Hannover – Antisemitische Schmierereien, eingeritzte Hakenkreuze auf dem Mahnmal, herausgebrochene Tafeln. Immer wieder wurde die Gedenkstätte für die Verfolgung jüdischer NS-Opfer in Hannover-Ahlem in den vergangenen Jahren Ziel des Hasses. Am Donnerstag verurteilte das Amtsgericht einen Rechtsextremisten, der Gedenkkränze verwüstet hatte.

Zwei Tage nach der Kranzniederlegung zur Erinnerung an den Holocaust am 27. Januar 2025 hatte Angelos L. (26) Gewinde umgeworfen, zertreten und entwendet. Aufnahmen aus den Überwachungskameras halfen der Polizei, dem wegen Volksverhetzung vorbestraften Neonazi aus Seelze (Region Hannover) auf die Spur zu kommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung sicherten die Ermittler u.a. eine historische Maschinenpistole, Munition, eine Schreckschusspistole sowie ein Springmesser.

Bild der Schande: die zerstörten Kränze zum Gedenken an die jüdischen NS-Opfer

Bild der Schande: die zerstörten Kränze zum Gedenken an die jüdischen NS-Opfer

Foto: Region Hannover/Stefanie Burmeister

Neonazi flüchtete nach Ungarn

Der mit europäischem Haftbefehl gesuchte Angelos L. setzte sich nach Ungarn ab. Im Mai nahm eine Anti-Terror-Einheit der ungarischen Polizei den 26-Jährigen am Bahnhof in Budapest fest. Anschließend wurde er nach Deutschland ausgeliefert.

Ungarische Beamte der Anti-Terroreinheit TEK bei der Festnahme des untergetauchten 26-Jährigen in Budapest

Ungarische Beamte der Anti-Terroreinheit TEK bei der Festnahme des untergetauchten 26-Jährigen in Budapest

Foto: UNGARISCHE POLIZEI/TEK

Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage u.a. wegen Sachbeschädigung und illegalen Waffenbesitzes. Im Prozess vor dem Amtsgericht räumte Angelos L. die Anklagevorwürfe ein. Seine Verteidigerin Antje Heister: „Es tut ihm entsetzlich leid. Die U-Haft hinterließ einen nachhaltigen Eindruck auf ihn.“

L., einst Mitglied bei der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ (vorher NPD) habe sich von der radikalen Szene losgesagt und wolle aussteigen, so die Anwältin.

Mehr zum ThemaRichter: „Andenken mit Füßen getreten“

Seinen damaligen Vandalismus habe er als Zeichen gegen den „Schuldkult“ und die Betreiber der Gedenkstätte verstanden, die „linke Workshops gegen Rechts“ veranstalteten. Er habe mit der Tat auch Mitstreitern imponieren wollen, erklärte der Angeklagte mit griechischen Wurzeln.

Urteil: zwei Jahre Haft auf Bewährung, dazu muss er als Auflage 2000 Euro zahlen sowie an einem Aussteigerprogramm teilnehmen. Der Richter: „Sie haben das Andenken an die Opfer buchstäblich mit Füßen getreten.“