Die dritte Freundschaftsanfrage des Von der Heydt-Museums richtet sich an den Bildhauer Markus Karstieß. Er widmet sich konsequent und innovativ dem archaischen Werkstoff Kermamik und verleiht ihm zeitgenössische Aktualität. Seine teils großformatigen Skulpturen sind zugleich glamourös und rätselhaft. Die schillernden Lasuren der Oberflächen wirken malerisch, die Formen sind eigenwillig. Sie changieren zwischen Mensch und Fabelwesen, zwischen Figuration und Abstraktion.

Die Freundschaftsanfrag ist eine Ausstellungsreihe, in der das Von der Heydt-Museum renommierte zeitgenössische Kunstschaffende einlädt, sich mit den reichhaltigen Beständen des Hauses auseinanderzusetzen. Markus Karstieß nutzt das zur Selbstbefragung. Seine Werke treten in unmittelbaren Austausch mit den berühmten Hauptwerken aus der Sammlung zur Kunst der klassischen Moderne. Seine rund 30 Skulpturen treten in Dialog mit rund 40 Gemälden, Grafiken und Skulpturen aus dem Museums-Bestand. Darunter sind Bilder von Paula Modersohn-Becker und Edvard Munch. 

Markus Karstieß wurde 1971 in Haan geboren und hat an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert. Er hatte Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen im In- und Ausland. Seit 2017 leitet er die Klasse Freie Kunst Keramik am Institut für Künstlerische Keramik und Glas der Hochschule Koblenz. 

Der Dieter-Krieg-Preis „Allen Malern herzlichen Dank“ geht in diesem Jahr an das Von der Heydt-Museum. Damit kann ein Werk von Jaana Caspary erworben werden. Der Neuzugang wird mit einer Ausstellung gefeiert, die einen Einblick in die Arbeit der Wuppertaler Bildhauerin gibt. 

Jaana Casparys Werke orientieren sich am realen Gegenstand. Abformungen von banalen Objekten des Massenkonsums mit minimalistischen Grundformen bilden die Grundlage ihrer Skulpturen, die die ursprüngliche Form nur noch erahnen lassen. Sie formt den realen Gegenstand ab und überträgt ihn in ein anderes Material, vervielfältigt seine Grundform, spiegelt sie oder ändert die Perspektive. In der Ausstellung wird eine facettenreiche Auswahl von großformatigen Skulpturen und Wandreliefs neben kleineren Formaten präsentiert. Da hängt die Couchgarnitur in ungewohntem Blickwinkel an der Wand, der Neuzugang „double box“ ist ebenfalls zu sehen.

Jaana Caspary wurde 1988 in Wuppertal geboren und arbeitete während Ausbildung und Studium als Assistenz im Atelier von Tony Cragg. 2014 machte sie ihren Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf im Fach Bildhauerei. Seither hatte sie zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen und erhielt den Förderpreis der Stadt Karlsruhe.

Vom Bildhauer zum Konzeptkünstler: Das Von der Heydt-Museum ehrt Guido Jendritzko anlässlich seines 100. Geburtstages mit einer Ausstellung. Sie gibt Einblick in das umfangreiche und vielseitige Werk des in 1925 in der Niederlausitz geborenen und in Berlin ausgebildeten Künstlers und documenta-Teilnehmers. Es reicht von frühen Skulpturen und Grafiken über seine Aktions- und Performancekunst der 1970er-Jahre sowie Fotoarbeiten der 1980er-Jahre bis zu seinen späten seriellen Arbeiten. 

Die Ausstellung verdeutlicht, wie Jendritzko seine Arbeitsweise ab den frühen 1970er-Jahren radikal änderte. Er schuf das Genre der „Intim-Performance“, das sich um das Verhältnis Mann-Frau drehte. Ab den 1980er-Jahren konzentrierte sich Jendritzko auf die Fotografie. Groß angelegte Fotoinstallationen thematisieren die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Jendritzko entwickelte sich vom klassischen abstrakten Bildhauer zum zeitkritischen und kulturpolitisch interessierten Konzeptkünstler. Heute gehören acht Skulpturen, zahlreiche Tuschezeichnungen und Arbeiten mit Fotografie zur Sammlung des Von der Heydt-Museums. Jendritzko lebte seit 1964 in Wuppertal und unterrichtete an der Werkkunstschule. 2009 starb er in Wuppertal.