Die Basler Stararchitekten haben in ihrer Heimatstadt gezaubert und das traditionsreiche Grand-Hotel in neuem Glanz und mit erlesenem Innenausbau neu erstehen lassen.

Ulf Meyer09.10.2025, 05.30 UhrDas Büro Herzog & de Meuron weiss, wie man im Hotel Les Trois Rois neue Raumerlebnisse schafft.Das Büro Herzog & de Meuron weiss, wie man im Hotel Les Trois Rois neue Raumerlebnisse schafft.

Kostas Maros / Herzog & de Meuron

In Basel erhielt das Büro Herzog & de Meuron die Gelegenheit, ein architektonisches Heimspiel zu zelebrieren. Sie lösten die Aufgabe spektakulär und schenkten der Stadt mit dem umgebauten Hotel Les Trois Rois ein ebenso elegantes wie opulentes Aushängeschild. Luxuriös sollte es sein und den Baslern einen «urban retreat» bieten. Wie der Spagat zu schaffen ist, beantworteten Herzog & de Meuron auf ihre Weise: Den Unterschied zu einem Allerweltsort machen die Handwerkskunst und das exquisite Material, nicht aber die überbordende Raumgrösse oder der Pool.

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Ausgezeichneter Komfort und Service sind im «Trois Rois» wie in jedem Grand-Hotel selbstverständlich, als «Designhotel» möchte heute aber kein Hotel mehr bezeichnet werden. Traditionell waren es Qualitäten wie Stil und Geschichte, die das älteste Stadthotel Europas auszeichneten. Doch auch damit allein ist heute kein auskömmliches Geschäft mehr zu machen.

Deswegen haben die Hotelbesitzer Ursula und Thomas Straumann neben ihrem klassizistischen Haupthaus von 1844 mit seinem Hauch von Belle Époque das Nachbargebäude, den ehemaligen Sitz der Basler Kantonalbank von 1903, von den Basler Meisterarchitekten Herzog & de Meuron umgestalten lassen. Die Fassade von Georg und Rudolf Stamm für das erste Verwaltungsgebäude der Basler Kantonalbank vereint einen mächtigen Hochrenaissance-Giebel mit neobarocken Motiven. Nach dem Auszug der Bank 1938 nutzten das Verkehrsbüro und das kantonale Departement des Innern das Haus, bevor es zum Erweiterungsbau des Hotels wurde.

Über der Bar im Ballsaal hängt ein Baldachin in Form eines surrealistischen Gartens, entworfen vom Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger.Über der Bar im Ballsaal hängt ein Baldachin in Form eines surrealistischen Gartens, entworfen vom Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger.

Olivia Pulver / Les Trois Rois

Jakob Hentschel / Herzog & de Meuron

Kostas Maros / Herzog & de Meuron

Atmosphäre schaffen durch Materialien und Lichtregie: rechts die Zigarrenlounge, links der Wellnessbereich im Hotel Les Trois Rois.

Der erste Umbau von Christian Lang wurde nun unkenntlich gemacht. Nur das Treppenhaus der ehemaligen Bank ist denkmalgeschützt. Stattdessen haben Herzog & de Meuron neue Raumerlebnisse und interessante Atmosphären geschaffen, die von geschwungenen Details, Formen und Oberflächen im Stil des legendären französisch-amerikanischen Industriedesigners Raymond Loewy rühren.

Man möchte sie am liebsten berühren: Handgeformte Keramiken, gehämmertes Metall und mundgeblasene Glasleuchten gehören ebenso dazu wie von den Architekten entworfene Teneriffa-Tischchen, ausladende Sofas und bordeauxrote Lämpchen, die mit Samt bespannte «Rotkäppchen»-Schirme haben. Alles wurde von Hand gefertigt, nichts wurde gekauft. Doch die Architekten belassen es nicht beim allumfassenden Produkt- und Möbeldesign, selbst die Wände gestalteten sie mit aufwendigen Vouten und indirektem Licht.

