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Gewohntes Bild: Die Lkw-Spur auf der A1 vor der Weserbrücke staut sich kilometerweit.Gewohntes Bild: Auf der Autobahn 1 staut sich fast rund um die Uhr der Verkehr kilometerweit in beide Fahrrichtungen vor der Weserbrücke. © Gregor Hühne

Pendler und Unternehmer aus dem Landkreis Diepholz leiden unter langen Staus auf der A 1 infolge der maroden Weserbrücke. Das beeinträchtigt die Logistik stark. Abhilfe ist erst ab Ende der 2030er-Jahre in Aussicht.

Der tägliche Mega-Stau vor der Bremer Autobahn-Weserbrücke auf der A1 macht Pendlern und der Wirtschaft im Landkreis Diepholz sowie in der gesamten Region zu schaffen. „Mitarbeiter melden, dass es mit dem Arbeitsweg aufwändiger wird und sie mehr Anfahrzeit benötigen“, berichtet David Schulz, Geschäftsführer des Verpackungsspezialisten Bormann plus aus Weyhe. Häufig verlängere sich deswegen der morgendliche Arbeitsweg mit dem Auto in Richtung des Weyher Gewerbegebiets um 20 bis 30 Minuten – vor allem zu Wochenbeginn, so Schulz. „Der Rückstau reicht teilweise bis nach Kirchweyhe, an einzelnen Tagen sogar bis zur Classic-Tankstelle.“

Fahrplan der Arbeiten an der A 1-Weserbrücke

August 2025 bis September 2026 Fahrtrichtung Hamburg gesperrt
September 2026 bis Dezember 2027 Fahrtrichtung Osnabrück gesperrt
Dezember 2027 bis April 2028 keine Einschränkungen
Ab dem Jahr 2030 Beginn des Neubaus der A1-Weserbrücke
Ende 2030er-Jahre Fertigstellung des Brückenneubaus

Nach der Instandsetzung soll Anfang der 2030er-Jahre mit einem Brückenneubau begonnen werden, berichtet Deges-Sprecher Ulf Evert auf Anfrage der Mediengruppe Kreiszeitung. „Jetzt geht es um die Detailplanung.“ Die weiteren Schritte seien „abhängig von der Politik“, so Evert, „diese muss die Mittel bewilligen“. Der Pressesprecher zeigt sich optimistisch, dass mit dem Neubau pünktlich begonnen werde, das Vorhaben stehe als vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan. Die derzeitige Sanierung der Brücke „wird Ende 2028 fertig sein“, zeigt sich Evert zuversichtlich.

Der Zeitplan des Brückenneubaus sei dagegen weniger belastbar. „Da gibt es viele Unwägbarkeiten“, sagt Evert. Einen Fertigstellungstermin zu nennen, sei nicht seriös. Niemand könne heute schon sagen, was es für Umwelthürden gebe, wie der Untergrund beschaffen sei oder wie intensiv die Feststellungsplanung beklagt werde. „Gehen Sie mal davon aus, dass es im nächsten Jahrzehnt fertig wird.“

Auch die Ausweichrouten seien stark frequentiert. „Für unseren Geschäftsbetrieb bringt die Baustelle vor allem Herausforderungen im Bereich der Logistik mit sich“, erklärt Schulz. „Die von uns beauftragten Speditionen sind täglich mit unseren Anlieferungen und Abholungen betraut und müssen häufig lange Wartezeiten im Stau in Kauf nehmen.“ Dies führe zwangsläufig zu Verzögerungen und Terminverschiebungen. Gerade das letzte Stück auf der Autobahn sei ein Nadelöhr: Während das Navi 10 bis 15 Minuten anzeige, komme es laut Schulz nicht selten vor, dass die Fahrer 40 Minuten länger für die Strecke brauchten. Wenn dann noch ein Unfall auf der Autobahn ist, stehe der Verkehr vollends.

„Wir können nur ausharren“, sagt Schulz. Gleichzeitig habe er Verständnis für die Bauarbeiten und hält es für wichtig, dass in Infrastruktur und Verkehrssicherheit investiert wird. „Solche Maßnahmen sind langfristig notwendig und sinnvoll – auch wenn sie kurzfristig Herausforderungen mit sich bringen.“ Investitions-Entscheidungen verschiebe das Unternehmen wegen der A1-Baustelle jedoch nicht, versichert der Geschäftsführer.

Tobias Diers, Fahrer und Disponent bei Diers Transport aus Wehrbleck, macht die Baustelle auf der Bremer Autobahnbrücke seinerseits zu schaffen – und zwar täglich. Seine Leute fahren regelmäßig nach Hamburg und zurück. „Wir kommen aus dem Raum Sulingen und fahren dann über Thedinghausen/Achim“, schildert Diers. Für die Ausweichroute rechnet der Disponent 15 bis 20 Minuten mehr Fahrtzeit ein. Über die A 1-Weserbrücke würde der Weg hingegen – inklusive der Stauzeit – 30 bis 45 Minuten länger dauern. „Wenn wir aus Hamburg kommen und dann nach Osnabrück müssen, verlieren wir sogar eine dreiviertel Stunde bis Stunde.“

Aus den Verzögerungen resultiere ein weiteres Problem: „Oft kriegen wir die Touren nicht fertig und können dann beim Kunden nicht entladen“, sagt Diers. Wenn die Lkw nicht bis zu einer bestimmten Zeit beim Kunden ankämen, weil sie eine Stunde im Stau stünden, sei niemand mehr vor Ort und die Fahrer müssten bis zum nächsten Morgen warten. Die Frachtkosten würden pro gefahrenem Kilometer abgerechnet. „Die Kunden zahlen nicht mehr, weil wir wegen einer Baustelle länger brauchen“, erklärt Diers, dafür könne der Kunde schließlich nichts.

Wie weiter? „Ich sehe da schwarz“, zeigt sich Diers resigniert. Es gebe bei den drei Weserbrücken in der Region Bremen „keine vernünftige Umleitungsstrecke über die Weser“, kritisiert der Disponent. Auch die Ausweichroute durch die Bremer Stadt B75/B6 sei zu Stoßzeiten voll. Das Unternehmen versuche, Touren umzuplanen oder morgens früh oder abends über die Brücke zu fahren. Was laut Diers für Abhilfe sorgen könnte: Nach Möglichkeit keine parallelen Baustellen auf den Weserbrücken sowie stellenweise auf der A 1 das Überholverbot für Lkw aufzuheben mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h, damit sich zumindest der Zubringerverkehr zwischen den zahlreichen Lastwagen einfädeln könne.

Brückenneubau soll in 15 Jahren fertig sein

Aktuell ertüchtigt die Deges im Auftrag der Autobahn GmbH des Bundes das marode Bauwerk. Auf der Autobahn 1 stauen sich derweil wegen notwendiger Spurverengungen vor allem Lastwagen oft 15 bis 20 Kilometer in beide Richtungen vor der Weser-Überquerung. Doch auch Zubringerstraßen zur A 1 sind durch Rückstaus betroffen.