Kann ein Streik bei Lufthansa noch abgewendet werden? Erstmals nach drei Jahren könnte es einen umfassenden Arbeitskampf der Piloten geben. Eine Urabstimmung Anfang Oktober zeigte: Für einen Streik sind die Lufthansa-Piloten sehr motiviert. Jederzeit müssten die Airline und ihre Flugreisenden sich auf Streik, Flugausfälle und Verspätungen einstellen, drohte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Doch nun kommt Bewegung in die Sache: Für den heutigen Donnerstag hat VC ein Spitzengespräch mit der Lufthansa angekündigt.
Was bedeutet das für einen möglichen Streik der Piloten? Ist ein Arbeitskampf damit vielleicht vom Tisch? Was bekannt ist und welche Auswirkungen ein Lufthansa-Streik auf den Flughafen München haben könnte, fassen wir hier in der Übersicht zusammen.
Warum droht ein Streik der Lufthansa-Piloten?
Hintergrund des angedrohten Arbeitskampfes ist die Debatte um Betriebsrenten für die rund 4.800 Pilotinnen und Piloten der Lufthansa. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit fordert höhere Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge. Seit der Umstellung des Betriebsrenten-Systems bei Lufthansa im Jahr 2017 habe sich das Versorgungsniveau wegen niedriger Zinsen sehr verschlechtert. Die Fluggesellschaft hält die Forderungen für unbezahlbar und lehnt ab. Nach sieben Verhandlungsrunden erklärt die Gewerkschaft die Gespräche für gescheitert.
Kann der Lufthansa-Streik der Piloten noch verhindert werden?
Die Vereinigung Cockpit (VC) hat mitgeteilt, dass Bewegung in den Tarifstreit bei Lufthansa gekommen ist. Airline und Gewerkschaft haben sich für diesen Donnerstag zu einem Spitzengespräch verabredet, heißt es in einer VC-Mitteilung. Je nach Ausgang des Gesprächs werde man die Ergebnisse analysieren und ein weiteres Vorgehen mit der Tarifkommission beraten. Die Lufthansa lehnte jeden Kommentar zu möglichen Gesprächen im Tarifkonflikt ab.
Mit welchem Ausmaß ist bei einem Streik der Lufthansa-Piloten zu rechnen?
Machen Gewerkschaft und Arbeitnehmer ernst und kommt es tatsächlich zu einem Streik unter Lufthansa-Piloten, müssen sich Reisende auf massive Einschränkungen einstellen. Dann sind nicht nur Verspätungen zu erwarten, sondern auch enorm viele Flugausfälle an allen deutschen Flughäfen, die von Lufthansa angeflogen werden. In der Vergangenheit hatte Lufthansa bei solch umfassenden Pilotenstreiks nahezu alle Flüge im betroffenen Zeitraum abgesagt. Und auch diesmal ist die Streikbereitschaft in der Belegschaft offenbar sehr hoch. Damit wäre auch der Flughafen München betroffen, der für die Lufthansa ein wichtiger Knotenpunkt ist.
Wie viele Lufthansa-Piloten stehen hinter dem drohenden Streik?
Bei einer Urabstimmung Anfang Oktober haben sich die Arbeitnehmer laut Vereinigung Cockpit (VC) ganz klar für einen Streik positioniert. Rund 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und rund 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten hätten sich bei der Abstimmung beteiligt, so die Gewerkschaft. Die Piloten unterstützen den Angaben nach zu 88 Prozent, beziehungsweise unter den Cargo-Piloten zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Notwendig sind bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung werden als Nein-Stimmen gewertet.
Was sagt Lufthansa zu dem Tarifkonflikt mit den Piloten?
Die Airline hofft, den Streik und damit auch negative Folgen für die Flugreisenden abwenden zu können. Unmittelbar nach Veröffentlichung des Ergebnisses der Urabstimmung erklärte man sich Anfang Oktober bereits zu weiteren Verhandlungen bereit. Der zuständige Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann sagte: „Tragfähige Lösungen können nur am Verhandlungstisch gefunden werden.“ Allerdings befindet sich Lufthansa in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, denn gerade die Kernmarke Lufthansa macht nach Angaben des Unternehmens länger keinen Gewinn mehr. Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft derzeit ein Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, keine Mittel zu haben, um die betriebliche Altersvorsorge der Piloten aufzustocken.
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