja, aber wir haben eigentlich nichts neu entworfen, ­sondern einfach die Idee eines Stadls, also eine alpenländische Ur-Architektur, so schlicht wie möglich interpretiert. Wenn man in fünf Jahren am Steg anlegt und auf das Haus schaut, soll man denken, dass es immer schon so hier gestanden hat.

Die Aussicht auf den See ist das große Thema dieser Architektur – ist es schwierig, wenn man an so ­einem exponierten Platz bauen muss?

Nein, die Blickrichtung ist klar, und die direkte Uferlage kommt uns sogar entgegen, weil unsere Architekten ohnehin stets versuchen, das Innenleben nach außen zu tragen. Nach hinten ist das Gebäude diskret und ­geschlossen, aber nach vorn komplett offen. Bei der Planung haben wir uns vorgestellt, dass innen und außen eigentlich dasselbe sind. Wenn der Gast drinnen ist, soll er das Gefühl haben, draußen zu sein, und wenn er draußen ist, fühlt er umgekehrt den Schutz eines Hauses um sich herum.

Die Nähe zum Wasser

Sie bauen mit Ihrem Büro derzeit zum Beispiel auch am Tegernsee und in Venedig, lauter Orte am Wasser. Was war das Besondere beim „Chiemgauhof“?

Die absolute Nähe zum Strand, man sitzt ja gefühlsmäßig fast im Wasser. Reizvoll war, dass die Architektur den Gästen helfen kann, acht Monate im Jahr draußen zu sein. Wobei man kaum von Architektur sprechen kann – wir haben uns, wie gesagt, zurückgenommen und versucht, nur die perfekte Bühne für den See und den Ausblick zu bereiten. Besonders ist aber auch die Historie des Sees, ich war gestern auf der Herreninsel und habe das Schloss Herrenchiemsee von Ludwig II. besucht. So einen unglaublichen Ort hier in der ­Nachbarschaft zu haben – ich bin immer noch absolut positiv geschockt.

In der Bar paart sich Asiatisches wie karbonisiertes Holz mit dem bayerischen Meerblick. Sushi wird hier durchaus auch mal aus regionalem Fisch zubereitet.

Elias Hassos / Chiemgauhof