Bei Weitem nicht jede Familie in Stuttgart findet einen passenden Kita-Platz. Bürgermeistern Isabel Feser ist es wichtig, diese Eltern nicht aus den Augen zu verlieren. Foto: Thomas Niedermüller/Stadt Stuttgart/JanWoitas/dpa
Werden Frauen in alte Rollenmuster zurückgedrängt, wenn die Zahl der Ganztagsplätze sinkt? Die zuständige Bürgermeisterin hat dazu eine klare Meinung.
Lange Zeit hat die Stadt Stuttgart bei der Kita-Betreuung auf den Ganztag gesetzt. Doch der Fachkräftemangel führte dazu, dass Plätze nicht belegt werden konnten oder Kitas Betreuungszeiten einschränken mussten. Vor diesem Hintergrund stieß das Jugendamt Mitte 2023 den Kita-Prozess an.
Die Idee: Die Ganztagsquote soll im Krippenbereich von 90 Prozent, im Kindergartenberich von 70 Prozent auf jeweils 60 Prozent gesenkt werden. Und zwar durch die Umwandlung von Ganztagsplätzen (GT) in Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ). Letztere umfassen bei Kitas in der Trägerschaft der Stadt Stuttgart in der Regel sechs Stunden. Auf diese Weise sollen Personalkapazitäten frei werden, um mehr Familien einen passgenauen und verlässlichen Kita-Platz anzubieten.
500 Kita-Plätze mehr in Stuttgart
Unter anderem um dieses Thema ging es vor Kurzem beim Kita-Forum. Zu diesem hatte das Jugendamt Akteurinnen und Akteure aus der frühkindlichen Bildung eingeladen: Mitglieder des Gemeinderats, Fachkräfte, Gewerkschaftsvertreter und Elternbeiräte. Die gute Nachricht: Allein durch die Umstellung von GT- auf VÖ-Plätze konnte die Stadt Stuttgart bereits 500 neue Kita-Plätze schaffen.
Doch es gab auch kritische Stimmen. So wurde zum Beispiel die Befürchtung laut, die vermehrte Umstellung auf VÖ-Plätze könnte insbesondere Mütter in alte Rollenmuster zurückdrängen. Denn noch immer seien es meistens Frauen, die beruflich zurückstecken, wenn es im Familienalltag eng werde.
Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) fand klare Worte. Sie sei eine überzeugte Feministin. Aber die Gleichstellung von Mann und Frau sei eine gesellschaftspolitische Frage. „Wir reden, wenn es um Kita geht, immer noch viel zu oft nur mit und über die Eltern, die bereits einen Kita-Platz haben. Doch Aufgabe der Jugendhilfe ist es, gute Kita-Plätze für alle zur Verfügung zu stellen. Es muss auch um die Familien gehen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Kita-Platz haben“, stellte Fezer ihre Sicht auf die Dinge klar und ergänzte: „Ich bin die Lobby der Eltern, die keinen Kita-Platz haben.“