Israel und die Terrororganisation Hamas stimmten in einem als „historisch“ gefeierten Moment der ersten Phase des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump zu. Trump bezeichnete das Abkommen als ersten Schritt „hin zu einem starken, dauerhaften und ewigen Frieden. Alle Parteien werden fair behandelt!“, schrieb er auf der Plattform Truth Social.

Shosh Bedrosian


Krieg in Nahost
++ Israel: Gaza-Plan von beiden Seiten unterzeichnet ++

Israel hat die beidseitige Unterzeichnung des „endgültigen Entwurfs“ zur ersten Phase einer Waffenruhe im Gazastreifen bekannt gegeben. Laut UN befinden sich rund 170.000 Tonnen H…

Die Vereinbarung sehe ein Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen, einen Rückzug des israelischen Militärs, Zugang für Hilfsgüter in das Küstengebiet und einen Austausch von Geiseln und Häftlingen vor, hieß es in einer Mitteilung der Terrororganisation. 

Deborah Kämper ist die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Mannheim. Sie hat selbst Freunde und Verwandte in Israel. Für sie ist die erzielte Einigung ein historischer Moment. Trotzdem blickt sie mit gemischten Gefühlen auf den Deal: „Ich bin erstmal sehr erleichtert. Für die Geiseln, die Familien und natürlich auch für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Es ist aber auch viel Beklommenheit dabei.“ Beklommenheit, weil sie sich Sorgen über den Gesundheitszustand der Geiseln mache.

Chris Rihm von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Mannheim hofft, dass mit dem Deal die Anfeindungen gegen Jüdinnen und Juden in der Stadt nachlassen – und das künftig wieder ein Dialog geführt wird: „Das war in den letzten Monaten und zwei Jahren nicht möglich. Aber man muss auch mal wieder miteinander reden, anstatt übereinander oder gegeneinander.“ Er meint damit, dass es nur getrennte Kundgebungen in der Stadt gibt: für die Betroffenen in Gaza auf der einen Seite und die Geiseln und Israel auf der anderen Seite. 

Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demo am Donnerstag in Mannheim

Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demo am Donnerstag in Mannheim

Aus den Reihen mehrerer Teilnehmer einer Pro-Palästina-Demonstration am Mannheimer Hauptbahnhof heißt es am Donnerstag: „Wir sind auch erleichtert“. Gleichzeitig sei man aber auch misstrauisch. Aufgrund der Erfahrungen mit den letzten Waffenruhen, die nicht gehalten haben, sei man hier nicht optimistisch. Außerdem würde man in jedem Fall weiter demonstrieren. Zu groß seien weitere „Missstände“, wie zum Beispiel Israels Siedlungspolitik im Westjordanland. 

In Stuttgart leitet Oron Haim das Friedensprojekt „Sukkat Salam“, in dem sich jüdische und muslimische Ehrenamtliche für Gemeinsamkeiten und Solidarität einsetzen. Der 30-Jährige kommt aus Israel und lebt seit acht Jahren in Stuttgart. Für ihn löst die Einigung zwischen Israel und der Hamas noch keine allzu große Erleichterung aus: „Ich kenne diese Hoffnung, die dann leider auch immer schnell wieder vergeht. Das kenne ich seit meiner Kindheit. Oft ist es ein Schritt nach vorne und zwei zurück, wir sind einfach müde. Aber außer zu hoffen, können wir nichts machen.“

Frieden für das palästinensische Volk sei sein Lebensthema sagt Ahmad al Saadi über sich selbst. Der 35-Jährige hat seit vergangenem Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft, fühlt sich aber weiterhin auch als Palästinenser. Er arbeitete bis vergangenes Jahr für die Stuttgarter Organisation Schalom und Salam, die sich für Frieden zwischen Juden und Muslimen in Deutschland engagiert.

Heute arbeitet er mit israelischen Partnern und Organisationen wie der School of Peace daran, Räume für Dialog und Frieden zu schaffen „Ich sehe das sehr vorsichtig, es gab auch letztes Jahr solche Gespräche und danach wurde es sogar noch schlimmer. Bei mir lebt aber immer die Hoffnung, das ist mir auch wichtig, auch für meinen Alltag. Und auch wenn der Krieg zu Ende ist, gibt es noch unglaublich viel zu tun.“