Für das Restaurant haben Herzog & de Meuron die bestehenden Kristallleuchter eigens durch Nachbauten ergänzt und detailverliebt alle Tische, Sessel und Wandoberflächen entworfen. Über der Bar hängt ein Baldachin in Form eines surrealistischen Gartens, entworfen vom Künstlerduo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger. Die zugleich intim und elegant gestalteten Sitznischen wurden um drei Stufen angehoben, um Blickverbindungen zwischen Innenraum, Rhein und Stadt zu schaffen. Der Blick auf den Fluss war schon dem berühmtesten Hotelgast, Theodor Herzl, wichtig.

Neu-alte Atmosphäre

Die grosse Suite in der Beletage liegt in der ehemaligen Wohnung des Bankdirektors. Vom Entrée mit rundem Speisesaal aus eröffnet sich eine Enfilade von Räumen, die nur durch schwere Vorhänge unterteilt sind. So wie die Heiligen Drei Könige, nach denen das Hotel benannt ist, muss der Hotelgast allerdings beträchtliche Schätze bei sich haben, um sich den Luxus dieser Suite leisten zu können.

Geschwungene Details, tiefrote Velours-Nischen, Mahagonimöbel und weisse Decken: Blick in eine der Juniorsuiten.Geschwungene Details, tiefrote Velours-Nischen, Mahagonimöbel und weisse Decken: Blick in eine der Juniorsuiten.

Jakob Hentschel / Herzog & de Meuron

Die Idee, dass es nur «Zonen» zum Schlafen, für die Garderobe und das Bad gibt, prägt auch die bezahlbareren Zimmer mit ihren tiefroten Velours-Nischen, Mahagonimöbeln und weissen Decken. Die Architekten haben bei ihrem Entwurf «Tiefe mit Experimentierfreude verbunden», wie sie es nennen. Herzog & de Meuron schreckten nicht davor zurück, mit Kissen, Bezügen und Troddeln an den Lampen eine neu-alte Atmosphäre zu schaffen, die die Design-Avantgarde ins Grübeln bringt.

Herzog & de Meuron haben Muster im Bestandsbau gefunden und zu neuen Motiven aus Messing verarbeitet. Ein derartiges Sampling hatte das Büro beim ersten Hotelentwurf in Basel, dem «Volkshaus» am Claraplatz, noch nicht eingesetzt. Das Spa hingegen ist ganz aus Holz, Papier und Tatami-Matten gestaltet wie ein japanisches Onsen.

Dem einzigen familiengeführten Fünf-Sterne-Hotel der Stadt haben Herzog & de Meuron eine einzigartige, dunkel-geheimnisvolle Noblesse eingehaucht. Diese soll Reisenden nicht «ihre Unsicherheit und Einsamkeit nehmen», wie der Boutiquehotel-Pionier Bill Kimpton von Hotelzimmern es verlangte. Vielmehr entführt die Innenarchitektur in eine exaltierte Salvador-Dalí-Welt, die speziell zur Art Basel wohlhabende Gäste anziehen dürfte, wie es sich die Betreiber auch von ihrem neuen, dritten Restaurant in der ehemaligen Schalterhalle der Bank erhoffen.

Dass auch lokale Gäste in ein Hotel zum Speisen, Trinken und Plaudern kommen, ist ein kaum je erfüllter Traum von Hoteliers überall auf der Welt. Aber wenn ein Hotelzimmer besser gestaltet sein soll als das Schlafzimmer zu Hause, müssen es schon Stofftapeten mit Silberfäden sein, die eine Holzmaserung zeigen, um dem Gast etwas Besonderes zu bieten.

Während man im Altbauteil des «Trois Rois» Szenen eines Wes-Anderson-Films drehen könnte, gibt es im neuen Bauteil Orte, die David Lynch als Set inspirieren würden. Speziell die Flure mit ihren konvex-konkaven Wänden und dunklen Samtbespannungen inszenieren wirkungsvoll den aufregendsten Moment eines Hotelbesuchs: das erstmalige Öffnen der Zimmertür im Flur.

Hochrenaissance-Giebel mit neobarocken Motiven: Das Hotel Les Trois Rois am Rhein in Basel gilt als das älteste Stadthotel Europas, jetzt wurde es um ein ehemaliges Bankhaus erweitert.Hochrenaissance-Giebel mit neobarocken Motiven: Das Hotel Les Trois Rois am Rhein in Basel gilt als das älteste Stadthotel Europas, jetzt wurde es um ein ehemaliges Bankhaus erweitert.

Jakob Hentschel / Herzog & de Meuron