So funktioniert die „Schunkel-Technik“.© Carl Lipo
100 Meter in 40 Minuten – dank „Schunkel“-Technik
Im Experiment befestigten die Forscher zunächst Seile am Kopf der Moai-Statue und begannen dann, abwechselnd zu ziehen. Dadurch brachten sie die Figur allmählich ins Schaukeln – begünstigt durch deren abgerundete Basis. Weil der Schwerpunkt der tonnenschweren Steine durch die Vorwärtsneigung weit vorne liegt, lässt sich der Moai abwechselnd erst rechts dann links nach vorne schunkeln. Im Test bewegte sich die Steinstatue dadurch tatsächlich allmählich im Zickzack vorwärts.
„Hat man die Statue erst einmal in Bewegung gebracht, ist es gar nicht schwer – die Leute ziehen mit einem Arm. Das spart Energie und geht ziemlich schnell“, sagt Lipo. „Die Herausforderung besteht darin, sie überhaupt zum Schaukeln zu bringen.“ Mit nur 18 Personen gelang es dem Team, die Statue innerhalb von nur 40 Minuten 100 Metern weit zu bewegen – weit schneller als mit Baumstämmen oder Holzschlitten möglich.
„Die Physik passt“
Nach Ansicht des Teams bietet diese Methode die beste Erklärung dafür, wie die Rapa Nui die riesenhaften Statuen an ihre Plätze transportieren konnten. Dies bestätigte sich auch, bei einer Überprüfung mithilfe eines physikalischen Modells: „Die Physik passt“, sagt Lipo. „Was wir experimentell beobachtet haben, funktioniert tatsächlich. Und auch bei größeren Statuen klappt es. Je größer sie werden, desto konsistenter ist diese Transportmethode, weil es schlicht der einzige Weg ist, sie zu bewegen.“
Ein weiteres Argument liefert die Breite und konkave Form der „Straßen“ auf der Osterinsel: „Die Straße gehört zum Transport dazu“, erklärt Lipo. „Man sieht, wie sie sich überlappen und wie viele parallele Straßen existieren.“ Viele dieser Wege beginnen zudem an Steinbrüchen und enden an „gestrandeten“ Statuen. Lipo und Hunt vermuten, dass diese „Straßen-Moais“ beim Schunkel-Transport beschädigt wurden oder feststeckten und daher dort liegen gelassen wurden.
So bewegt man die riesenhaften Statuen der Osterinsel.© Binghamton University
Monumentale Ingenieursleistung
Die raffinierte Transporttechnik belegt die Anpassungsfähigkeit und Intelligenz der Menschen von Rapa Nui, wie die Forscher betonen. Denn diese Kultur habe mit begrenzten Ressourcen eine monumentale Ingenieursleistung vollbracht. „Es zeigt, wie unglaublich klug die Menschen von Rapa Nui waren“, sagt Lipo. „Sie entwickelten eine Methode, die zu ihren Ressourcen passte. Wir können viel von ihren Prinzipien lernen.“
Dank der Methode der „geschunkelten“ Moai konnten die Menschen der Osterinsel tonnenschwere Statuen mit minimalem Aufwand von Ressourcen und Arbeitskraft quer über die Insel transportieren. Die Technik stimmt zudem gut mit mündlichen Überlieferungen der Rapa Nui überein, nach denen die Moai von den Steinbrüchen aus an ihre Plätze liefen. (Journal of Archaeological Science, 2025; doi: 10.1016/j.jas.2025.106383)
Quelle: Binghamton University
9. Oktober 2025
– Nadja Podbregar