Noch drei Wochen, dann startet die 49. Duisburger Filmwoche mit ihrer Vorjubiläumsausgabe. In der Zeit zwischen dem 3. und 9. November zeigt das Wettbewerbsprogramm 22 Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das diesjährige Motto des Filmfestivals lautet „Halt“.
„Halt hat für uns eine doppelte Bedeutung“, sagte Festivalleiter Alexander Scholz auf der Programm-Pressekonferenz am Mittwoch im Filmforum. „Der Begriff steht einerseits für das ‚Stopp!‘ – das Grenzen setzen, Intervenieren, Nein-Sagen zu Entwicklungen, die uns bedrängen. Andererseits klingt darin die Sehnsucht nach Rückhalt an: nach Solidarität, nach einem Moment des Atemholens. Der Dokumentarfilm ist besonders sensibel für die Spannung zwischen diesen scheinbar gegensätzlichen Impulsen.“ Doch das Motto sei nie das inhaltliche Thema des Festivals, sondern – und das schon seit den 1980er-Jahren – ein aktuelles Statement der Duisburger Filmwoche zum Hier und Jetzt.
Aus den rund 600 eingereichten Filmen hat eine sechsköpfige Kommission 22 ausgewählt, darunter 15 Langfilme und sieben kurze bis mittellange Filme. Alle diese Filme bewerben sich um diesmal insgesamt sechs verschiedene Preise. Diese sind der ARTE-Dokumentarfilmpreis, dotiert mit 6.000 Euro, der 3sat-Dokumentarfilmpreis, dotiert mit ebenfalls 6.000 Euro, der Preis der Stadt Duisburg, dotiert mit 5.000 Euro, der Nachwuchspreis des Landes NRW „Carte blanche“, dotiert mit ebenfalls 5.000 Euro, der in diesem Jahr erstmals zu verleihende „Andocken“-Preis der Film- und Medienstiftung NRW, dotiert mit weiteren 5.000 Euro sowie der Publikumspreis der Rheinischen Post, dotiert mit 1.000 Euro. Die Preisverleihung findet am 8. November statt.
Die Duisburger Filmwoche genieße in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus einen guten Ruf, betonte am Mittwoch stolz die Duisburger Beigeordnete für Bildung, Arbeit und Soziales, Astrid Neese, und lobte in dem Zusammenhang den neuen Preis der Film- und Medienstiftung des Landes. Kulturvermittlung sei ohnehin seit Jahren ein zentraler Arbeitsschwerpunkt der hiesigen Volkshochschule, ergänzte dessen Leiter Volker Heckner. Neese: „Duisburg bekennt sich zur Filmwoche!“
Diese Wertschätzung freute Scholz wiederum, der anschließend drei vierminütige Ausschnitte aus Filmbeiträgen des diesjährigen Programms zusammen mit seiner Pressereferentin Mareike Theile präsentierte. „Die getroffene Auswahl der Filme ist vielstimmig“, sagte er. „Die Filme sind kein Debattenbeitrag, sie sind eine Einladung zur Wahrnehmung. Unser Programm behauptet nicht, es zeigt.“
Eröffnet wird die 49. Duisburger Filmwoche am Montag, 3. November, mit dem Film „My Boyfriend El Fascista“. Der Regisseur des Films Matthias Lintner, der bereits 2019 mit dem Film „Träume von Räumen“ auf der Filmwoche war, filmt hier seinen Partner Daniel, der sich als Exil-Kubaner aktivistisch engagiert und – enttäuscht vom kommunistischen Regime – zunehmend nach rechts driftet. Die 95-minütige Dokumentation ist eine deutsche Erstaufführung.
Ebenfalls als deutsche Erstaufführung, doch „etwas weniger dokumentarisch“ (Scholz), präsentiert sich am Freitag, 7. November, der Film „B wie Bartleby“ von Angela Summereder, einer renommierten Filmemacherin aus Österreich, wie der Festivalleiter betonte. 72 Minuten dauert die essayistische Auseinandersetzung mit Sprache, basierend auf der Erzählung „Bartleby, der Schreiber“ von Herman Melville.
Neben den Wettbewerbsfilmen gibt es darüber hinaus weitere Filmbeiträge als Rahmenprogramm, darunter am Sonntag, 9. November, dem Schlusstag des Festivals, die zweistündige Dokumentation „Jenseits des Krieges“ aus dem Jahr 1996 von der ebenfalls aus Österreich stammenden Ruth Beckermann. Der Film hat als Szenerie die Ausstellung „Vernichtungskrieg“, der die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht dokumentiert. Dort sprechen Menschen, die damals dabei waren, ihre Erinnerungen ungeschminkt in die Kamera, und zwar nach dem Motto: reden statt schweigen.