Berlin – Ein Konflikt unter den Ladeanbietern sorgt für Frust bei vielen Fahrern von Elektroautos. Gerade an städtischen Ladesäulen bekommen sie die Meldung „Technischer Fehler“ angezeigt. Korrekt ist das nicht, vielmehr geht es um einen Streit um eine Erhöhung der Strompreise zwischen Betreibern und Anbietern, wie BILD von den beteiligten Unternehmen bestätigt bekommen hat.

Betroffen sind Fahrer von Mercedes, BMW, Volvo sowie Kia und Subaru. Die Autohersteller haben für ihre Ladedienste eigens den Dienstleister Digital Charging Solutions (DCS) gegründet, der die Strompreise mit den Betreibern der Ladeinfrastruktur aushandeln soll. Darunter befinden sich 270 Stadtwerke mit etwa 27.000 Ladepunkten in Deutschland.

Brisant: Der Stromstreit spielt kurz vor dem Autogipfel an diesem Donnerstag in Berlin, bei dem Autoindustrie und Bundesregierung über die stockende Nachfrage nach E-Autos und den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sprechen wollen. Gerade die Hersteller fordern seit Monaten mehr öffentliche Ladepunkte – und stehen nun selbst mitten in einem Preisstreit, der Zehntausende davon für die deutsche E-Auto-Kundschaft unbrauchbar macht.

Rund 10 Prozent der Lade-Infrastruktur betroffen

Bis Ende August lief das Geschäft reibungslos. Dann bekam DCS nach eigenen Angaben Post von der Firma Smartlab – mit einem deutlichen Aufschlag bei den Strompreisen. Das Aachener Unternehmen Smartlab verhandelt die Verträge zwischen den Stromanbietern und DCS, die beiden Firmen bilden letztlich das Scharnier zwischen Autofahrern und Stromanbietern.

Anfang 2025 wurde Smartlab von Deutschlands größtem Flottentankkartenanbieter DKV Mobility übernommen. Nach der Übernahme änderten sich die Spielregeln: Smartlab hat unter DKV die bisherigen Verträge mit DCS gekündigt und daraufhin deutlich höhere Gebühren verlangt

Nach der Übernahme änderten sich die Spielregeln: Smartlab verlangt nun deutlich höhere Gebühren

Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Das Prinzip: Kunden von DCS können anbieterübergreifend mit einer App oder Ladekarte ihr Elektroauto laden. DCS bündelt somit den Zugang zu Zehntausenden Ladepunkten. Deshalb werden Verträge mit Stadtwerken geschlossen, um die Nutzung der rund 27.000 kommunalen Ladestationen zu ermöglichen. Dieses System ist jedoch nun blockiert.

„Wir sind konfrontiert mit einer Preisforderung, die wir für nicht akzeptabel halten“, sagt eine DCS-Sprecherin zu BILD. DCS befinde sich derzeit in Gesprächen mit Smartlab, um sich auf vertretbare Preise zu einigen. Ob das gelingt, ist offen.

DCS betont gegenüber BILD, die betroffenen Kunden seien über die eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit informiert worden. In sozialen Netzwerken und Foren berichten Fahrer jedoch, sie hätten erst an der Ladesäule selbst von der Sperrung erfahren – durch die lapidare Anzeige „Technischer Fehler“

In sozialen Netzwerken und Foren berichten Fahrer, sie hätten erst an der Ladesäule selbst von der Sperrung erfahren

Foto: Sven Hoppe/dpa

Der Hintergrund für den geforderten Preisschub: Smartlab wurde Anfang 2025 von Deutschlands größtem Tankkartenanbieter DKV Mobility übernommen. Auf Anfrage teilte ein DKV-Sprecher mit: Die Preisgestaltung orientiere sich stets an marktüblichen Standards und gewährleiste faire Bedingungen für alle Beteiligten.

Nach eigener Aussage hat DCS mehr als eine Million Kunden in gut 30 Ländern, die rund 980.000 Ladesäulen nutzen können. Wie viele DCS-Kunden von dem Problem betroffen sind, ließ DCS offen.