Bemerkenswert, wie überschaubar der Markt wird, wenn die ersten Zweitligisten nach missglückten Starts ihre Trainer wechseln. Und auffällig, dass wir in Hannover fast immer Bezüge zum alten und neuen Personal haben.

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So musste in Bochum der frühere 96-Spieler und -Trainer Dieter Hecking gehen, sein Nachfolger heißt Uwe Rösler – der wäre Ende 2021 beinahe in Hannover gelandet, als ein Nachfolger für Jan Zimmermann gesucht wurde. Ex-Oberboss Martin Kind fand Rösler gut, Manager Marcus Mann hatte aber schon Stefan Leitl an der Angel und überbrückte die Rückrunde bis zum Leitl-Einstieg im Sommer 2022 mit Christoph Dabrowski – inzwischen ist klar: In die Bundesliga hat das 96 nicht zurückgebracht.

Kinds Casting-Show im Kokenhof

Auch Daniel Thioune war seinerzeit Kandidat bei 96, der eloquente Trainer landete aber in Düsseldorf, wo trotz eines frischen Dreijahresvertrags jetzt das Aus für ihn kam. Bei der Fortuna hat Markus Anfang übernommen, der 2019 nach dem 96-Bundesligaabstieg erfolglos an Kinds Casting-Show im Kokenhof in Großburgwedel teilgenommen hatte – ein Kollege traf ihn in der nahe gelegenen Shell-Tankstelle beim Kauf eines Schokoriegels.

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Was man bei verzweifelten Clubs erzählen muss, wissen die erfahrenen Rösler und Anfang natürlich genau, es geht dann immer um die Stärkung der Defensive, um Leidenschaft und Teamgeist. Das Reden von taktische Finessen oder gar der richtigen Berechnung von Netto-Brutto-Spielzeiten, zum Beispiel gerade wichtig für 96-Trainer Christian Titz, ist beim Not-Einstieg verpönt. So sagte Anfang bei seiner Vorstellung in Düsseldorf: „Am Ende ist es wichtig, dass die Jungs auf dem Platz wissen, was sie zu tun haben. Da geht es nicht ums System.“

Bekanntes Gesicht: Markus Anfang beim Training in Düsseldorf.

Da wünschen wir uns in Hannover, dass es noch lange und erfolgreich weitergehen kann mit den mitunter puzzeligen Diskussionen über pressende Torhüter, hochstehende Außenspieler und andere systemische Feinheiten – das wäre ja ein beruhigendes Zeichen auf dem ungestörten 96-Weg zum Aufstieg.

Titz und seine zuletzt leicht fehleranfällige Mannschaft stehen zwar punktemäßig noch erstklassig da, sie haben nach der ersten Effektivitätskrise im sensiblen Hannover aber bereits spüren können: Die Stimmung am Maschsee kann schnell einfrieren – und traditionell zügig kippen.

Allzu große Hoffnungen sollten sich derzeit arbeitslose Trainer allerdings mit Blick auf 96 nicht machen. Titz weiß, was er wann liefern muss.

NP