Leipzig – 36 Jahre nach der Friedlichen Revolution bekommt die „Heldenstadt“ endlich ihr Denkmal für Freiheit und Einheit! Am Abend wird auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz feierlich der Grundstein gelegt – mit prominenten Gästen, Musik, Tanz und dem Signal: Leipzig vergisst nicht, was 1989 begann.
Beim Leipziger Lichtfest, das in diesem Jahr im Zeichen des Denkmals steht, nehmen auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und Autorin Nino Haratischwili (42) teil.
Kretschmer besucht zuvor das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche, wo Pfarrer Bernhard Stief (46) predigt und Singer-Songwriter Max Prosa (36) musikalische Akzente setzt. Danach geht’s gemeinsam mit Bürgern und Gästen über den Lichtweg, vorbei an fünf Lichtkunstprojekten ost- und westdeutscher Künstler – ein leuchtendes Symbol für den Mut der Leipziger im Herbst ’89.
Am 9. Oktober 1989 fand in der Messestadt die erste große Montagsdemonstration in der DDR statt: 70.000 Menschen versammelten sich auf dem Karl Marx Platz und umrunden zum ersten Mal die Leipziger Innenstadt. Die Demo gilt als letzte Initialzündung für die Friedliche Revolution 1989
Foto: Andreas Kretschel
Leipziger sagen Ja zum Denkmal!
Laut aktueller Bürgerumfrage 2024 unterstützen 60 Prozent der Leipziger den Bau. Die Mehrheit will ein deutliches Zeichen der Erinnerung, damit auch die jungen Generationen verstehen, was 1989 auf den Straßen dieser Stadt begann. Mehr als die Hälfte der Befragten hält die Friedliche Revolution trotz aktueller Krisen wie Krieg und Klimawandel für weiterhin prägend für Leipzig.
Der Siegerentwurf „Banner, Fahnen, Transparente“ des Leipziger Büros ZILA-Architekten soll 2029 fertig sein. Das Denkmal wird in den neugestalteten Wilhelm-Leuschner-Platz integriert – im Einklang mit dem Landschaftskonzept „Ökotopia“ des Berliner Büros LOIDL.
Der Bund unterstützt das Projekt mit 5 Millionen Euro, der Freistaat Sachsen mit weiteren 2,5 Millionen Euro.
Mehr zum Thema17 Jahre Streit für ein Denkmal
Fast zwei Jahrzehnte wurde über das Freiheits- und Einheitsdenkmal gestritten, geplant, verworfen und neu gedacht. Schon 2007 beschloss der Bundestag, Leipzig solle ein Denkmal zur Friedlichen Revolution bekommen – doch Entwürfe scheiterten, Kosten explodierten, Architekten kamen und gingen.
Erst 2021 fand Leipzig mit dem Entwurf „Banner, Fahnen, Transparente“ seine Lösung. Jetzt, 17 Jahre nach dem ersten Beschluss, wird endlich gebaut – und Leipzig setzt das Zeichen, auf das es so lange gewartet hat.
Und in Berlin? Da wippt noch nichts!
Auch die Hauptstadt wollte ein Freiheits- und Einheitsdenkmal – doch das Projekt steckt fest. Schon 2007 beschloss der Bundestag die sogenannte „Einheitswippe“ vor dem Humboldt Forum: eine riesige, begehbare Schale, die sich bewegt, wenn Bürger gemeinsam auf ihr stehen – Symbol für Demokratie und Teilhabe.
So soll das Einheitsdenkmal in Berlin mal aussehen. Der Entwurf der Choreografin Sasha Waltz und der Stuttgarter Szenegrafen Milla & Partner hat den Titel „Bürger in Bewegung“
Foto: dpa
Doch gebaut wurde bisher kaum etwas außer dem Fundament. Kosten explodierten, Baufirmen gingen pleite, Termine platzten. Eigentlich sollte das Denkmal schon 2019 fertig sein – jetzt heißt es: frühestens 2026.